Schönheits-OPs in Brasilien: Der Trend geht zu üppigeren Formen Von Helmut Reuter, dpa

São Paulo (dpa) - Jedes Jahr gehen Bilder schöner, leicht
bekleideter Brasilianerinnen um die Welt, die beim Karneval in Rio de
Janeiro die Hüften schwingen. Doch ihre üppigen Kurven und makellosen
Körper verdanken viele nicht nur einer wohlwollenden Mutter Natur:
Brasilien gilt nach den USA als das Land mit den meisten
Schönheitsoperationen. Der Trend ist ungebrochen: Täglich legen sich
mehr als 1250 Patienten unter das Skalpell. Zum allergrößten Teil
sind es Frauen, die sich auf diesem Weg ihrem Schönheitsideal oder
dem der Männer nähern wollen.

Eine Studie der Brasilianischen Gesellschaft für Plastische
Chirurgie (SBCP) stellte jetzt fest: Der Trend geht im Gegensatz zu
früher zu größeren Brüsten. Als Gründe werden unter anderem die
gestiegene Qualität der Silikon-Implantate und auch der Einfluss
populärer US-Fernsehserien und deren Vorliebe für Schauspielerinnen
mit üppigeren Formen genannt.

Insgesamt bezifferte die Gesellschaft die Zahl der ästhetischen
Operationen in dem Zwölfmonats-Zeitraum auf 457 000. Dabei suchten
weit mehr Frauen (402 000) als Männer (55 000) eine der zahlreichen
Kliniken auf. Von den behandelten Damen ließen sich 96 000 ihre
Brüste vergrößern und nur 55 000 verkleinern. In 91 000 Fällen
wollten die Patienten für eine bessere Strandfigur überzählige Pfunde
loswerden und ließen Fett von Taille oder Bauch absaugen.

SBCP-Präsident José Tariki registriert einen Wandel bei seinen
Geschlechtsgenossen. Während die brasilianischen Männer früher eher
«kleine Brüste und einen großen Po («Bumbum»)» beim anderen
Geschlecht vorzogen, scheinen Männer und Frauen in Brasilien heute in
punkto BH-Größe eher «XL»-Fans zu werden. «In den 90er Jahren die
nten
nur zehn Prozent aller Brust-OPs einer Vergrößerung, 90 Prozent
dagegen einer Verkleinerung», berichtet Tariki. Auf der Liste der
häufigsten Eingriffe rangiert nach Angaben der Zeitung «O Estado de
São Paulo» erstmals die Brustvergrößerung vor dem immer noch
beliebten Fettabsaugen.

«Die Prothesen haben sich sehr verbessert. Das Gel (Silikon) ist
nicht mehr so flüssig, wodurch ein Eindringen (des Materials) in
andere Körperbereiche verhindert wird», sagt José Tariki. Viele
Frauen, die früher Angst vor einem Eingriff gehabt hätten, suchten
nun den Weg zu einem Chirurgen. Die Schönheitsvorstellungen haben
sich nach seinen Angaben in diesem Bereich auch quantitativ
verändert: «Früher wurden Prothesen mit 160 Milliliter verlangt.
Heute sind es 250 Milliliter.»

Der wissenschaftliche Direktor der SBCP und Chef der plastischen
Chirurgie des Nationalen Institutes für Krebskrankheiten, Paulo
Roberto Leal, sieht einen Grund für den Trend zu üppigen Formen auch
in den amerikanischen Einfluss. «Wir erleben eine Amerikanisierung
der Normen für voluminöse Busen.» Allerdings gehen nicht nur
Gutbetuchte zum plastischen Chirurgen. Oft ist auch Not das Motiv: Im
Studienzeitraum wurden auch 172 000 plastische Operationen an
Patienten vorgenommen, die durch eine schwere Krankheit oder durch
Gewaltverbrechen entstellt waren.

An den viel befahrenen Straßen São Paulos finden sich zuhauf
Werbeschilder für Plastische Chirurgie. Auf dem lukrativen Markt
tummeln sich allerdings auch viele Scharlatane. Die Zahl der
Fehlbehandlungen steigt und damit die Zahl der Gerichtsprozesse.
Plastische Chirurgie darf in Brasilien auch von Ärzten vorgenommen
werden, die dafür keine Spezialausbildung haben.

Anders als in einigen Ländern Europas ist in Brasilien ein
plastischer Eingriff kein Tabu und wird auch von Prominenten zur
Schau getragen. So überraschte die mögliche Kandidatin für die
Präsidentschaftswahlen 2010, Dilma Rousseff, zum Jahreswechsel mit
einem neuen «Outfit». Sie hatte sich in einer bioplastischen
Spezialklinik nach Medienberichten unter anderem die an den
Mundwinkeln vorbei laufenden Falten durch Füllmaterial beseitigen
lassen.
dpa hr xx a3 k6 af

Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK

Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.

Jetzt der TK beitreten





Zur Startseite