Patientenberatung startet bundesweit neu

Neustart nach monatelanger Pause: Die Unabhängige Patientenberatung
Deutschland ist mit einer anderen Struktur zurück. Ein Ausbau der
Angebote ist geplant.

Berlin (dpa) - Wer als Patient oder Patientin Rat sucht, kann sich
nach einer monatelangen Pause nun wieder an die Unabhängige
Patientenberatung Deutschland (UPD) wenden. Zum Wochenbeginn
starteten zunächst 40 Fachkräfte aus Medizin, Zahnmedizin,
Psychologie, Recht und anderen Disziplinen telefonische Beratung, wie
der neu bestellte UPD-Vorstand Sven Arndt am Montag in Berlin
mitteilte. Die Telefonnummer ist 0800 011 77 22. Zunächst gehe man
von rund 100 Anfragen pro Tag aus - aber wolle das Angebot «zügig
ausbauen».

Anrufen kann man etwa, um gemeinsam mit den Expertinnen und Experten
die eigene Situation zu sortieren und nächste Schritte zu überlegen.
«Wir lotsen Sie durch unser Gesundheitssystem und helfen Ihnen,
geeignete Anlaufstellen zu finden», verspricht die UPD. Die
Beraterinnen und Berater sollen zu guten Informationen zu
Gesundheitsfragen verhelfen oder mit den Ratsuchenden den nächsten
Arztbesuch vorbereiten. 

«Zusätzlich helfen wir Ihnen, sich mit Ihrer Krankenkasse in
Verbindung zu setzen und unterstützen Sie bei rechtlichen Fragen im
Zusammenhang mit Ihrer Gesundheit», so die UPD. Diagnosen oder
Zweitmeinungen würden nicht angeboten, einzelne Praxen oder
Krankenhäuser nicht empfohlen, Arzttermine nicht vermittelt. 

Gemäß gesetzlichem Auftrag würden in der zweiten Jahreshälfte zudem

16 regionale Beratungsstellen aufgebaut, sagte Arndt. Er hoffe, dass
es noch mehr würden.  Partner vor Ort würden nun gesucht.

«Schließen Versorgungslücke»

Der Patientenbeauftragte des Bundes, Stefan Schwartze, sagte: «Wir
schließen heute eine fast sechsmonatige Versorgungslücke.» Der
Bundestag hatte im März 2023 eine Umwandlung der früheren UPD als
Stiftung beschlossen. Im Dezember wurde die telefonischen Beratungen
des bisherigen Trägers der UPD eingestellt. Sie war zuvor als
gemeinnützige Gesellschaft aufgestellt gewesen. Die neue Stiftung
wird von den Krankenkassen mit 15 Millionen Euro pro Jahr
finanziert. 

Schwartze sagte, der Verband der privaten Krankenversicherung habe
einen Einstieg in die Stiftung zugesagt, es gehe dabei entsprechend
ihrem Versichertenanteil um sieben bis acht Prozent der
Stiftungsmittel. «Beide Geldgeber dürfen auf die Tätigkeit der
Stiftung keinen Einfluss nehmen», stellt die UPD fest.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte eine «staatsferne und
unabhängige Struktur» für die UPD angekündigt. 

Kritik und Klagen

Von früheren UPD-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern sind noch 29
Klagen gegen die Stiftung auf Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses
anhängig, hießt es. Bei der UPD und dem Patientenbeauftragten geht
man aber davon aus, dass kein Betriebsübergang auf die Stiftung
erfolgt sei. Doch wie die Arbeitsgerichte entscheiden, werde erst bei
den von Mai bis November anvisierten Gerichtsterminen deutlich.

Der frühere Betrieb der Patientenberatung durch einen privaten
Gesundheitsdienstleister und die Rolle der Krankenkassen als
Geldgeber hatten in der Vergangenheit Kritik und Sorgen um die
Unabhängigkeit der UPD hervorgerufen.  Träger war eine
Callcenter-Firma. Der Bundesrechnungshof hatte bereits 2020
unwirtschaftliche Mehrfachstrukturen kritisiert. Zudem rufe die
Abhängigkeit der UPD von der Träger-Firma und weiteren Unternehmen
den Eindruck fehlender Unabhängigkeit und Neutralität hervor, so der
Rechnungshof. Es folgte eine politische Debatte über die Zukunft der
UPD. In ihrem Koalitionsvertrag kündigten SPD, Grüne und FDP 2021 an,
die UPD in eine unabhängige Struktur zu überführen. 

Verbraucherschützer begrüßten den Neuanfang. Denn in vielen Fällen

sei Unabhängigkeit zentral, «etwa weil Leistungen verweigert oder
geschmälert worden sind durch die Krankenkassen», wie die Chefin des
Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Ramona Pop, der Deutschen
Presse-Agentur gesagt hatte. Auch bei schlecht gelaufenen
Krankenhausaufenthalten oder fragwürdigen Leistungen oder
Abrechnungen sei dies zentral.