Arzt ermordet und vergraben - Prozessbeginn in Trier Von Birgit Reichert, dpa

Ende 2022 wurde ein Arzt in der Eifel getötet. Nun beginnt der
Prozess gegen die drei mutmaßlichen Täter. Angeklagt ist auch die
damalige Freundin des Opfers.

Trier (dpa/lrs) - Es ist ein Fall, der bereits für reichlich
Schlagzeilen gesorgt hat. Monatelang fehlte von einem Arzt aus
Gerolstein in der Eifel jede Spur, bis ein Spaziergänger im Wald
einen Teil seines Leichnams fand. Da war klar, was die Polizei schon
vermutet hatte: Der 53-Jährige war Opfer eines Gewaltverbrechens
geworden. Nun beginnt vor dem Landgericht Trier der Prozess gegen die
mutmaßlichen Täter: Von diesem Montag an (15. April) müssen sich die

damalige Lebensgefährtin des Mediziners, deren zur Tatzeit
16-jähriger Sohn und ein damals ebenfalls 16 Jahre alter Freund der
Familie verantworten.

Das Trio soll den Arzt am 30. Dezember 2022 «entsprechend eines
gemeinsam gefassten Tatplans» getötet und die Leiche in einem
Waldstück vergraben haben, teilte die Staatsanwaltschaft bei der
Anklageerhebung mit. Motiv soll «ein zerrüttetes innerfamiliäres
Verhältnis» zwischen dem Arzt und den Angeschuldigten gewesen sein.
Dabei soll es in der Vergangenheit «auch zu verbalen und körperlichen
Übergriffen des Tatopfers» gegen die 35 Jahre alte Freundin und die
Jugendlichen gekommen sein.

Heimtückischer Mord

Bei den beiden 16-Jährigen lautet die Anklage auf gemeinschaftlichen
Mord: Sie sollen dem Arzt nach einem Streit mit der Freundin
aufgelauert und ihn «mit zahlreichen Schlägen mit gefährlichen
Gegenständen attackiert und ihn mit einer Schlinge um den Hals
gewürgt haben». Es sei eine heimtückische Tötung gewesen, das Opfer

sei arg- und wehrlos gewesen. Der 53-Jährige starb infolge schwerer
Kopfverletzungen und Erstickens.

Die Lebensgefährtin soll die Tat laut Anklage mitgeplant haben und
bei der Tat im Wohnhaus zeitweise dabei gewesen sein, ohne sich
jedoch «eigenhändig an der Gewaltausübung» zu beteiligen. Sie sei
wegen gemeinschaftlichen Totschlags angeklagt, hieß es.

Nach der Tat soll das Trio die Leiche in einem Wald bei Rockeskyll
(Kreis Vulkaneifel) vergraben haben. Das Auto des Arztes brachten sie
den Angaben zufolge danach in ein Waldstück zwischen Wittlich und
Greimerath und setzten es mittels Brandbeschleuniger in Brand, um
Spuren zu vernichten. Die Anklage lautet deshalb auch auf
Brandstiftung.

Seit Ende 2022 vermisst

Der Orthopäde war am 30. Dezember 2022 zuletzt an seiner
Arbeitsstelle im Krankenhaus in Daun gesehen worden. Anfang 2023
wurde er vermisst gemeldet. Von der Leiche gab es lange keine Spur.
Im vergangenen Juni hatte ein Spaziergänger im Wald einen Teil des
Leichnams entdeckt und die Polizei informiert. Die Suche im
angrenzenden Wald führte die Ermittler dann zur Fundstelle des
restlichen Körpers.

Nach der Obduktion hatte der Trierer Oberstaatsanwalt Eric Samel von
einem «vorsätzlichen und brutal ausgeführten Tötungsdelikt»
gesprochen. Der Fundort der Leiche lag rund sechs Kilometer vom
Wohnort des Getöteten entfernt, in der Nähe eines größeren Gebiets,

in dem Polizisten schon länger suchten.

Lange Prozessdauer

Die Ermittler sagten Mitte Juni bei der Ausstrahlung des Falls in der
ZDF-Fernsehsendung «Aktenzeichen XY... Ungelöst», sie gingen von
einer Beziehungstat aus und suchten den Täter «im engen persönlichen

Umfeld» des Opfers. Anfang September erfolgte die Festnahme der drei
Tatverdächtigen. Seitdem sitzen sie in Untersuchungshaft. Der Prozess
vor der ersten Großen Jugendkammer des Landgerichts ist bis 21.
August terminiert.