Schnitt im Schritt - Schönheitsoperationen erreichen den Intimbereich Von Andrea Barthélémy, dpa

Berlin (dpa) - Der Busen sitzt perfekt, die Nase stupst dezent,
doch im Intimbereich könnte noch das ein oder andere zu richten sein.
Ein Trend aus den USA und Großbritannien, wie er etwa in der neuen
sexlastigen TV-Serie «Californication» präsent ist, wird nun auch in
Deutschland zum Thema: Schönheitsoperationen im Intimbereich - von
der «Vaginalverjüngung» über Schamlippenkorrekturen bis zur
«Rückjungferung» - werden zunehmend nachgefragt. Seriöse Experten

schätzen die Zahl auf einige hundert bis tausend in diesem Jahr - und
warnen vor unabsehbaren Folgen der Eingriffe.

Doch wer im Internet beispielsweise den Begriff «vaginal
rejuvenation» googelt, landet prompt mehr als 200 000 Treffer. Neues
Selbstbewusstsein und ein erfülltes Sexualleben wird da denjenigen
versprochen, die sich die inneren Schamlippen verkleinern, die
Klitoris aufpolstern oder die Vagina mit Eigenfett straffen lassen.
Schließlich lässt sich mit dem neuen Betätigungsfeld gutes Geld
machen - knapp 1000 Euro kostet eine Schamlippenkorrektur, im
Durchschnitt.

«Die Bestrebung nach äußerlicher Makellosigkeit und körperlicher
Perfektion hat längst alle anatomischen Stellen unseres Körpers
eingenommen, so auch die Genitalregion», heißt es dazu lapidar auf
der Website eines Münchner Arztes. So werden beispielsweise Frauen
nach Geburten statt der sonst üblichen - wenngleich etwas
Eigeninitiative erfordernden - Beckenbodenübungen verschiedene
Verfahren der Scheidenstraffung oder auch eine Aufpolsterung des -
medizinisch noch gar nicht lokalisierten - G-Punkts empfohlen, um
neue Lust am Sex zu haben.

«Nichts von dem ist wissenschaftlich erwiesen», warnte dann auch
der Berliner Frauenarzt Prof. Heribert Kentenich jüngst auf dem
Deutschen Gynäkologenkongress. Stattdessen hätten die Frauen Narben
an einer «sehr sensiblen Stelle». Nur in wenigen Fällen sei eine
genitale Operation medizinisch sinnvoll - etwa bei einem drohenden
Gebärmuttervorfall, oder wenn die kleinen Schamlippen so groß sind,
dass sie beim Sitzen oder Radfahren stören und sich ständig
entzünden.

Auch Fachgesellschaften begleiten den Trend kritisch. «Sicher gibt
es da einige schwarze Schafe», sagt Kerstin van Ark, Sprecherin der
Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und
Ästhetischen Chirurgen. Insgesamt 700 000 Eingriffe führten die rund
600 Fachärzte der Gesellschaft 2004 aus - ein Viertel davon waren
rein ästhetischer Natur. Doch den nach langjährigem Ringen erreichten
guten Facharztruf will man nicht aufs Spiel setzen. «Wir denken über
eine Konsensus-Erklärung zur Genitalchirurgie nach, wie sie unsere
österreichische Schwestergesellschaft schon verabschiedet hat.»

Deren Präsidentin Prof. Maria Deutinger befand klipp und klar:
«Schönheits-OPs sind kein Besuch beim Friseur.» Ohne medizinischen
Hintergrund sei ästhetische Intimkorrektor ein fahrlässiger Eingriff.
«Es kann zum Verlust des Hautempfindens und zu Narbenschmerzen
kommen. Auch der Harnfluss kann beeinflusst werden», warnt sie. Was
als Lustgewinn via «Designer-Vagina» geplant war, kann also leicht
zum Frustgewinn werden.
dpa my yybb a3 tim

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