Prozess gegen Charité-Arzt wegen Totschlags - Plädoyers erwartet

Ein Facharzt der Berliner Charité steht unter Verdacht, auf einer
Intensivstation zwei schwerstkranke Patienten getötet haben. Er weist
die Vorwürfe zurück. Nun geht der Prozess in die Schlussphase.

 

Berlin (dpa/bb) - Der Prozess gegen einen Oberarzt der Berliner
Charité wegen des Todes zweier schwerstkranker Patienten geht in die
Schlussphase. Für Freitag (9.00 Uhr) werden die Plädoyers erwartet.
Das Berliner Landgericht wird nach derzeitigen Planungen
voraussichtlich am kommenden Dienstag (16. April) ein Urteil
verkünden. Der Arzt befindet sich seit Mai 2023 in
Untersuchungshaft. Von der Charité war er bereits unmittelbar nach
Bekanntwerden der Vorwürfe im August 2022 freigestellt worden.

Der 56-jährige Facharzt für Innere Medizin soll laut Anklage in den
Jahren 2021 und 2022 auf einer kardiologischen Intensivstation
einen Patienten und eine Patientin (beide 73) mit einem überdosierten
Narkosemittel getötet haben. Mitangeklagt wegen Beihilfe zum
Totschlag in einem Fall war eine 39-jährige Krankenschwester. Nach
viermonatigem Prozess stellte das Gericht das Verfahren gegen die
Frau mit Zustimmung aller Prozessbeteiligten gegen eine Geldauflage
in Höhe von 1500 Euro ein. In ihrem Fall käme kein vorsätzliches
Handeln in Betracht, begründete das Gericht.

Der angeklagte Oberarzt wies die Vorwürfe zurück. Beide Patienten
hätten sich in einem akuten Sterbeprozess befunden, erklärte er im
Prozess. Zur Leidensminderung habe er ein
Sedierungsmittel verabreicht. Das sei nicht in den Mengen erfolgt,
wie sie in der Anklage genannt werden. Er sei sich sicher, «das Leben
der Patienten nicht verkürzt zu haben». Vorzuwerfen habe er sich nur,
in den angeklagten Fällen die Gabe von Propofol nicht dokumentiert zu
haben.