(Porträt - Zum 21. Mai) Nobelpreisträger mit Herz für Dresden - Günter Blobel wird 75 Von Gisela Ostwald, dpa (Mit Bild)
Günter Blobel war gerade acht, als er sich in Dresden verliebte. Er
wurde Forscher, ging in die USA und bekam den Nobelpreis. Das
Preisgeld stiftete er für die Frauenkirche. Jetzt will er seinem
geliebten Dresden auch noch zu einem Friedensmuseum verhelfen.
New York (dpa) - Günter Blobel hat viel bewegt in seinem Leben.
Der deutsche Biochemiker entdeckte, dass neu gebildete Proteine mit
Adressschildern versehen sind, die sie an den richtigen Platz in der
Zelle dirigieren. Für die Arbeit gewann der vielfach ausgezeichnete
Blobel 1999 den Medizinnobelpreis. Sein Preisgeld stiftete er für
den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche. Ebenso engagierte er
sich für den Bau der Synagoge und die originalgetreue Rekonstruktion
des zerstörten Neumarktes, jedoch gegen den Brückenbau im Elbtal. An
diesem Samstag feiert Blobel, der schon mit acht Jahren für Dresden
schwärmte, seinen 75. Geburtstag.
Seine Signalpeptid-Theorie helfe, Erbkrankheiten und andere
Leiden besser zu verstehen, bei denen Proteine fehlplatziert sind,
hieß es vor elf Jahren in der Laudatio auf den Nobelpreisträger. Die
Pharmaindustrie produziere heute Medikamente «nach dem Verfahren,
das ich entdeckt habe», sagt Blobel und bedauert: «Hätte ich mir das
damals patentieren lassen, ich könnte ganz Dresden wieder aufbauen.»
Er hat selbst ein Grundstück am Neumarkt gekauft, auf dem ein
Gebäude wiedererstehen soll.
Sein nächstes Ziel ist es, der am Ende des Zweiten Weltkrieges
ausgebombten Elbmetropole zu einem Friedensmuseum zu verhelfen:
«Dresden ist die richtige Stadt, von der das Signal für den
weltweiten Frieden ausgehen kann», findet Blobel, der allerdings in
Dresden auch nicht unumstritten ist. Vor allem Befürworter der
Waldschlößchenbrücke kritisieren den Gründer der «Friends of
Dresden» in New York. Mit seinem Veto beim UNESCO-Welterbezentrum
brachte er den Streit um das Bauwerk im UNESCO-Welterbe ins Rollen.
2009 wurde dem Dresdner Elbtal und damit erstmals einer Kulturstätte
der UNESCO-Welterbetitel aberkannt. Die Brücke überspannt inzwischen
die Elbauen und soll 2012 für den Verkehr freigegeben werden.
Der hochgewachsene Mann mit dem schneeweißen Schopf wurde am 21.
Mai 1936 im schlesischen Waltersdorf geboren. Blobel wuchs mit
sieben Geschwistern in einer «perfekten Idylle des 19. Jahrhundert»
auf: Lange Ausfahrten im Pferdeschlitten, Besuche auf dem Gut der
Großeltern, nur der Fußweg in die Schule war zu lang. Anfang 1945
floh die Familie ins sächsische Freiberg. Dabei hatte der damals
achtjährige Günter die Gelegenheit, Dresden wenige Tage im alten
Glanz zu erleben. «Da habe ich mich verliebt», sagt er.
Seine «Lehrjahre» verbrachte der junge Wissenschaftler im Norden
wie im Süden Deutschlands: Er studierte in Frankfurt, München, Kiel
und Freiburg. Wie viele andere trieb es ihn 1962 zum Forschen in die
USA. Er fühle sich aber immer noch als Deutscher, versicherte der
blendend aussehende Biochemiker der dpa in New York. Blobel ist mit
der Kunsthistorikerin Laura Maioglio verheiratet, hat aber keine
Kinder. Laura führt das Restaurant «Barbetta» seit dem Tod ihres
Vaters. Es ist eines der ältesten «Italiener» in New York.
# dpa-Notizblock
## Internet
- [Blobels Labor an der
Rockefeller-Universität](http://dpaq.de/0Njay)
- [Nobelpreis für Blobel](http://dpaq.de/98rNm)
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