Patienten-Stiftung fordert Überprüfungen der deutschen Arztpraxen

Ärzte wollen Patientinnen und Patienten effizienter durchs
Gesundheitswesen lotsen. Patientenschützer kontern: Sie wollen erst
Prüfungen, wie gut die einzelnen Praxen überhaupt sind.

Berlin (dpa) - Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte in Deutschland
sollten nach Ansicht der Deutschen Stiftung Patientenschutz
unabhängig auf ihre Qualität und Erreichbarkeit überprüft werden. D
as
sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur in
Berlin vor dem Deutschen Ärztetag. «Ärztliche Standesvertretungen und

Gesundheitspolitik überschlagen sich mit Vorschlägen zur
Patientensteuerung», sagte Brysch. «Dabei muss zunächst die Arbeit
der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in den Blick genommen
werden.»

Angesichts des Ärztemangels in Teilen Deutschlands hatte sich
Ärztepräsident Klaus Reinhardt für eine effektivere Nutzung
vorhandener Kapazitäten ausgesprochen. Im Blick des Ärztetags steht
eine stärkere Steuerung der Patientinnen und Patienten. Reinhardt
sieht das deutsche Gesundheitswesen von kaum gesteuertem Zugang und
unstrukturierter Inanspruchnahme gekennzeichnet, wie er der dpa
gesagt hatte. «Das muss sich ändern.» Der Ärztetag wird am Dienstag

in Mainz mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)
eröffnet.

Brysch forderte, «Qualität und Erreichbarkeit der Praxen endlich
extern zu überprüfen». Es reiche nicht aus, immer mehr Geld ins
System zu pumpen. «Die Arbeitsqualität im niedergelassen
medizinischen Sektor ist weiterhin die große Unbekannte», sagte
Brysch. Herausragendes medizinisches Engagement und schlechte
Leistung würden gleich bezahlt.

Als «überfällig» forderte Brysch eine Systemumstellung auf Grundlag
e
verbindlicher Qualitätsmerkmale im ambulanten Bereich. Existierende
Regeln der Kassenärztlichen Vereinigungen reichten nicht. Brysch
forderte Lauterbach auf, den Medizinischen Dienst der Krankenkassen
zu beauftragen, Praxen auf Qualität und Präsenz zu kontrollieren.
Prüfungen gibt es bereits für Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser.


Brysch verwies auf den Krankenhaus-Atlas, in dem Patientinnen und
Patienten neuerdings online Informationen zu den einzelnen Kliniken
finden können. «Ähnlich dem Klinikatlas braucht es einen unabhängig
en
Praxisatlas. Flankierend dazu muss ein verlässliches Bewertungsportal
die Zufriedenheit der Patienten erfassen.»