Gerade 14 und schon «völlig gefühllos» Von Frank Christiansen, dpa
Velbert/Mettmann (dpa) - Aufatmen im beschaulichen Velbert-Neviges
nahe Essen: Die Ermittler sind sich sicher, den grausamen Peiniger
der kleinen Kassandra (9) hinter Schloss und Riegel gebracht zu
haben. Aber gleichzeitig löst die Nachricht noch mal einen Schock
aus. Denn der Tatverdächtige ist gerade mal 14 Jahre alt. Der
verhaltensgestörte Förderschüler soll das Mädchen brutal misshandel
t
und lebensgefährlich verletzt in einen Gully-Schacht geworfen haben.
Ein Richter erließ Haftbefehl wegen versuchten Mordes.
Die Ermittler müssen sich auf einen aufwendigen Indizienprozess
vorbereiten, falls Kassandra, die immer noch nicht vernommen werden
konnte, den Jugendlichen nicht identifizieren kann. Denn der Schüler
bestreitet die Tat - so geschickt, dass die Ermittler ihn nach einer
Zeugenvernehmung vor zwei Wochen ziehen ließen. Abgeklärt, ja «völl
ig
gefühllos» habe er gewirkt, berichtete der Leiter der Mordkommission,
Wolfgang Siegmund, am Samstag in Mettmann. Seine Kaltblütigkeit sei
«in höchstem Maße beeindruckend».
Das Motiv ist nach wie vor unklar. Der 14-Jährige und Kassandra
kannten sich aus der Spieleveranstaltung «Treff 51». Der Jugendliche
soll sogar unmittelbar nach der Tat zum Tatort zurückgekehrt sein und
sich scheinheilig an der Suche nach Kassandra beteiligt haben.
Das neunjährige Mädchen war vor knapp drei Wochen aus dem
Spieltreff nicht nach Hause zurückgekehrt. Die Eltern meldeten
Kassandra als vermisst, und Stunden später fand ein Spürhund das
unterkühlte Mädchen dem Tode nahe in einem Kanalschacht hinter einer
Turnhalle. Obenauf lag der Gullydeckel, das Mädchen war praktisch
lebendig begraben. Mit einer Not-Operation im Uni-Klinikum Essen
konnte Kassandra gerettet werden. Nach Tagen im künstlichen Koma ist
sie inzwischen deutlich auf dem Weg der Besserung.
100 Polizisten hatten die Umgebung des Tatorts nach Spuren
abgesucht. Dabei fanden sie die sorgfältig versteckte Jacke
Kassandras und ein nicht näher beschriebenes «Tatmittel». An beiden
fand das Landeskriminalamt außer dem Blut Kassandras auch
Faserspuren, die mit denen der Oberbekleidung des 14-Jährigen
übereinstimmen. Daraufhin wurde der gerade strafmündige Junge am
Freitagabend festgenommen. Ergebnisse der DNA-Analyse lagen am
Samstag noch nicht vor.
Außer den Faserspuren deuten Zeugenaussagen auf den 14-Jährigen
hin. Er wurde zur Tatzeit in Tatortnähe gesehen und soll mit einem
Fahrrad fluchtartig das Gelände verlassen haben, auf dem Kassandra
Stunden später gefunden wurde. Er sei zwar sozial auffällig, aber
normal intelligent.
Die Familienverhältnisse sind unauffällig. Dennoch gab es eine
Vorgeschichte: Der Förderschüler hatte Hausverbot in dem Spieltreff.
Eltern hatten sich beschwert, dass er die kleineren Kinder ärgere.
Gegen den 14-Jährigen war zudem schon früher wegen Beleidigung und
Sachbeschädigung ermittelt worden. Die Verfahren wurden aber
eingestellt. Ein Verfahren wegen Körperverletzung läuft aber noch -
auch dazu wurde er unlängst vernommen. Er soll einen Gleichaltrigen
verletzt haben. Wegen seiner Verhaltensauffälligkeit war er in einer
Förderschule für soziale und emotionale Entwicklung. Wie es heißt,
sind die Eltern des 14-Jährigen schockiert von der Festnahme. Sie
glauben den Beteuerungen ihres Sohnes, nichts mit dem Verbrechen zu
tun zu haben.
[Gully-Schacht]: Tönisheider Straße, Velbert-Neviges
dpa fc yynwd a3 k6 ub
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