Zahnärzte sehen drohenden Ärztemangel vor allem auf dem Land

Noch ist die Zahnarzt-Versorgung für Patienten in Brandenburg
insgesamt gut - doch die Branche warnt vor Engpässen mancherorts.
Künftig könnten es aus ihrer Sicht ein Viertel weniger Zahnärzte
sein.

Potsdam (dpa/bb) - Die Zahnärzte in Brandenburg befürchten angesichts
von Bürokratie und Überalterung in den kommenden Jahren einen
drohenden Ärztemangel. «Sie müssen damit rechnen, dass wir innerhalb

der nächsten fünf bis zehn Jahre 25 Prozent der Zahnärzte verlieren
werden», sagte der Vorstandschef der Kassenzahnärztlichen Vereinigung
Brandenburg, Eberhard Steglich, am Freitag in Potsdam. «Die werden
wir auch nicht wieder nachfüllen können.» Es bahne sich auch ein
Mangel an Zahnarzthelferinnen und -helfern an. Er schlug vor, dass es
für angehende Zahnärzte bei einer Verpflichtung zur Arbeit auf dem
Land eine Förderung im Studium mit Stipendien gibt - ähnlich wie für

künftige Landärzte.

Die Zahnärzte klagen über zu viel Bürokratie vor allem von der
Europäischen Union. Der Präsident der Landeszahnärztekammer, Jürgen

Herbert aus Cottbus, zeigte sich besorgt, dass kein Nachwuchs mehr
nach Brandenburg kommt, «weil wir von Bürokratie erschlagen werden».

Er nannte als Beispiele die Vorgaben für die Reinigung, Desinfektion
und Sterilisation medizinischer Instrumente sowie für barrierefreie
Praxen. Dazu kommt ein hohes Durchschnittsalter: Ein Viertel der
Kolleginnen und Kollegen sei über 60 Jahre alt und werde in den
nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. Die Zahnärzte planen keinen
Protest, aber eine Informationskampagne. Sie betonten, es gehe ihnen
nicht um Geld. 

Der nach Verbandsangaben mit 33 Dienstjahren dienstälteste Präsident
einer Landeszahnärztekammer bundesweit betonte: «Unterversorgung
haben wir noch nicht.» Er wies aber darauf hin, dass nach seinen
Angaben beispielsweise in Cottbus keine Termine für neue Patienten
mehr möglich sind. Die Zahnärzte sehen vor allem auf dem Land
mögliche Lücken in den kommenden Jahren. Die Vizepräsidentin der
Bundeszahnärztekammer, Romy Ermler aus Potsdam, machte auch Barrieren
für die Tätigkeit junger Zahnärztinnen aus. Wegen der Struktur der
Kita-Öffnungszeiten könnten viele Frauen nicht in Vollzeit arbeiten
sagte sie.

Bei den Zahnärzten gilt der Landkreis Potsdam-Mittelmark nach
jüngsten Angaben des Gesundheitsministeriums mit einem
Versorgungsgrad von 81,1 Prozent als der Landkreis mit der geringsten
Ärztedichte. Für eine hundertprozentige Versorgung fehlten dort 25
Zahnärztinnen und Zahnärzte. Frankfurt (Oder) hat dagegen nach
Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg bei
Zahnmedizinern einen Versorgungsgrad von 142,2 Prozent. Mit 117,9
Prozent gilt auch Potsdam als überversorgt.