Lauterbach für bessere Abstimmung der Versorgung

Im Gesundheitswesen gibt es formal voneinander getrennte Sektoren: Da
sind die Praxen und andererseits die Krankenhäuser. Muss das so
bleiben?

Berlin (dpa) - Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich für
eine stärker aufeinander abgestimmte Versorgung in Praxen und
Kliniken ausgesprochen. «Ein ineffizientes System können wir uns
nicht mehr leisten», sagte der SPD-Politiker am Freitag. Unnötige
Krankenhausaufenthalte, fehlende Abstimmung zwischen Praxis und
Klinik sowie unnötiger Personaleinsatz seien weder im Interesse der
Patienten, noch der Behandelnden und schon gar nicht im Interesse der
Gemeinschaft. «Um das System fit zu machen für die Behandlung der
Babyboomer-Generation, müssen wir ambulante und stationäre Versorgung
besser aufeinander abstimmen.»

Lauterbach nahm eine neue Stellungnahme einer Regierungskommission
zur Zukunft der Krankenhausversorgung entgegen. Ohne ein Aufbrechen
der Sektorengrenzen werde die zu erwartende Zahl der Fachärztinnen,
Fachärzte und Pflegekräfte für eine gute Versorgung künftig nicht
ausreichen, machte der Minister deutlich.

Der Leiter des Gremiums, Tom Bschor, sagte, kluge Konzepte zum Umgang
mit dem sich weiter verschärfenden Fachkräftemangel seien
entscheidend für eine hochqualitative Versorgung in der Zukunft.
Inzwischen sei der Reformbedarf so drängend geworden, dass eine
Generalüberholung des Systems anzugehen sein. Hierzu gehöre,
Behandlungen ambulant statt vollstationär in Kliniken vorzunehmen und
eine gezielte Behandlungssteuerung zu fördern.

Die Kommission schlägt unter anderem vor, mit der geplanten
Krankenhausreform kleinere Häuser in ländlichen Regionen für eine
«sektorenübergreifende Versorgung» aufzubauen. Sie sollten vorrangig

ambulante Behandlungen ohne Übernachtung anbieten und bei
Unterversorgung in einer Region einspringen. An den Standorten könnte
es vielfältige Angebote auch mit Apotheken, Praxen, Sanitätshäusern
geben. 

Mittel- und langfristig könnte der Kommission zufolge ein
«Primärarztsystem» aus Allgemeinmedizinern, Internisten,
Kinderärzten, Gynäkologen und Psychiatern aufgebaut werden. Es könnte

dann auch eine Steuerung von Patientinnen und Patienten durch die
Versorgung übernehmen.