Die nächsten Hitzetage stehen an - ist Deutschland vorbereitet? Marco Rauch, dpa

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat vergangenes Jahr
angekündigt, verschiedene Maßnahmen zur Verhinderung von
Gesundheitsschäden und Todesfällen durch Hitze umzusetzen. Wie ist
der Stand?

Berlin (dpa) - 2023 war das heißeste Jahr in Deutschland seit Beginn
der Wetteraufzeichnungen - es löste 2022 als Rekordhalter ab.
Experten halten es für möglich, dass 2024 den Rekord wieder brechen
wird. Seit Jahren werden immer wieder Hitzerekorde gebrochen. Viele
Menschen leiden darunter, dehydrieren, bekommen Kreislaufprobleme,
Schlafstörungen oder Hitzeschläge. Sport machen wird häufig zur Qual.

Zudem kann die Hitze auch tödlich enden: Laut dem Robert
Koch-Institut (RKI) gab es im Sommer 2023 rund 3200 hitzebedingte
Sterbefälle. Die Politik geriet in Handlungsdruck.

Hitze insbesondere im Alter eine große Gefahr

Nun steht der nächste Sommer vor der Tür - und birgt für viele
Menschen Gefahren. Dem Bundesgesundheitsministerium zufolge sind
neben Säuglingen, Kleinkindern und Menschen mit Vorerkrankung
insbesondere Menschen ab 65 Jahren von der Hitze betroffen. Anna
Brückner von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisation
(BAGSO) kann das bestätigen: «Für ältere Menschen stellt Hitze ein

ernst zu nehmendes Gesundheitsrisiko dar. Der Körper kann sich im
Alter nicht mehr so leicht an hohe Temperaturen anpassen, vor allem
wenn chronische Erkrankungen bestehen.» Außerdem nehme das
Durstgefühl im Alter ab. «Besonders betroffen sind Pflegebedürftige,

die sich oft nicht selbst helfen können.»

Daher brauche es Sofortmaßnahmen, wie eine gute öffentliche
Kommunikation und Hilfen für besonders gefährdete Gruppen. Auch
Objekte wie Nebelduschen und Trinkbrunnen könnten relativ kurzfristig
angeschafft werden und damit einen Beitrag zum Hitzeschutz leisten.
Das alleine reiche aber nicht aus. «Es ist wichtig, ältere Menschen
und andere gefährdete Gruppen direkt anzusprechen, zum Beispiel über
ein Hitzetelefon, das sie mit Informationen unterstützt», sagt
Brückner. Mittel- und langfristig müssten die Städte auf Hitzeschutz

ausgerichtet werden, zum Beispiel über eine klimaangepasste Gebäude-
und Freiraumplanung. «Bäume, Grünflächen und Wasserflächen in St
ädten
können helfen, die Belastung durch Hitze insgesamt zu reduzieren.»

Wie ist die aktuelle Lage in den deutschen Landeshauptstädten?

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kündigte im
vergangenen Juni an, mehrere Maßnahmen gegen Hitzegefahren einführen
zu wollen. Als eine Folge davon kam es im November zu einem Treffen
mit Vertreterinnen und Vertretern von Bund, Ländern, Kommunen,
Selbstverwaltungspartnern, Verbänden und Zivilgesellschaft, wie sein
Ministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mitteilte.
Dort seien bestehende Konzepte und Ressourcen für
Hitzeschutzmaßnahmen analysiert und konkrete Ziele und Maßnahmen zur
Verbesserung dieser festgelegt worden. Die Umsetzung der Pläne liegt
letztlich in der Hand der Länder und Kommunen. 

In vielen Städten gibt es anstelle eines Hitzetelefons
Informationskampagnen per Webseite, Flyer oder Social-Media. Dazu
gehören beispielsweise Stuttgart, Hannover, München oder Bremen.
Stuttgart hat zudem einen gekühlten Hitzebus. Derzeit werde außerdem
eine Karte mit einem Überblick über kühle Orte in der Stadt erstellt.

Eine solche gibt es bereits in Hannover, München und Düsseldorf, wie
die Städte mitteilten. In Düsseldorf zeigt diese unter anderem
schattige Grünanlagen, Wasserspielplätze, Trinkbrunnen,
Refill-Stationen (Auffüllen von Wasserflaschen), Bademöglichkeiten
und klimatisierte bzw. kühle Gebäude wie Museen, Bibliotheken und
Kirchen an.

Viele Landeshauptstädte wie Hannover, Dresden, Mainz, Erfurt, Bremen,
Düsseldorf oder München setzen auf die Errichtung neuer
Trinkwasserbrunnen. In Düsseldorf gibt es bei Sportveranstaltungen
Nebelduschen, die Städte München, Bremen, Dresden und Kiel hingegen
wollen davon wegen Wasserverschwendung und mangelnder Hygiene
absehen.   

In Hannover werden zudem viele Einrichtungen finanziell unterstützt,
damit sie Wohnungslose mit Trinkwasser, Sonnenschutz und
Hygieneartikeln versorgen können. Des Weiteren dürften Obdachlose bei
hohen Außentemperaturen Tunnelstationen zur kurzfristigen Abkühlung
nutzen. In Düsseldorf stehen auf der Planungsliste neben Trinkbrunnen
unter anderem die Begrünung der Stadt sowie Verschattungsmaßnahmen.

Trotz all dieser Maßnahmen wird die Umsetzung der Hitzeaktionspläne
in sehr vielen Städten noch dauern, denn sie befinden sich noch in
der Ausarbeitung. In Hamburg wird laut der Sozialbehörde ein
Hitzeaktionsplan derzeit erst erarbeitet. Auch Magdeburg, Dresden,
Mainz, Wiesbaden, Potsdam und Kiel befinden sich bei den meisten
Anliegen noch in der Planungsphase.