Neue Strategie zielt genauer auf die Drogen - Kommunen sollen zahlen Von Basil Wegener, dpa
Mehr Geld gegen Drogen soll es nicht geben. Der Bund will den
Millionen Betroffenen trotzdem helfen - auf Dauer sollen das aber
Kommunen und Länder bezahlen.
Berlin (dpa) - Angesichts millionenfachen Missbrauchs von Alkohol,
anderen Drogen und auch des Internets will die Bundesregierung den am
stärksten Betroffenen zielgerichtet helfen. «Wir brauchen passgenaue
Beratung und passgenaue Behandlung», ruft die Drogenbeauftragte
Mechthild Dyckmans (FDP) als Grundsatz aus. Dutzendfach will sie mit
einer neuen nationalen Strategie an Angeboten für Jugendliche, für
Senioren, für Migranten basteln. Doch wer soll dafür zahlen?
Beispiel: besorgte Eltern trinkender Jugendlicher. Bis zum 31.
Oktober förderte das Bundesgesundheitsministerium ein Modellprojekt.
Die Eltern überrannten die Berater förmlich. Doch dann endete die
Förderung - aus dauerhaften Beratungsangeboten wird für diese
Betroffenen wohl nichts.
7,25 Millionen vom Bund hat die Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung für Sucht-Vorbeugung pro Jahr zur Verfügung. 5 Millionen
zahlt der Bund zusätzlich für Modellprojekte. Mehr Geld soll es nicht
geben. Wenn die Projekte auslaufen, müssten andere für eine
Fortsetzung der Angebote aufkommen. «Es ist die Sache der Länder und
Kommunen, einzusehen und zu begreifen, dass die Mittel nicht gekürzt
werden dürfen», mahnt Dyckmans. «Jeder Euro spart im Nachhinein an
aufwendigen Behandlungen.» Die klammen Länder freilich haben sich aus
der Suchtprävention seit den 90er Jahren weitgehend zurückgezogen.
Und die Kommunen?
In den Städten gibt es vielfältige Stellen, zu denen Abhängige
gehen können. Am Beispiel der Volksdroge Alkohol zeigt sich aber: Um
im Berufsleben stehende Erwachsene vom Trinken abzuhalten, fehlt es
weitgehend an gezielter Ansprache möglicher Betroffener. Die
wenigsten gehen von sich aus zur Suchtberatung. Nur 8 Prozent der
Alkoholkranken landen tatsächlich in einer Therapie. Bis zu 45
Prozent dieser Menschen halten sich auch ein Jahr danach noch
abstinent, sagt Dyckmans. «Wenn jeder Allgemeinarzt nur einen
Patienten pro Jahr dem Suchtsystem zuführen würde, könnten wir diese
Zahl verdoppeln.» Doch die zuständigen Ärzteorganisationen fordern
üblicherweise schnell höhere Honorare für zusätzliche Arbeit.
Und spezielle Beratung angesichts der offensichtlich wachsenden
Gefahr der Onlinesucht? Welche Fachleute gehen hier künftig verstärkt
in Schulen? Dyckmans Appelle richten sich vor allem an Eltern und
Lehrer. Aufmerken lässt, dass sie Onlinesucht künftig als Krankheit
definiert sehen will - dann wären die Krankenkassen verantwortlich.
«Wir gehen sowohl Probleme wie die Glücksspielsucht als auch neue
Konsummuster an, zum Beispiel das Rauschtrinken bei Jugendlichen und
den Mischkonsum in der Partyszene.» So ähnlich hätte es auch Dyckmans
formulieren können. Das Zitat stammt aber von der Sozialdemokratin
Marion Caspers-Merk aus dem Jahr 2003, als das Bundeskabinett den
Aktionsplan gegen Drogen und Sucht passieren ließ, der nun von der
neuen Strategie ersetzt wird.
Was ist aus den hehren Zielen von damals geworden? «Der
Aktionsplan ist ein Dokument des Scheiterns», sagt der
Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, Raphael
Gaßmann. Problemtrinken sei nicht wirklich eingedämmt worden. Das
Rauchen sei nicht zuletzt durch Steuererhöhungen zurückgegangen, die
aber nicht von den Gesundheits-, sondern den Haushaltspolitikern auf
den Weg gebracht wurden. In einzelnen Bereichen wie der Suchtberatung
im Strafvollzug seien die Probleme seither sogar gewachsen. Und gegen
den immer wieder als hochproblematisch eingestuften Cannabis-Konsum
gebe es seither im Grunde gar keine neuen Ansätze.
# dpa-Notizblock
## Redaktioneller Hinweis
- Dazu sendete dpa den Hintergrund «Von Alkohol bis Onlinesexsucht -
Aktuelle Entwicklungen» (dpa 1090/57 Zl)
## Internet
- [Nationale Strategie](http://dpaq.de/Shejq)
- [Internetsucht in Deutschland](http://dpaq.de/yBXBZ)
- [Tipps für Jugendliche zur Internetnutzung](http://dpaq.de/RD9EF)
- [Onlinesucht und Onlinesexsucht](http://dpaq.de/4cuGh)
- [zur Beratung bei Glückspielsucht](http://dpaq.de/9JU1W)
- [zur Beratung bei anderen Suchtarten](http://dpaq.de/apzbx)
- [Jüngste Studie zur Lage bei Jugendlichen]( http://dpaq.de/34Wr2)
- [Jahrbuch Sucht 2011]( http://dpaq.de/9jCNS)
- [Drogenbericht 2011]( http://dpaq.de/RzKG9)
- [Verfassungsgericht zum Alk.verbot Ba.-Wü.]( http://dpaq.de/IDxHj)
- [Weitere Baden-Württemberger Pläne]( http://dpaq.de/0Frhz)
- [Prävention mittels geschulter Jugendlicher]( http://dpaq.de/3KNf1)
- [Hessischer Vorstoß für Alkoholverbot]( http://dpaq.de/166TY)
- [Hamburger Pläne für Alkoholverbot]( http://dpaq.de/fyB9r)
- [Beratung für Eltern in dem Bereich]( http://dpaq.de/42F4p)
- [Regeln der Werbewirtschaft zu Alkohol](http://dpaq.de/7Ccsq)
## Orte
- [Bundeskanzleramt](Willy-Brandt-Straße 1, 11011 Berlin)
- [Bundespressekonferenz](Schiffbauerdamm 40, 10117 Berlin)
- [Hilfe zur Selbsthilfe für Onlinesüchtige](Kottmeierstr. 12, 21614
Buxtehude)
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