Deutlicher Anstieg von Schulen und Ausbildung für Gesundheitsberufe

In Zukunft werden wegen des demografischen Wandels nicht nur mehr
Ärzte gebraucht, auch Pflegekräfte, Physiotherapeuten oder
Labortechniker fehlen. Für Brandenburg gibt es gute Nachrichten.

Potsdam/Cottbus (dpa/bb) - In Brandenburg wird immer mehr Nachwuchs
in den Gesundheitsberufen ausgebildet. Die Zahl der Schulen für
solche Fachberufe stieg im Vergleich zu 2013 deutlich von 37 auf 63.
Das teilte das Gesundheitsministerium am Donnerstag mit. Die
Ausbildungskapazitäten erhöhten sich demnach auf über das Doppelte -

von 3114 Plätzen im Jahr 2013 auf 7515 Plätze im Jahr 2023. 

Bei einem Besuch der Medizinischen Schule des Carl-Thiem-Klinikums
(CTK) in Cottbus wies Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher
(Grüne) vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung auf die
enorme Bedeutung der Berufe hin, darunter die Bereiche Pflege,
Physiotherapie und Laboratoriumsanalytik. «Wir wissen, dass wir in
Brandenburg und in ganz Deutschland durch ein demografisches Tal der
Tränen gehen, in Ostdeutschland ganz besonders wegen der historischen
Situation nach der Wiedervereinigung», sagte Nonnemacher der
Deutschen Presse-Agentur. Die Schule gehört mit 647
Ausbildungsplätzen über drei Ausbildungsjahre zu einem der größten

Ausbildungszentren für Gesundheitsfachberufe im Land. 

«Gesundheitsversorgung ist eine Teamsportart. Dazu braucht man
verschiedene Akteure», betonte die Ministerin, die ausgebildete
Ärztin ist. Es gehe nicht nur um die Frage, ob es genügend
niedergelassene Ärzte gebe. Das Gesamtangebot müsse stimmen.
Nonnemacher besuchte auch die Schule für Gesundheits- und
Pflegeberufe in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree). 363 Ausbildungsplätze
gibt es an der Schule, die seit 70 Jahren besteht.

Die Zahl der staatlichen Prüfungen in den Gesundheitsfachberufen wie
etwa Ergotherapie, Pflege oder Physiotherapie ist in den vergangenen
Jahren in Brandenburg weiter gestiegen: 2023 legten 1717
Auszubildende eine staatliche Prüfung für einen Gesundheitsfachberuf
ab, im Jahr 2017 waren es noch 1014.

«Wir müssen immer sehen: Medizin ist nicht nur ärztliche Versorgung,

sondern wir müssen genauso gut gucken, wie besetzen wir unsere Plätze
in der Pflege und den anderen Gesundheitsfachberufen», sagte
Nonnemacher. Dazu müsse die Attraktivität der Assistenzberufe
gesteigert werden. Ihrer Ansicht nach ist es wichtig, dass Pflegende
mehr Kompetenzen bekommen, damit sie eigenverantwortlich arbeiten
können. Sie hoffe in dieser Hinsicht auf ein entsprechendes Gesetz,
das noch vor dem Sommer vorgelegt werden soll. 

Das Gesetz soll zusätzliche Kompetenzen für dringend benötigte
Pflegekräfte regeln. So sollten examinierte Pflegekräfte die
Möglichkeit bekommen, bei der Versorgung von Patienten mit Diabetes,
Wundheilungsstörungen oder Demenz mehr selbstständig ohne ärztliche
Weisung zu entscheiden, wie es von Gesundheitsminister Karl
Lauterbach hieß. Im Blick stehe auch, dass Pflegekräfte eigenständig

Pflegegrade vergeben könnten. Es sei ein Problem, «dass in
Deutschland Pflege deutlich mehr kann als sie darf», so der Minister.

Wegen des Fachkräftemangels werden in Brandenburg auch Arbeitskräfte
aus dem Ausland ausgebildet. Seit 2019 bemühen sich CTK und das Land
deshalb um Großprogramme zur Fachkräfterekrutierung. Sie stützen sich

dabei auch auf Erfahrungen anderer Bundesländer. Am Klinikum lernen
neben den Brasilianern auch knapp 100 Pflegekräfte aus Vietnam. Aus
dem Nachbarland Polen werden junge Menschen in Forst im
Spree-Neiße-Kreis in einer eigens dafür geschaffenen medizinischen
Schulklasse für die Region ausgebildet.