Minister: 50 000 Ärzte in letzten zehn Jahren zu wenig ausgebildet

Berlin (dpa) - Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach stimmt die
deutsche Bevölkerung auf große Lücken in der medizinischen Versorgung

ein. «Wir haben 50 000 Ärztinnen und Ärzte in den letzten zehn Jahr
en
nicht ausgebildet. Daher werden uns in den nächsten Jahren
flächendeckend die Hausärztinnen und Hausärzte fehlen. Wir werden in

eine ganz schwierige Versorgungssituation kommen», sagte der
SPD-Politiker am Sonntagabend im ARD-«Bericht aus Berlin». Den
künftigen Mangel «kann man sich noch gar nicht richtig vorstellen»,
warnte er.

Lauterbach verwies auf sein geplantes Gesetz, das die Versorgung vor
Ort stärker absichern soll. Im aktuellen Entwurf, der nun im
Bundestag beraten wird, fehlen allerdings die sogenannten
Gesundheitskioske, die in Regionen mit vielen sozial benachteiligten
Menschen entstehen sollten, wie er auf Nachfrage einräumte. Gemeint
sind leicht zugängliche Beratungsstellen für Behandlung und
Prävention, die von einer Pflegekraft geleitet werden. Gefragt nach
dem Widerstand insbesondere der FDP dagegen sagte der Minister: «Im
Entwurf waren einige Dinge - die standen strittig zwischen den
Beteiligten. Und da habe ich einfach Tempo gemacht. Ich kann jetzt
nicht ewig darauf warten, bis wir uns auf Kabinettsebene über die
Kioske einigen - zumal das ja nur ein ganz kleiner Teil ist.» Über
die Kioske werde noch später verhandelt.

Lauterbach verwies darauf, dass nach seinen Plänen für Hausärzte
Vergütungs-Obergrenzen (Budgets) wegfallen sollen. Dies sei wichtig,
um Nachwuchs zu gewinnen. Wenn die Budgets wegfallen, werde ein
größerer Teil junger Mediziner sich für den Hausarztberuf
entscheiden, sagte er. «Selbst dann wird der Mangel gravierend sein.
Aber es muss sofort kommen.»

Zur Finanzierung zusätzlicher Medizinstudienplätze sagte er, dagegen
sperrten sich unter anderem die Länder, die nicht mehr Geld dafür
ausgeben wollten. «Uns fehlen ja 5000 Studienplätze pro Jahr. So ist
es ja gekommen, dass wir in den nächsten zehn Jahren insgesamt 50 000
Ärzte zu wenig haben. Jeder wird das spüren.»