(Zusammenfassung 1600) Wer ist Ergo? - Eine Versicherungsgruppe will Marke werden Von Volker Danisch, dpa (Mit Bildern)

   Düsseldorf (dpa) - Die Tage der Versicherungsmarken Victoria und

Hamburg-Mannheimer sind gezählt: Der Düsseldorfer Ergo-Konzern will
neue Lebens- und Sachversicherungen in Deutschland demnächst nur
noch unter dem Namen Ergo anbieten. Die traditionsreichen, zum Teil
über 100 Jahre alten Marken Victoria und Hamburg-Mannheimer
verschwinden damit vom Markt. Die breite Einführung der neuen Marke
Ergo soll früh im dritten Quartal des laufenden Jahres erfolgen,
sagte Konzernchef Torsten Oletzky am Dienstag bei der Bilanzvorlage
in Düsseldorf. In diesem Sommer steht damit ein tausendfacher
Schilderwechsel an den Versicherungsgebäuden und bei den
Versicherungsvertretern an. Das Schicksal der Werbefigur Herr Kaiser
ist ungewiss. Über die neue Werbekampagne für Ergo hat der Vorstand
noch nicht entschieden.

Vor der Ergo-Zentrale in Düsseldorf stehen graue Container. Von
hier aus wird der Bau eines neuen Rechenzentrums in der
Nachbarschaft geleitet. Aber auch bei Ergo selbst wird seit längerem
vieles umgebaut, die neue Markenstrategie ist kein Einzelfall. Unter
dem Ergo-Dach hat die Munich Re (Münchener Rück) ihre Versicherungen
für Privatkunden und Unternehmen gebündelt. Dazu gehören auch die
Krankenversicherung DKV, die Rechtsschutzversicherung D.A.S., die
ERV Europäische Reiseversicherung und die ehemaligen KarstadtQuelle
Versicherungen. Letztere hat Ergo im Februar in Ergo-Direkt
umbenannt. Die Pleiten von Karstadt und Quelle hatten Kunden
verunsichert, obwohl die KarstadtQuelle Versicherungen schon seit
2002 zu Ergo gehören.

Außen Markenvielfalt, innen Ergo, lautete bislang das Motto.
Viele Angestellte arbeiten schon für verschiedene Marken der Gruppe.
Im Unterschied zu seinen Vorgängern wagt Orletzky nun aber den
großen Schritt, den Unternehmensnamen Ergo zum Produkt- und
Vertriebsnamen zu machen. Nur die Spezialisten DKV, D.A.S. und ERV
behalten ihren Namen. «Eine solche Markenumstellung ist natürlich
ein sensibles Thema», räumte der Konzernchef ein. Nachdem es anfangs
durchaus Diskussionen gegeben habe, sei die Markenumstellung gut
angenommen worden. Für eine Reihe von Ergo-Werbespots hätten sich
über 100 Mitarbeiter- und Vermittlerteams beworben. Der kurze Film
soll im Ersten laufen. Die Markteinführung lässt sich Ergo einen
mittleren zweistelligen Millionenbetrag kosten - also etwa 50
Millionen Euro.

Ob Herr Kaiser eine Zukunft hat bei Ergo, ist seit der
Bekanntgabe der neuen Markenstrategie im November offen. Der wohl
bekannteste «Versicherungsvertreter» Deutschlands ist das Gesicht
der Hamburg-Mannheimer. «Da gibt es durchaus Für und Wider», meinte
Orletzky. Auf der einen Seite sei die Werbefigur sehr beliebt, auf
der anderen Seite sei sie eben sehr eng mit der Hamburg-Mannheimer
verbunden. Ob sich ihr gutes Image für die neue Marke Ergo einsetzen
lasse, sollen Profis beurteilen, erklärte der Konzernchef mit
Verweis auf das noch laufende Auswahlverfahren bei den
Werbeagenturen. Für die Ergo-Gruppe arbeiten rund 50 000 Menschen
als angestellte Mitarbeiter oder als selbstständige Vermittler. Sie
hat nach eigenen Angaben rund 20 Millionen Kunden in Deutschland und
die gleiche Anzahl im Ausland.

Für den Großaktionär Munich Re hatte Oletzky, der mit einer
auffallend farbigen Krawatte auftrat, gute Nachrichten. Ergo will in
diesem Jahr den Gewinn auf 350 Millionen bis 450 Millionen Euro mehr
als verdoppeln. Zum einen fielen Belastungen aus der
Finanzmarktkrise weg und zum anderen zeige das
Kostensenkungsprogramm Wirkung. Der Abbau von 1800 Stellen bis 2010
sei mit Vereinbarungen größtenteils schon unter Dach und Fach. Die
Beitragseinnahmen stiegen 2009 um 7,6 Prozent auf 19 Milliarden
Euro, bereinigt um Wechselkurseffekte und Zukäufe beträgt das Plus
3,7 Prozent. Am 12. Mai soll auf der Ergo-Hauptversammlung laut
Einladung das Herausdrängen der Kleinaktionäre diskutiert und
beschlossen werden. Damit zeichnet sich nun ab, dass sich Ergo von
der Börse über kurz oder lang verabschieden wird.

Die Munich Re hat bereits über 99 Prozent der Ergo-Aktien in
ihrer Hand und will mit dem Herausdrängen nach eigenen Angaben
Kosten senken. Außerdem sollen schnellere Entscheidungen möglich
werden. Ziel ist, so heißt es in München, ein integrierter Konzern
bestehend aus Erstversicherung (Ergo) und dem
Rückversicherungsgeschäft, also den Versicherungen für
Versicherungen. In der Vergangenheit gab es in Düsseldorf
Befürchtungen, die Munich Re könnte Ergo an einen ausländischen
Versicherungsriesen verkaufen. Dem stehen nicht nur die Äußerungen
aus der Munich-Re-Zentrale entgegen. Amerikanische
Versicherungsriesen, die als mögliche Interessenten für Ergo in der
Vergangenheit vermutet wurden, dürften andere Themen beschäftigen.

[Ergo]: Victoriaplatz 2, Düsseldorf
dpa vd yynwd a3 pi

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