Forschen über Hochbegabte - bundesweit einmalige Professur Von Birgit Reichert, dpa
Trier (dpa) - Sie erforscht und fördert schlaue junge Menschen:
Franzis Preckel hat an der Universität Trier die bundesweit einzige
Professur für Hochbegabten-Forschung und -Förderung. «Hochbegabte
sind keine neue Sorte Mensch», sagt die Professorin. In Deutschland
gibt es rund 300 000 hoch begabte Kinder. Insgesamt gelten zwischen
zwei bis fünf Prozent der Bevölkerung als Hochbegabte.
Mindestens bei 130 muss der Intelligenzquotient (IQ) liegen,
damit Kinder und Jugendliche als hoch begabt gelten. Sie lernen
schneller als andere, bringen sich zum Teil schon vor der Schule
Lesen, Rechnen und Schreiben bei oder haben ein auffallend gutes
Gedächtnis. «Ansonsten sind sie ganz normale Kinder und Jugendliche
wie alle anderen auch», sagt Preckel, die seit dem 1. April 2006 in
Trier lehrt.
Hochbegabte Kinder haben ein Potenzial, das es zu fördern gilt.
Bevor dies möglich ist, muss die überdurchschnittliche Intelligenz
allerdings erst erkannt werden. «Intelligenztests können zwar
bereits ab einem Alter von zwei bis drei Jahren eingesetzt werden,
die Testergebnisse sind in diesem Alter jedoch kaum stabil», sagt
die 35-Jährige, die in Münster und Wisconsin (USA) Psychologie
studiert hat. Ohnehin sei die Auswertung anhand der Standardtests
schwierig. «Wenn es alle Aufgaben richtig löst, kann man zwar sagen,
das Kind ist hoch intelligent, weiß aber nicht, wie sehr und auch
nicht, in welchem Bereich Begabungsschwerpunkte liegen.»
Preckel hat deshalb gemeinsam mit Kollegen den «Berliner
Intelligenstrukturtest für Jugendliche» entwickelt, der so genannte
«Begabungsprofile» erstellt. Der Test ist für 12- bis 16-Jährige
gedacht und erfasst eine große Bandbreite der Fähigkeiten, die
Intelligenz ausmachen.
Für jüngere Kinder allerdings gebe es nach wie vor nur die
regulären Intelligenztests. Es sei jedoch wichtig, eine Hochbegabung
früh festzustellen, um beispielsweise eine Unterforderung in der
Schule zu vermeiden, sagt die Wissenschaftlerin, die von 2003 bis
2006 die Begabungspsychologische Beratungsstelle an der Ludwig-
Maximilians-Universität-München geleitet hat. Dort werden jährlich
bis zu 400 Familien mit hoch begabten Kindern beraten.
«Die meisten kommen in der Schule prima klar», sagt Preckel. Das
heiße aber nicht, dass alle Hochbegabten «Einserschüler» seien.
Nicht wenige litten unter schulischer Langeweile. Die dauerhafte
Unterforderung könne sich in mangelnder Motivation niederschlagen.
«Es kann dann vorkommen, dass sich diese Kinder mit der Zeit
zurückziehen», sagt die Professorin. In Rheinland-Pfalz sind deshalb
in vier Städten Hochbegabten-Klassen an Gymnasien eingerichtet
worden.
«Hier lernen sie beispielsweise in zwei Monaten das, was in
regulären Klassen in einem halben Jahr unterrichtet wird», erklärt
Preckel. Hinzu komme etwa auch eine extra Fremdsprache oder
zusätzliche Themen in den Fächern. Vom kommenden Schuljahr an soll
es in Rheinland-Pfalz zusätzlich «Entdeckertagsschulen» geben, in
denen Grundschüler mit besonderen Begabungen einen Tag in der Woche
gemeinsam gefördert werden.
Werde das Potenzial der Kinder rechtzeitig erkannt, lernten diese
erstaunlich schnell, erklärt Preckel. Es gebe Kinder, die mit neun
Jahren bereits die 5. Klasse besuchten. Jugendliche in der 10. oder
11. Klasse begännen mit Frühstudierer-Programmen und hätten mit dem
Abi schon ein Vordiplom in Mathematik oder einer Naturwissenschaft
in der Tasche. «Sie sind aber nicht automatisch Genies oder die
künftigen Nobelpreisträger. Dazu gehört noch mehr», sagt die
Psychologin.
Preckel begleitet die rheinland-pfälzischen Begabten-Klassen und
beobachtet dabei auch das Verhältnis der Schüler untereinander. Es
sei eine «gute Interaktion» zu beobachten, keineswegs ein Abkoppeln
oder eine soziale Isolierung der Hochbegabten. «Das ist ein
Vorurteil, das ich leider noch oft höre.»
dpa rt yyrs bg/kl
Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK
Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.