Häusliche Gewalt? Im Mordprozess um Arzt will Ex-Freundin aussagen

Ende 2022 wurde ein Arzt in der Eifel getötet. Nun hat der Prozess
gegen die drei mutmaßlichen Täter begonnen - darunter ist die
ehemalige Freundin. Als Motiv steht häusliche Gewalt im Raum.

Trier (dpa) - Im Prozess um einen ermordeten Arzt in der Eifel hat
die angeklagte ehemalige Lebensgefährtin des Opfers eine umfassende
Einlassung angekündigt. Sie werde sich beim nächsten Prozesstermin am
23. April zu den Vorwürfen äußern, sagte ihr Anwalt Michael Rehberger

am Montag zum Prozessauftakt am Landgericht Trier.  Dabei werde sie
auch Angaben zu «den Abläufen in der Familie» machen, sagte er mit
Blick auf häusliche Gewalt, die laut Anklage im Raum steht.

Mit auf der Anklagebank sitzen der zur Tatzeit 16-jährige Sohn der
Frau und dessen damals ebenfalls 16 Jahre alter Freund und
Stiefbruder. Das Trio soll den Mediziner am 30. Dezember 2022
«entsprechend eines gemeinsam gefassten Tatplans» getötet und die
Leiche in einem Waldstück vergraben haben, sagte Oberstaatsanwalt
Eric Samel bei Verlesung der Anklage.

Der Arzt habe seit längerem «übermäßig dem Alkohol zugesprochen
»:
Dabei sei es zu auch verbalen und körperlichen Übergriffen «im
häuslichen Umfeld» gekommen, sagte der Oberstaatsanwalt. Am Tattag
war es wieder so: Er habe sich in der Küche mit seiner Freundin
gestritten, sei aggressiv geworden und habe die 35-Jährige am Arm
gepackt. 

Mit den Worten «Jetzt geht es los!» hätten der heute 18-jährige Soh
n
und sein heute 17-jähriger Stiefbruder dem Opfer aufgelauert und ihn
mit Baseballschläger und Maulschlüssel attackiert, sagte Samel. Dann
zogen sie ihm eine Schlinge aus Kabelbindern um den Hals, «um durch
Erdrosseln den Tod sicherzustellen». 

Bei den jungen Männern lautet die Anklage auf gemeinschaftlichen Mord
wegen Heimtücke. Der Sohn wolle zu den Vorwürfen zunächst schweigen,

sagte dessen Anwalt. Der Stiefbruder werde eine Erklärung abgeben. 

Die Frau sei zeitweise bei der Tat dabei gewesen, habe sich aber
nicht beteiligt, sagte Samel. Sie sei ins Zimmer gegangen zu drei
weiteren Kindern, die sie mit dem Arzt hatte. Die 35-Jährige ist
wegen gemeinschaftlichen Totschlags angeklagt. Nach der Tat soll das
Trio die Leiche in einem Wald bei Rockeskyll (Kreis Vulkaneifel)
vergraben haben.

Der 53 Jahre alte Orthopäde galt lange als vermisst. Im vergangenen
Juni hatte ein Spaziergänger im Wald sterbliche Überreste entdeckt
und die Polizei informiert. Der Prozess vor der ersten Großen
Jugendkammer des Landgerichts ist bis 21. August terminiert.