LKA: Gewalt gegenüber Ärzten und Pflegern nimmt zu

Knochenbrüche, Gehirnerschütterung, Platzwunden: Medizinisches
Personal sieht sich verstärkt Übergriffen durch Patienten und deren
Angehörige ausgesetzt. Die Gründe: Drogen, Ungeduld, Unverständnis.

Stuttgart (dpa/lsw) - Übergriffe auf Ärzte und Pfleger haben nach
Angaben des Landeskriminalamtes im vergangenen Jahr zugenommen. 126
Körperverletzungen und tätliche Angriffe in Krankenhäusern wurden
registriert, wie eine Sonderauswertung der Polizeilichen
Kriminalstatistik zeigt. 2022 waren es demnach noch 115 gemeldete
Fälle gewesen, im Jahr davor 89. Der deutlich größere Anteil der
Angriffe richtete sich demnach gegen Pflegekräfte, der kleinere gegen
Ärztinnen und Ärzte. Die Statistik erfasst nicht, wer die Angreifer
sind.

Peter Bobbert vom Ärzteverband Marburger Bund sagte vor wenigen
Wochen angesichts bundesweit gestiegener Zahlen, gerade in
Rettungsstellen der Krankenhäuser gebe es viele Gewalterfahrungen.
Oft spiele Alkohol eine Rolle bei gewalttätigen Patienten. Auch das
Gewaltpotenzial von Familienangehörigen oder Bekannten der Patienten
habe in erheblichem Umfang zugenommen. Auslöser für Gewaltsituationen
könnten beispielsweise als zu lang empfundene Wartezeiten sein.

Der Mediziner sagte: «Leider sind es keine Einzelfälle und leider ist
es auch keine gefühlte Wahrnehmung, denn die Zahlen zeigen einen
deutlichen Anstieg von Gewalterfahrungen des pflegerischen und
ärztlichen Personals in Krankenhäusern.» Er vermute, dass es ein
großes Dunkelfeld gebe und viele Fälle verbaler Gewalt und
Bedrohungen gar nicht erst erfasst würden. 

Bobbert forderte unter anderem Deeskalationstrainings für Mitarbeiter
und bessere Sicherheitsmaßnahmen in Krankenhäusern und
Gesundheitseinrichtungen.