Lauterbach: Versorgungsnetz für Long Covid baut sich auf

Die akute Corona-Krise ist vorbei, doch Langzeitfolgen machen
Betroffenen noch schwer zu schaffen. Zunächst gab es wenig
Anlaufstellen für Erkrankte, und Wartezeiten sind lang. Tut sich da
etwas?

Berlin (dpa) - Hilfsangebote für Menschen mit langwierigen
Beeinträchtigungen nach Corona-Infektionen kommen laut
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zusehends besser in Gang.
Langsam baue sich ein flächendeckendes Netz von Expertinnen und
Experten auf, was die Versorgung verbessere, sagte der SPD-Politiker
nach einem Runden Tisch zu Long Covid mit Vertretern aus Wissenschaft
und Gesundheitswesen am Dienstag in Berlin. Dies sei «wirklich ein
Wendepunkt». Zugleich liefen Millionen-Ausschreibungen zur
Forschungsförderung. Der Einsatz lindernder Medikamente außerhalb der
Zulassung soll künftig leichter möglich sein.

Lauterbach sagte: «Das Problem Long Covid ist ungelöst.» Es sei davon

auszugehen, dass es in Deutschland eine halbe Million Betroffene
gebe. Mit jeder Infektionswelle könnten neue dazukommen, auch bei
Omikron-Virusvarianten. Für viele Formen von Long Covid gebe es noch
keine Heilung. Darunter versteht man teils schwere Beschwerden wie
Erschöpfung oder Atemnot, die nach einer akuten Krankheitsphase von
vier Wochen fortbestehen oder neu auftreten. Post Covid beschreibt
das Krankheitsbild mehr als zwölf Wochen nach Infektionen.

Die Leiterin der Immundefekt-Ambulanz an der Berliner Charité, Carmen
Scheibenbogen, sagte, Diagnosen und die Versorgung seien eine große
Herausforderung. Betroffene gingen teils nicht zu Ärztinnen und
Ärzten, Mediziner fühlten sich nicht zuständig, Therapien seien teils

unbekannt. Die Versorgung absichern soll auch eine Richtlinie des
Gemeinsamen Bundesausschusses von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken.
Sie sieht unter anderem statt einer bisher häufigen Odyssee für
Betroffene eine einzige Ansprechperson vor, wie Gremiumsmitglied
Karin Maag sagte. In der Regel sei dies die Hausarztpraxis, die dann
einen Behandlungsplan mit weiteren Facharztbehandlungen koordinieren
soll.

Lauterbach sagte, dass Long Covid auch ein Problem für den
Arbeitsmarkt werde, wenn Betroffene dauerhaft ausfielen. Darunter
seien oft jüngere Frauen. Im Blick steht auch eine bessere
Unterstützung für Kinder mit Long Covid. Scheibenbogen erläuterte,
dass es in diesem Winter zudem viele andere Atemwegsinfekte gegeben
habe. Auch danach könnten sich länger anhaltende Symptome entwickeln.

Der Minister wies auf mehrere Förderprogramme von insgesamt rund 150
Millionen in den kommenden Jahren für die Versorgungsforschung hin.
Deutschland nehme damit einen Spitzenplatz in Europa ein.