Polizei hat Vorstellung von Motiv für Messerattacke auf Arzt

Nach dem gewaltsamen Tod eines Arztes steht die Frage nach dem Motiv
weiter im Raum. Die Polizei hat ein Bild davon, was den mutmaßlichen
Täter zu der Tat getrieben haben könnte - will es aber nicht
verraten.

Wasserburg am Inn (dpa/lby) - Nach der tödlichen Messerattacke auf
einen Arzt in Oberbayern hat die Polizei mittlerweile nach eigenen
Angaben ein recht klares Bild davon, was passierte und warum der
mutmaßliche Täter sein Opfer attackiert hat. 

«Wir haben schon einigermaßen eine Vorstellung über die Abläufe und

die Hintergründe der Tat», sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch.
Allerdings würden Details mit Blick auf die mögliche psychische
Erkrankung des Verdächtigen nicht öffentlich preisgegeben. Zudem
gelte es, Rücksicht auf die Angehörigen zu nehmen und die Pietät zu
wahren.  

Der 40-Jährige hat sich nach Angaben des Polizeisprechers vor dem
Ermittlungsrichter am Dienstag nicht zu den Vorwürfen geäußert. Gegen

den Deutschen wird wegen Mordes ermittelt. Er befindet sich
mittlerweile in einer forensischen Fachklinik. Dort werden Menschen
behandelt, die aufgrund einer psychischen Erkrankung oder aufgrund
einer Suchterkrankung zum Straftäter geworden sind und ihre
Straftaten im Zustand verminderter oder aufgehobener Schuldfähigkeit
begangen haben.

Das Opfer arbeitete seit Jahren in der Klinik für Psychiatrie,
Psychotherapie, psychosomatische Medizin, Geriatrie und Neurologie in
Wasserburg am Inn (Landkreis Rosenheim). Der Mediziner hatte dort
überwiegend mit psychisch kranken und suchtkranken Straftätern zu tun
und war nach bisherigen Ermittlungen am Montagabend von dem
40-Jährigen auf dem Klinikareal mit einem Küchenmesser
niedergestochen worden. 

«Wir gehen davon aus, dass es sich um eine gezielte Attacke
handelte», sagte der Polizeisprecher. Laut vorläufigem
Obduktionsergebnis führten die dabei erlittenen Verletzungen zum Tod
des Mannes.  

Nach der Tat wählte der Verdächtige selbst den Notruf und sagte, man
könne ihn festnehmen, wie der Polizeisprecher erläuterte. Zudem seien
zahlreiche weitere Notrufe bei den Einsatzkräften eingegangen. 

Derzeit versuchten die Ermittler noch zu klären, wo der Verdächtige
zuletzt wohnte und von welchem Ort er zum Tatort reiste. Zwar wüssten
sie, dass der 40-Jährige in Norddeutschland gemeldet gewesen sei,
aber wo er tatsächlich lebte, sei noch ungeklärt, sagte der Sprecher.
«Das wird noch überprüft.» Zudem stünden in den nächsten Tagen

kriminaltechnische Untersuchungen und die Befragung von Zeugen des
Vorfalls auf dem Klinikgelände an. «Auf dem Areal arbeiten viele
Menschen.»

Bei dem Verdächtigen handelt es sich laut Informationen der Deutschen
Presse-Agentur nach ersten Ermittlungen um einen ehemaligen Patienten
des Opfers.  Polizei und Staatsanwaltschaft hatten dazu nur
mitgeteilt, es gebe Hinweise darauf, «dass zwischen dem Opfer und dem
mutmaßlichen Täter vor einigen Jahren ein berufsbedingter Kontakt
bestand». 

Zu Details dieser Beziehung wird sich die Polizei nach Angaben ihres
Sprechers nicht äußern. «Näher ausführen werden wir das nicht, au
s
Datenschutzgründen und wegen Persönlichkeitsrechten», sagte der
Sprecher. Zudem würden die Ermittler keine Informationen zum früheren
Wohnort des Mannes mitteilen und auch nicht dazu, ob er
polizeibekannt gewesen sei.