Teure Strahlen im Kampf gegen Krebs Von Michael Kieffer, dpa

München (dpa) - Die Diagnose Krebs schockiert, obwohl die Chancen
auf Heilung bei einigen Tumorarten gestiegen sind. Zu den
Therapieformen gehört die hierzulande noch selten genutzte
Bestrahlung mit Protonen. Deren Verfechter versprechen eine
wirksamere, aber vor allem deutlich schonendere Therapie. Skeptiker
bezweifeln allerdings, ob die Methode anderen Formen der Bestrahlung
überlegen ist. Vor allem kritisieren sie die hohen Kosten, auch wenn
Krankenkassen meistens zahlen.

In der Krebstherapie sei eine Kluft entstanden, meint der Münchner
Chirurg Hans Rinecker. «Nämlich eine Differenz zwischen den
technischen Möglichkeiten und dem, was am Patienten eingesetzt wird.»
Seit März betreibt der 67-Jährige das nach seinen Worten erste
großklinische Protonenzentrum Europas. Wenn das Rinecker Proton
Therapy Center nächstes Jahr mit dann fünf Behandlungsplätzen volle
Kapazität erreicht, soll dort Raum für jährlich 4000 Patienten sein.
Eine kleine Zahl ist das, wenn man die 436 000 Menschen dagegensetzt,
die Jahr für Jahr neu an Krebs erkranken.

Rinecker will in seinem komplett privat finanzierten 170 Millionen
Euro teuren Bau einen Kontrapunkt setzen zur gewöhnlichen Bestrahlung
von Krebspatienten. Der Standard ist immer noch die Photonentherapie,
also die Behandlung mit Röntgen- oder Gammastrahlen, die oft mit
Chemotherapie kombiniert wird. Ein Großteil der Energie von
Röntgenstrahlen geht knapp unter der Haut verloren, wie Rinecker
erläutert. Das Ergebnis: Die gefährlichen Strahlen landen im gesunden
Gewebe der Patienten und richten dort Schäden an, während sie dem
tiefer liegenden Tumor weniger anhaben.

Dagegen wirken Protonenstrahlen erst im Tumor am stärksten, wie
Rinecker sagt. Der Vorteil: Bei gleicher Strahlendosis seien die
Nebenwirkungen geringer. Rinecker bezeichnet die Therapie zwar nicht
als Wunderwaffe. Doch die Vorteile hätten sich in den USA und in
Japan bei 60 000 Patienten gezeigt. In Deutschland fristet die
Methode ein Nischendasein. Außer in München gibt es sie derzeit nur
in Berlin, dort werden aber nur Augentumore bestrahlt.

Die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) sieht bei der
Protonentherapie noch einen hohen Forschungsbedarf. Präsidentin Rita
Engenhart-Cabillic bezweifelt, dass die Therapie für jede Krebsart
gleichermaßen sinnvoll ist. Die DEGRO hält die Methode nur bei
einigen wenigen Tumorarten - etwa im Schädelbasis-Bereich - für eine
anerkannte Behandlungsform. Auch für Kinder wird sie empfohlen.

Anders sieht es bei Brustkrebs aus, also ausgerechnet bei der
Tumorart, an der krebskranke Frauen mit jährlich gut 17 000
Todesfällen in Deutschland am häufigsten sterben. Weil sich Brüste
schlecht fixieren lassen, sind Protonenstrahlen kaum treffsicherer
als Röntgenstrahlen, heißt es auch vom Spitzenverband der
gesetzlichen Krankenkassen (GKV).

Das Hauptargument der Skeptiker sind die Kosten. Der
Durchschnittspreis für eine konventionelle Strahlentherapie liegt
nach Angaben von Engenhart-Cabillic zwischen 2000 und 6000 Euro. Die
Protonentherapie im Hause Rinecker schlägt mit rund 18 000 Euro zu
Buche. Die hohen Kosten sind wohl auch ein Grund, weshalb der Bau von
Protonenzentren in Deutschland bisher nur schleppend vorankam. In
Essen, Kiel und Heidelberg werden Projekte seit Jahren verfolgt.

Rinecker relativiert bei den Kosten. «Wenn Sie bei Prostatakrebs
für die konventionelle Bestrahlung vielleicht 34 Sitzungen brauchen,
während wir 21 machen, dann ist der Preisunterschied nicht mehr so
hoch.» Außerdem entstünden kaum Kosten für die Nachbehandlung - weg
en
der niedrigen Nebenwirkungen. Einige Krankenkassen - darunter die AOK
- bezahlen die Protonentherapie. Nach Auskunft des GKV-
Spitzenverbands ist für die Aufnahme neuer Leistungen in den Katalog
der Kassen entscheidend, ob es für Patienten einen Zusatznutzen gibt.
Bei der Protonentherapie hänge das von der Krebsart ab.

(Achtung: Hierzu erhalten Sie einen Hintergrund «Protonentherapie» -
ca. 20 Zeilen)

(Internet: www.rptc.de; http://tinyurl.com/DEGRO-Stellungnahme)

[Rinecker Proton Therapy Center]: Franz-von-Rinecker-Str., München
dpa kie yyby a3 hu

Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK

Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.

Jetzt der TK beitreten





Zur Startseite