Offener Eklat zwischen McQuaid und Eisenmann - Stuttgart reicht Einstweilige Verfügung ein - Scharping verteidigt BDR-Vize Sprenger Von Benjamin Haller und Andreas Zellmer, dpa

Stuttgart (dpa) - Der Rad-WM in Stuttgart droht eine juristische
Schlammschlacht - zum offenen Eklat zwischen den Hauptdarstellern ist
es bereits gekommen. Organisationschefin Susanne Eisenmann und UCI-
Präsident Pat McQuaid lieferten sich am Donnerstag einen heftigen
verbalen Schlagabtausch. «Frau Eisenmann benutzt die WM für ihre
persönliche Strategie, die politisch und wirtschaftlich ausgerichtet
ist. Eine solche Haltung ist sehr gefährlich», attackierte der
wutentbrannte Weltverbands-Präsident McQuaid seine Widersacherin.
Eisenmann hatte ihre Drohung wahrgemacht und am Donnerstag gegen
einen WM-Start des Weltmeisters Paolo Bettini und Giro-Siegers Danilo
di Luca beim Landgericht Stuttgart eine Einstweilige Verfügung
eingereicht. McQuaid betonte, dass Bettini garantiert starten werde.

Eisenmann forderte auch die Abreise des BDR-Vizepräsidenten Udo
Sprenger von der WM, gegen den am Abend in der ARD-Sendung «Panorama»
neue Doping-Vorwürfe erhoben wurden. BDR-Präsident Rudolf Scharping,
der sich auf McQuaids Seite schlug und Eisenmann der «persönlichen
Profilierung» bezichtigte, verteidigte Sprenger. Dieser bleibe im
Amt. Titelverteidiger Bettini drohte unterdessen seinem des Dopings
überführten Kollegen Patrik Sinkewitz wegen angeblicher
Anschuldigungen mit der Einreichung einer Schadenersatzklage.

«Ich hoffe, du hast Beweise für das, was du gesagt hast. Ansonsten
ist das, was du T-Mobile schuldest, nichts dagegen», sagte Bettini
laut «La Gazzetta dello Sport» in einem Telefongespräch mit
Sinkewitz. Nach ZDF-Informationen hat der Hesse seinen früheren
Teamkollegen Bettini belastet, ihm das Dopingmittel «Testogel»
besorgt zu haben.

Die Staatsanwaltschaft Bonn teilte auf dpa-Anfrage mit, dass der
Italiener in Stuttgart von einem BKA-Beamten besucht, aber nicht
verhört worden sei. «Es hat keine Vernehmung gegeben», sagte
Staatsanwalt Fred Apostel. Durchsuchungen im Lager von Bettini habe
es nicht gegeben. Dennoch kritisierte UCI-Chef McQuaid auch dies aufs
Schärfste: «Das sind Aktionen, die für mich völlig inakzeptabel sin
d.
Sie gingen viel weiter, als sie es hätten tun sollen.»

Der Streit zwischen der UCI und der Stadt Stuttgart hatte sich an
der Ehrenerklärung für einen sauberen Sport entzündet, die Bettini
nicht unterschrieben hat. Dies ist nach Ansicht der Ausrichter-Stadt
gemäß einer Ende Juli gemeinsam verabschiedeten Vereinbarung
Bedingung für einen WM-Start. «Wir lassen juristisch bewerten, ob die
Unterschrift unter die Vereinbarung bindend ist und in den Fällen
Bettini und di Luca dazu analog gehandelt werden muss», sagte
Eisenmann. «Sie hat nicht die Wahrheit gesagt. Bettini hat alles
Recht zu starten. Die Ehrenerklärung ist nicht Teil des UCI-
Regelwerks», entgegnete McQuaid, dem die kritische Haltung in
Deutschland zunehmend auf die Nerven geht: «Ich denke, dass sie hier
manchmal zu weit gehen.»

Eisenmann forderte auch die Demission Sprengers. Der anonyme ARD-
Zeuge, der Sprenger im Juni beschuldigt hatte, als Teamleiter der
Equipe «Nürnberger» eine schwarze Doping-Kasse geführt zu haben, ha
t
sich inzwischen an den WM-Ombudsmann Reiner Buchert gewandt. Seit
Juni ermittelt die Staatsanwaltschaft Wiesbaden gegen Sprenger,
nachdem dieser seinerseits Klage gegen unbekannt erhoben hatte. BDR-
Chef Scharping sagte: «In der Sache gibt es keine Neuigkeiten im
Vergleich zum Juni. Deshalb ist auch das Präsidium nach Beratung
heute hier in Stuttgart zur selben Schlussfolgerung gekommen.»
Sprenger bleibe im Amt und in Stuttgart, der anonyme Zeuge habe seine
Vorwürfe vor dem WM-Ombudsmann sogar abgeschwächt.

In der Auseinandersetzung mit der UCI verspürt Eisenmann
Rückenwind durch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU).
«Diejenigen schätzen den Wert der Vereinbarung höher ein als
McQuaid», sagte die resolute CDU-Politikerin. Da sie weiterhin den
Verlust von Sponsorengeldern und einen TV-Ausstieg befürchtet,
behielt sie sich eine Schadenersatzklage gegen die UCI ausdrücklich
vor. Zudem weigerte sich die Stadt bislang, ihren Anteil von 675 000
Euro an den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und die UCI zu zahlen. Mit
ihren Angriffen wolle sich Eisenmann aus ihren finanziellen
Verpflichtungen stehlen, sagte McQuaid.

Eisenmann betonte, sie habe «absolut Verständnis» dafür, dass
Schäuble den Bundeszuschuss in Höhe von etwa 150 000 Euro vorerst
eingefroren habe, obwohl es letztendlich Stuttgart treffe. Die WM-
Organisationschefin erwartet bis Freitag eine Entscheidung des
Landgerichts. Das Straßenrennen der Männer findet am Sonntag statt.

Eine Klage droht auch Sinkewitz, der Bettini als Doping-Boten
beschuldigt haben soll. Nach Angaben von Sinkewitz-Anwalt Michael
Lehner hat sein im August von T-Mobile entlassener Mandant jedoch nur
eine streng vertrauliche Erklärung zu seinem Doping-Fall abgegeben,
aus der das ZDF offensichtlich zitierte.

Sinkewitz und Bettini waren gemeinsam Team-Mitglieder der Profi-
Mannschaften Mapei und Quick Step, bevor Sinkewitz 2005 zu T-Mobile
wechselte. Die Bonner entließen Sinkewitz, nachdem während der Tour
de France ein positiver Doping-Test bekannt geworden war. Er hatte im
Juni in der Tour-Vorbereitung das verbotene Testosteron-Präparat
«Testogel» benutzt.
dpa ha/az z2 az vg

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