Wirbel um Brutalo-Kämpfe in Köln Von Ina vom Hofe, dpa

Köln (dpa) - Der Wirbel um die umstrittenen Brutalo-Käfigkämpfe in
Köln hält an. Allen Einwänden und Rufen nach einem Verbot zum Trotz
soll die Deutschland-Premiere der Ultimate-Fighting Championship
(UFC) am 13. Juni stattfinden. Der europäische UFC-Präsident Marshall
Zelaznik erwartet nach gutem Vorverkauf etwa 12 000 Besucher in der
Lanxess Arena. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre dürfen die Kämpfe
nach einer Verständigung der Veranstalter mit der Stadt nicht
besuchen. In den USA sind UFC-Shows mittlerweile populärer als Boxen.

Hauptkritik der Gegner ist die Zurschaustellung von Gewalt. «Das
Problem ist die Abstumpfung gegenüber den Auswirkungen der realen
Gewalt», sagte der Psychologe Prof. Siegfried Preiser von der Goethe
Universität in Frankfurt am Main der Deutschen Presse-Agentur dpa. Es
bestehe die Gefahr einer zunehmenden Verrohung der Gesellschaft.
«Gewalt wirkt zwar nicht immer auf alle Menschen gleich. Doch bei
Menschen, die nicht gefestigt sind und über ein relativ starkes
Gewaltpotenzial verfügen, kann das Zurschaustellen von brutalen
Situationen zum Enthemmungseffekt führen.»

Es könne zwar nicht genau bewiesen werden, was das Sehen von
Gewalt bei Menschen erzeuge, aber umgekehrt sei auch die
Ungefährlichkeit solcher brutalen Veranstaltungen nicht bewiesen,
erläuterte Preiser. «Und so lange die Ungefährlichkeit nicht
nachgewiesen ist, müsste man überlegen, ob sie nicht verboten
werden.»

Deutsche Politiker wenden sich seit Wochen gegen die Austragung.
Nordrhein-Westfalens Kinder- und Jugendminister Armin Laschet (CDU)
sagte der dpa: «Diese Kämpfe sind pervers. Sie sind eine einzige
Verherrlichung von Gewalt, und gewaltverherrlichende Events gegen
Entgelt verstoßen gegen unsere Rechts- und Werteordnung.» Der Chef
des Leverkusener Lanxess-Konzerns, des Namensgebers der Kölner Halle,
Axel Heitmann, stimmt in den Chor der Kritiker mit ein: «Wir
distanzieren uns als Unternehmen von der UFC-Veranstaltung.»

Käfigkämpfe könnten juristisch nicht verboten werden, sagte der
Kölner Bürgermeister Manfred Wolf der dpa. Die Veranstaltung störe
nicht die Sicherheit und Ordnung und sei damit nicht
genehmigungspflichtig. Mit dem Besuchsverbot für unter 18-Jährige sei
dem Jugendschutz Rechnung getragen.

Kein Verständnis für die hitzige Kontroverse hat
Konzertveranstalter Marek Lieberberg: «Die Diskussion wird von
Politikern geführt, die sich nicht mit dem Thema beschäftigt haben,
so erhofft man, Publizität zu erlangen.» Auch Zelaznik verwies auf
mangelnde Aufklärung: «Wenn Menschen unseren Sport nicht anerkennen,
liegt das daran, dass sie nicht wissen, für was er steht und wie er
wirklich ist ­ nämlich eine Mischung von beliebten olympischen
Disziplinen: Boxen, Ringen, Taekwondo und Judo.» Die UFC-Kämpfe
unterlägen strengeren Regeln als der Boxsport.

Der Deutsche Boxsportverband widerspricht: «Diese Kämpfe haben mit
Sport nichts zu tun, schon gar nicht mit dem Boxsport. Neben
Handschuhen und Mundschutz im Profiboxen gibt es im Amateurboxen
zusätzlich einen Kopfschutz», sagte Sprecher Alexander Mazur. Die
UFC-Kämpfer tragen ihre Fights mit fingerlosen Handschuhen aus. Der
Sportmediziner und Ringarzt beim Boxen und Ultimate Fight, Karl-Heinz
Moser, erklärte in einem Stern TV-Interview (RTL): «Wenn Sie Ultimate
Fighting verbieten, müssen Sie auch Boxen verbieten.»

Die «Freefight»-Kämpfe galten lange als besonders brutal und waren
verboten. Mit der Verabschiedung eines Regelwerks der UFC im Jahr
2001 etablierten sich die illegalen Kämpfe aus Hinterhöfen und
Kellern in amerikanische Sportarenen. Bei den Käfigkämpfen prügeln
jeweils zwei Kontrahenten ohne jegliche Schutzkleidung in einem
Stahlkäfig aufeinander ein. Die Wurzeln der Käfigkämpfe liegen laut
UFC im Allkampf der Olympischen Spiele der Antike.

[Lanxess Arena]: Willy-Brandt-Platz, Köln

dpa hs/ba yynwk a3 ia

Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK

Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.

Jetzt der TK beitreten





Zur Startseite