Zecken in Hessen auf dem Vormarsch - Stiko rät zu FSME-Impfung Von Sophie Brosch, dpa

Zecken sind deutschlandweit auf dem Vormarsch. Die Spinnentiere
übertragen gefährliche Krankheiten. In Hessen gelten bereits mehrere
Landkreise als FSME-Risikogebiete.

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Wer die ersten warmen Frühlingstage für
einen Waldspaziergang, ein Picknick im Park oder ein
Mittagsschläfchen im Grünen nutzt, kann schnell zum Objekt der
Begierde von Zecken werden. Die unliebsamen Blutsauger, die beim
Stechen gefährliche Krankheiten auf Mensch und Tier übertragen
können, sind in Hessen bereits auf Beutejagd.

Als wechselwarme Tiere brauchen Zecken eine bestimme
Mindesttemperatur, um aktiv werden zu können, wie Berthold
Langenhorst, Geschäftsführer des Naturschutzbundes (Nabu) in Hessen,
erklärte. «Unter 7 bis 8 Grad fallen sie normalerweise in eine
Winterstarre und können sich dann nicht mehr bewegen.» Die immer
wärmeren Winter förderten die Zeckendichte in Hessen. In Südhessen
seien die Blutsauger deshalb mittlerweile fast ganzjährig aktiv,
sagte Langenhorst. 

Damit stellen die Spinnentiere schon früh im Jahr ein Risiko für
Erwachsene und Kinder dar, die sich im Freien aufhalten. Zu den
gefährlichsten Infektionen, die hierzulande von Zecken übertragen
werden, gehören laut Robert Koch-Institut (RKI) die Lyme-Borreliose
und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Die Borreliose ist
eine Bakterieninfektion und kann nur mit Antibiotika behandelt
werden. FSME hingegen ist eine Gehirn-, Gehirnhaut- oder
Rückenmarksentzündung und entsteht durch ein Virus, gegen das man
sich impfen lassen kann. 

Rund 19 Prozent der Hessen sind gegen FSME geimpft

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt diese Impfung allen
Kindern und Erwachsenen, die sich in FSME-Risikogebieten in der Natur
aufhalten. In Hessen zählen aktuell die Städte Offenbach
und Darmstadt sowie die Landkreise Bergstraße, Darmstadt-Dieburg,
Fulda, Groß-Gerau, Main-Kinzig, Marburg-Biedenkopf, Odenwald und der
Kreis Offenbach dazu. «Impfen ist der beste Schutz vor einer
FSME-Erkrankung. Wie wichtig Vorsorge ist, zeigt die steigende Zahl
der vom RKI ausgewiesenen FSME-Risikogebiete in Deutschland», betonte
die hessische Gesundheitsministerin Diana Stolz (CDU). 

Im Jahr 2020 waren in Hessen laut RKI rund 19 Prozent der Erwachsenen
über 18 Jahren vollständig gegen FSME geimpft, aktuellere Daten lagen
dem Institut nicht vor. Für die Grundimmunisierung sind drei
Impfungen im Abstand von mehreren Wochen erforderlich,
Auffrischungsimpfungen müssen alle drei bis fünf Jahre durchgeführt
werden. Deutschlandweit weist das RKI aktuell 180 Kreise als
FSME-Risikogebiete aus. Besonders stark betroffen sind demnach Bayern
und Baden-Württemberg, Südhessen, das südöstliche Thüringen, Sach
sen
und das südöstliche Brandenburg.

Zecken bevorzugen feuchtwarme Sommer

Wie aktiv die Zecken hierzulande in diesem Jahr sein werden, hängt
Experten des Hessischen Landesamts für Gesundheit und Pflege zufolge
von Temperaturen und Feuchtigkeit ab. «Man kann sagen, dass es zu
einer hohen Aktivität des Gemeinen Holzbocks kommt, wenn feuchtwarme
Sommertemperaturen vorliegen», teilte das Gesundheitsamt mit - denn
diese Zeckenspezies fahre ihre Aktivität herunter, wenn es zu trocken
und heiß sei. Der Gemeine Holzbock gelte in Deutschland als häufigste
Zeckenart. In Hessen wurden dem Gesundheitsamt im Jahr 2024 noch
keine FSME-Fälle gemeldet, erfahrungsgemäß würden die meisten Fäl
le
allerdings in den Monaten Juni und Juli bekannt. 13 FSME-Fälle
verzeichnete die Behörde in Hessen im Jahr 2023, zehn Fälle weniger
als im Vorjahr.

Wie kann man sich also - neben einer FSME-Impfung - vor Zecken
schützen? Der Nabu gibt auf seiner Webseite zahlreiche Tipps: Längere
Aufenthalte in «Zeckenbiotopen» mit Gräsern, Farnen und Büschen sol
le
man im Sommer vermeiden beziehungsweise anschließend Kleidung und
Körper absuchen. «Erwachsene sollten auf Zecken an den Beinen, in der
Leiste und Schambehaarung achten, denn Erwachsene streifen Zecken in
der Regel beim Laufen von der niedrigen Vegetation ab», rät der Nabu.
Bei Kindern solle man besonders auf die Kopfhaut im Bereich des
Haaransatzes achten. «Helle Kleidung hilft Zecken leichter zu
entdecken, glatte Stoffe bieten den Tieren weniger Halt.» 

Die Spinnentiere halten sich nach laut Nabu bevorzugt auf dichten,
niedrigen Kräutern und Sträuchern auf, die ausreichend Feuchtigkeit,
aber auch Schutz vor Sonne und Wind bieten. Dort lauern sie auf
Säugetiere, die sie an Erschütterungen, Körperwärme, Atemluft oder

Schweißgeruch erkennen. Sie lassen sich von ihnen im Vorbeigehen
abstreifen und suchen nach einer Stelle, an der sie zustechen können.