Ansteckung wie bei Grippe: Lepra noch nicht ausgerottet Von Angelika Röpcke, dpa

Einige Menschen sind verstümmelt, andere teilweise gelähmt: Lepra ist

auch fast 140 Jahre nach der Entdeckung des Erregers in
vielen Ländern nicht ausgerottet. Dabei gibt es wirksame Medikamente,
wie Experten zum Welt-Lepra-Tag an diesem Sonntag betonen.

   Würzburg (dpa) - Entstellt, behindert, ausgestoßen. Leprakrank
e
werden in vielen Teilen der Welt weiterhin stigmatisiert. Sie finden
keine Partner, ihnen werden bestimmte Grundrechte vorenthalten. In
Nepal ist die heilbare Infektionskrankheit sogar ein Scheidungsgrund.
Im Senegal durften Leprakranke lange Zeit nicht wählen, nach China
oder in die USA dürfen sie offiziell nicht einreisen. Der Welt-Lepra-
Tag am Sonntag (30. Januar) soll auf die Situation der zum Teil
gelähmten und entstellten Betroffenen aufmerksam machen.

   Das Stigmapotenzial ist in etlichen Ländern nach wie vor hoch,
auch in Deutschland. Dabei sind die meisten Menschen genetisch immun.
«Man steckt sich mit der Lepra durch eine Tröpfcheninfektion an wie
mit der Grippe, nur dass die Lepra bei weitem weniger infektiös ist»,
erklärt der medizinische Leiter der Deutschen Lepra- und
Tuberkulosehilfe (DAHW), Adolf Diefenhardt. «Infizieren kann sich
jeder, aber nur fünf bis zehn Prozent der Menschen erkranken.»

   Der Infektionsweg ist fast 140 Jahre nach der Entdeckung des
Bakteriums (Mycobacterium leprae) im Jahr 1872 nicht im Detail
bekannt. Lepra ist eine Bakterieninfektion der Haut und des
Nervensystems. Problematisch sind vor allem die «stillen Überträger
»,
also Menschen, die den Erreger verbreiten, ohne selbst zu erkranken.
Sie tragen nach Meinung vieler Mediziner dazu bei, dass die
Erkrankung bis heute nicht ausgerottet ist. Jährlich werden weltweit
rund 250 000 Neuerkrankungen registriert. «Es gibt aber eine hohe
Dunkelziffer», sagt Diefenhardt. Bis zu vier Millionen Menschen
leiden unter den Folgen der Krankheit, schätzt er.

   Besonders betroffen sind Brasilien und Indien, aber auch der
Südsudan. Dort arbeitet Krankenschwester Leonore Küster seit drei
Jahren im Auftrag des in Würzburg sitzenden Hilfswerks. Mit Partnern
im Südsudan versucht sie, medizinische Fachkräfte in die Region zu
holen. «Die Medikamente stellt die Weltgesundheitsorganisation, die
kosten nichts», berichtet die 55-Jährige. Das Geld der DAHW fließe in

logistische Projekte oder in die Ausbildung der Ärzte. Denn viele
Mediziner würden die typischen Symptome der Krankheit nicht kennen.

   Betroffene haben je nach Hautfarbe rötliche oder helle Flecken a
uf
der Haut. Oft ist auch das Nervensystem angegriffen. Viele Kranke
werden schmerzunempfindlich - mit fatalen Folgen. Gerade in
Entwicklungsländern verbrennen sich Frauen immer wieder beim Kochen,
die Leprakranken merken davon aber nicht sofort etwas. Verletzungen
können sich entzünden und im schlimmsten Fall sogar eine
Knochenentzündung verursachen. «Das führt dann zu langwierigen
Infektionen und kann zur Auflösung des Knochengewebes führen»,
erläutert Mediziner Diefenhardt.

   In Deutschland gilt Lepra seit den 1920er Jahren als ausgerottet.

Dennoch wurden in den vergangenen Jahren im Schnitt jährlich zwei
Fälle registriert. Die Betroffenen sind meist Migranten aus Afrika
oder Asien oder Reisende, die lange Zeit in engem Kontakt mit einem
Infizierten waren. In Europa treten Lepraerkrankungen vor allem in
Rumänien und Bulgarien auf.

   Anders als bei akuten Infektionskrankheiten kann es nach der
Infektion Jahrzehnte dauern, bis die Krankheit ausbricht. Eine
Impfung gibt es nach Angaben des Robert Koch-Instituts nicht. Die
Krankheit lässt sich mit Antibiotika gut behandeln. Gegen ein erstes
Medikament, das Forscher 1947 entwickelten, wurden die Lepraerreger
Ende der 60er Jahre allerdings zunehmend resistent. Mittlerweile gibt
es eine Arzneimittelkombination - drei Antibiotika werden zwischen 6
und 12 Monate lang eingenommen. Die Medikamente helfen aber nur, wenn
die Krankheit rasch nach ihrem Ausbruch behandelt wird.

   Der Welt-Lepra-Tag wird immer am letzte Sonntag im Januar
begangen. Als Initiator gilt der Franzose Raoul Follereau. Die
Hilfsorganisation DAHW kümmert sich seit 1957 um die Belange von
Infektionskranken und fördert in diesem Jahr mit rund 10 Millionen
Euro Hilfsprojekte in 27 Ländern.

# dpa-Notizblock

## Internet
- [Infos der DAHW zu Lepra](http://dpaq.de/xHNCe)
- [Infos der Weltgesundheitsorganisation](http://dpaq.de/gF3pu)
- [Infos des Robert Koch-Instituts](http://dpaq.de/t3y9r)

## Orte
- [DAHW](Mariannhillstraße 1c, Würzburg)

## Service
- DAHW-Spendenkonto: Kontoinhaber: Deutsche Lepra- und
Tuberkulosehilfe e.V., Kontonummer: 9696, Bankleitzahl: 790 500 00,
Sparkasse Mainfranken Würzburg

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