Frühlingsgefühle und Hitzestress: Ein ungewöhnlich warmes Wochenende

Zwischen «Oh, wie schön» und «Bitte nicht»: Das ungewöhnliche
Sommerwetter-Wochenende mit voraussichtlich einem neuen Hitzerekord
Anfang April spaltet die Gemüter. Die Eindrücke vom Samstag.

Berlin/Frankfurt (dpa) - Sommertage mitten im Frühling: Für Anfang
April ungewöhnlich hohe Temperaturen erreichten am Wochenende
Deutschland. Nach vorläufigen Zahlen von Samstagabend gab es sogar
einen bundesweiten Hitzerekord für die ersten zehn Tage des Aprils
seit Beginn der Wetter-Aufzeichnungen.

In Ohlsbach im Rheintal wurden 30,1 Grad gemessen, wie der Deutsche
Wetterdienst mitteilte. Bisher lag der Rekord für die Monatsdekade
(1. bis 11.4.) bei 27,7 Grad, gemessen 2011. «Große Teile der
Messstationen hatten heute neue Höchstwerte für die erste Dekade im
April, vor allem in den mittleren und südlichen Bundesländern», sagte

der Sprecher. 

Bei den 30,1 Grad handelt es sich allerdings nur um eine vorläufige
Zahl. Die Daten werden demnach in den kommenden Tagen nochmal
überprüft.

Vielerorts sah es am Samstag entsprechend auch nach einem ganz
normalen Sommertag aus: Hartgesottene sprangen in die noch kühlen
Seen, Menschen waren mit ihren (Motor-) Rädern unterwegs oder
wanderten. Tretboote schipperten über Seen, an der Küste ließen
Menschen Drachen steigen. Eisdielen verkauften Kugel um Kugel.

Dagegen saisonal blieb es etwa in Bonn: Die Kirschen stehen dort in
voller Blüte, was viele Menschen zum Fotografieren in die Alleen
lockte. In der Eifel konnten Wanderer die Blüte der wilden Narzissen
bestaunen. Das gibt es eben nur im Frühjahr. 

Temperaturrekord in 2012

Genauso wie übrigens so ein kurzes Hallo des Hochsommers im April
nichts Einzigartiges ist: Am 28. April 2012 wurde das aktuell gültige
Monatshoch registriert: 32,9 Grad waren es an dem Tag in Bad
Mergentheim (Baden-Württemberg) und Kitzingen (Bayern). Und zwischen
2009 und 2022 gab es laut DWD im April immer mindestens einen
Sommertag mit mehr als 25 Grad in Deutschland. 

Doch nicht jeder ist selbst an Sommertagen ein Fan von Hitze, manche
leiden sogar darunter. Menschen vertragen hohe Temperaturen so früh
im Jahr sogar weniger gut als am Ende des Sommers, wenn sie sich an
die Wärme gewöhnt hätten, erklärt die Medizin-Meteorologin Kathrin

Graw vom Deutschen Wetterdienst.

Migräne, Kreislauf und Müdigkeit

Dazu kommt aktuell der Wetterwechsel - vom Kühlen ins sehr Warme.
Dieser kann laut Graw zu Kopfschmerzen, Migräne, Müdigkeit,
Schlafstörungen, Abgeschlagenheit, Kreislaufproblemen und schlechter
Konzentration führen. Auch viele Allergiker sind aktuell geplagt: Die
Belastung mit Birken- und Eschenpollen ist hoch.

Bei so manch anderem dagegen weckt sommerliche Witterung aber die
Frühlingsgefühle: «Die Menschen werden aktiver und gehen mehr ins
Freie. Das hebt die Stimmung und verbreitet gute Laune», erklärt
Medizin-Meteorologin Graw. Die Sonnenstrahlen kurbeln die Bildung von
Vitamin D und Serotonin an - letzteres wird auch als Glückshormon
bezeichnet, das stimmungsaufhellend wirkt. 

Temperaturextrem nicht allein mit dem Klimawandel zu erklären

Auch in den kommenden Tagen bekommt Deutschland laut DWD
«außergewöhnlich warme Luft» ab. 18 bis 29 Grad sind möglich, im

Süden könnten lokal sogar 31 Grad erreicht werden. Am Montag geht es
in vielen Teilen so weiter: Maximal 24 bis 29 Grad werden erwartet,
in der Nordwesthälfte 15 bis 23 Grad.

Verschiedene Faktoren spielen laut DWD für die aktuelle Wetterlage
eine Rolle: Ein zu warmer Atlantik, gepaart mit einer Strömung aus
Südwesten, die durch ein Orkantief westlich von Irland noch verstärkt
werde. Hinzu komme das erwartete sonnige Wetter. 

Die extremen Temperaturen seien somit nicht allein mit dem
Klimawandel zu erklären, erläuterte der Leiter der Regionalen
DWD-Beratung München, Guido-Peter Wolz.