GKV-Spitzenverband registriert sprunghaften Anstieg bei Pflegefällen

Berlin (dpa) - Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen
(GKV) hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr einen sprunghaften
Anstieg bei den Pflegefällen festgestellt. «Wuchs die Zahl der
Pflegebedürftigen in früheren Jahren etwa um 326 000 Fälle pro Jahr,

gab es 2023 auf einmal ein Plus von 361 000 Fällen. Das ist ein
Anstieg von elf Prozent», sagte der GKV-Vizevorsitzende Gernot Kiefer
den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Es gebe noch keine
abschließende Antwort darauf, woher dieser Anstieg komme. «Denkbar
ist, dass es ein einmaliger Nachholeffekt der Pandemie ist: Viele
ältere Menschen haben sich möglicherweise erst spät wieder getraut,
die Prüfer des Medizinischen Dienstes ins Haus zu lassen. Sollte dies
jedoch ein neuer Trend sein, wird sich die Lage in der Pflege noch
einmal deutlich kritischer darstellen.»

Der Anstieg werde sich nicht ewig in dieser Dynamik fortsetzen, sagte
Kiefer. «Ab der zweiten Hälfte der 2030er Jahre wird sich die Kurve
etwas abflachen, wenn die Welle der Babyboomer abebbt.»

Wenn die Politik weiter ausschließlich an der Beitragsschraube drehe,
würden die Beiträge weiter schrittweise steigen, sagte Kiefer. Es
gebe Alternativen, etwa dass der Staat einige der Leistungen, die
aktuell der Pflegeversicherung zugeordnet seien, selbst übernehme.
«Deshalb ist mein dringender Appell auch mit Blick auf die
verlässliche Finanzierung, dass die Bundesregierung zum 1. Januar
2025 handeln muss. Es wäre klug, wenn das Thema nicht in den
Bundestagswahlkampf gezogen würde.»

Eine am Dienstag veröffentlichte Studie war bereits zu dem Ergebnis
gekommen, dass schon bald eine weitere Erhöhung der Pflegebeiträge
ins Haus stehen könnte. Bereits zum kommenden Jahreswechsel dürfte
die immer weiter steigende Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland
einen Anstieg nötig machen, heißt es im neuen Pflegereport der
Krankenkasse DAK-Gesundheit. Schon 2024 sei eine
Beitragssatzanpassung zur Sicherung der Zahlungsfähigkeit der
Pflegeversicherung wahrscheinlich.

Zur Stabilisierung der Pflegeversicherung hatte der Bundestag im
vergangenen Jahr eine Reform beschlossen. Die Finanzen sollten
eigentlich bis 2025 abgesichert sein. Der Beitrag für Kinderlose
stieg auf 4 Prozent und für Beitragszahler mit einem Kind auf 3,4
Prozent. Der Arbeitgeberanteil ging auf 1,7 Prozent herauf. Bei mehr
Kindern sinkt der Beitrag.