Männer mit niedrigem Testosteron-Spiegel sterben eher Von Martina Rathke, dpa

Greifswald (dpa) - Männer mit einer niedrigen Konzentration des
Sexualhormons Testosteron im Blut sterben eher. Das belegt eine
aktuelle Analyse der Study of Health in Pomerania (SHIP) unter
Federführung des Instituts für Klinische Chemie und
Laboratoriumsmedizin der Universität Greifswald. Die Wissenschaftler
beobachteten in der Bevölkerungsstudie in Vorpommern über sieben
Jahre hinweg 1954 Männer im Alter zwischen 20 und 79 Jahren, von
denen 195 am Ende des Untersuchungszeitraums gestorben waren. Die
Mehrzahl der Gestorbenen war bereits bei der Erstuntersuchung durch
einen für ihr Alter deutlich zu niedrigen Testosteronspiegel im Blut
aufgefallen.

«Es gibt einen relevanten Zusammenhang zwischen dem Sexualhormon
Testosteron und der Sterblichkeit bei Männern», sagte der
Endokrinologe Henri Wallaschofski am Dienstag der Nachrichtenagentur
dpa. «Wir wissen noch nicht, ob die niedrige Testosteronkonzentration
im Blut Ursache für einen früheren Tod ist oder lediglich eine Art
Biomarker dafür ist, dass im Körper Stoffwechselvorgänge aus dem
Gleichgewicht geraten sind.»

Als wichtigstes männliches Sexualhormon sei Testosteron für viele
körperliche und psychische Vorgänge beim Mann verantwortlich. So
konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass Männer mit einem
niedrigen Testosteronspiegel häufiger an Fettleibigkeit, Störungen
des Fettstoffwechsels, Leberverfettung, Bluthochdruck und Typ-2-
Diabetes erkranken als Männer mit einem normalen Testosteronspiegel.

Vom 40. Lebensjahr an sinkt die Konzentration des Testosterons
altersbedingt um ein bis zwei Prozent pro Jahr. In der SHIP-Studie
wurde bei mehr als zehn Prozent der Männer eine niedrige
Testosteronkonzentration im Blut nachgewiesen. Dies könne sich in
Beschwerden mit ähnlichen Symptomen niederschlagen, wie sie Frauen in
den Wechseljahren haben. Dazu gehörten Abgeschlagenheit,
Leistungsabfall sowie Hitzewallungen oder Schlafstörungen bis hin zur
Erektions- und Orgasmusstörung. Diese funktionellen Beschwerden
treten bei einem Testosteronspiegel unter 12 Nanomol pro Liter häufig
auf.

Der Experte forderte, das Problem ernster zunehmen. «Häufig werden
diese Symptome bei Männern einfach abgetan», ohne fachliche
Diagnostik, Risikoanalyse, Lebensstilberatung und gegebenenfalls
einer Therapie bei einem Endokrinologen (Hormonmediziner) oder
Andrologen (Männerarzt), sagte er. Wallaschofski warnte davor, allein
aufgrund des Zusammenhangs zwischen niedrigem Testosteronspiegel und
erhöhter Sterblichkeit allen Männern unkritisch Testosteron zu
spritzen.

Ebenso sinnvoll sei es, den Lebenswandel positiv zu beeinflussen,
um etablierten Risikofaktoren vorzubeugen wie Übergewicht,
Leberverfettung oder Diabetes, die mit einem schnellem Abfall oder
niedriger Testosteronkonzentration im Blut in Verbindung stehen: Dazu
zähle ausreichende Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und Alkohol
in Maßen.

Der Experte verwies zudem darauf, dass ein niedriger
Testosteronspiegel auch mit einer erhöhten Inanspruchnahme von
medizinischen Leistungen verbunden ist. Angesichts des demografischen
Wandels müsse deshalb auch aus Kostensicht die Gesundheit des Mannes
stärker in den Fokus der Medizin rücken.

Die Studie ist im «European Heart Journal» (online)
veröffentlicht.

(Fachartikelnummer DOI: 10.1093/eurheartj/ehq009)

[Institut]: Sauerbruchstraße, 17475 Greifswald
dpa mr yymv z2 tim

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