Experte: Muskeln als Schmerzauslöser zu selten erkannt
Münster/Berlin (dpa) - Die Muskeln werden nach Expertenansicht zu
selten als Schmerzauslöser erkannt. «Das betrifft Schmerzen am
Bewegungsapparat genauso wie Beschwerden, die als Organschmerzen
empfunden werden», sagte der Münsteraner Orthopäde Hannes Müller-
Ehrenberg. Selbst eine Harnwegentzündung könne durch eine
beeinträchtigte Muskulatur des Beckenbodens ausgelöst sein, oder
Ohrenschmerzen durch einen verspannten Halsmuskel.
Müller-Ehrenberg ist 1. Vorsitzender der Medizinischen
Gesellschaft für Myofasziale Schmerzen (MGMS) und als
Symposiumsteilnehmer beim Deutschen Schmerzkongress vertreten, der am
Mittwoch (7. Oktober) in Berlin beginnt.
Die Muskeln machten bis zu 50 Prozent der menschlichen Körpermasse
aus, «deren Fehlfunktionen und Schmerzpunkte, die sogenannten
Triggerpunkte, werden aber häufig nicht erkannt». Wenn bei der
Diagnose von Beschwerden und Erkrankungen Muskelprobleme zumindest
mit in Erwägung gezogen würden, ließen sich etliche Operationen aus
vielen Fachgebieten vermeiden, sagte Müller-Ehrenberg. «Ärzte haben
diese Möglichkeit aber zu selten auf dem Schirm.»
Unter dem zuerst in den USA beschriebenen Myofasziale-Schmerz-
Syndrom versteht man heftige Schmerzen der Muskulatur, die keine
organische sondern eine funktionelle Ursache haben. Bei der
spezifischen Untersuchung der Muskulatur finden sich Triggerpunkte,
die Auslöser für Missempfindungen und Schmerzen sind. Diese können
lokal oder weit in andere Körperregionen ausstrahlen. Die Kenntnis
von myofaszialen Schmerzen erlaubt nach Worten Müller-Ehrenbergs eine
interdisziplinäre Betrachtung der Beschwerden des Patienten. So könne
etwa bei Gesichts- oder Zahnschmerzen oder bei Beschwerden in der
Brust- oder Beckenregion, bei denen keine organischen Ursachen
gefunden wurden, häufig eine gezielte Triggerpunkt-Therapie helfen.
Der Münsteraner Orthopäde hat nach eigenen Angaben bereits vor
zwei Jahren in einer Studie festgestellt, dass sich
Schulterbeschwerden in den meisten Fällen auf Muskelprobleme
zurückführen lassen - und konservativ etwa mit einer
Stoßwellentherapie erfolgreich behandelbar sind. Operationen seien so
oft verzichtbar. Der Durchbruch dieser schonenden Therapien lasse in
Deutschland noch auf sich warten, obwohl sie für Patienten angenehmer
und für das Gesundheitssystem kostengünstiger seien, betonte Müller-
Ehrenberg.
Beim Deutschen Schmerzkongress 2009 kommen nach Angaben der
Organisatoren von Mittwoch an bis Samstag mehr als 2000 Experten
verschiedener medizinischer Fachrichtungen zusammen.
Hauptveranstalter sind die Deutsche Gesellschaft zum Studium des
Schmerzes und die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft.
(Internet: www.schmerzkongress2009.de; MGMS: www.mgms-ev.de)
Gespräch: Juliane Albrecht, dpa
[Kongress]: Hotel Maritim, Stauffenbergstraße 26, Berlin
[MGMS]: Tibusplatz 6, Münster
dpa al yynwm a3 hu
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