100 Jahre Hyposensibilisierung - Ärzte: Therapie zu wenig genutzt
Wiesbaden (dpa) - Die Hyposensibilisierung wird Experten zufolge
noch viel zu wenig von Allergikern genutzt. 90 Prozent aller
Betroffenen könnten wirksam mit einer Immuntherapie behandelt werden,
sagte der Präsident des 6. Deutschen Allergiekongresses, Prof. Ludger
Klimek, am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. Dass es tatsächlich
nur zehn Prozent sind, liegt laut Klimek zum einen daran, dass viele
Patienten nicht wissen, dass ihnen die Therapie helfen würde. «Zum
anderen werden Allergien von der Politik als Bagatellen dargestellt
und selbst kostengünstige Medikamente nicht mehr bezahlt.»
Im Jahr 1911 haben die Briten Leonard Noon und John Freeman
zum ersten Mal die Hyposensibilisierung in einem Fachjournal
beschrieben. Beim 6. Deutschen Allergiekongress in Wiesbaden ziehen
Fachleute noch bis Samstag Bilanz. «Die Immuntherapie ist hundert
Jahre alt, aber bis heute die wichtigste Therapieform in der
Allergologie», betonte Klimek. «Sie ist - zumindest in ihrer heutigen
Form - bestenfalls in der Lage, die Krankheit zu heilen.»
Durch eine spezifische Immuntherapie soll der Körper lernen, nicht
mehr überschießend auf eigentlich harmlose Umweltsubstanzen
(Allergene) zu reagieren. In den vergangenen 100 Jahren sei die
grundlegende Idee - aus den Stoffen, auf die der Patient allergisch
ist, eine Therapie zu machen - «immer sicherer, immer wirksamer und
immer weniger aufwendig» geworden, bilanzierte Klimek.
Früher mussten Allergene aufwendig aus der Natur gewonnen werden.
«Da wurden zum Beispiel Fische zerkleinert und getrocknet oder Pollen
gesammelt». Noch vor wenigen Jahren bekamen Patienten «über Monate,
wenn nicht Jahre hinweg wöchentlich eine Spritze», so der Experte.
Besonders gut wirke die Therapie bei Heuschnupfen und Allergien
gegen Insektengifte, weniger gut aber bei Nahrungsmittelallergien.
«Das ist ein Feld, wo wir noch forschen müssen.»
Ein weiteres Forschungsgebiet sei, «Patienten prophylaktisch zu
hyposensibilisieren, bevor überhaupt eine Allergie auftritt». Das
käme vor allem für Hochrisikokinder infrage, wenn beide Eltern unter
schweren Allergien leiden, erläuterte Klimek.
Nach Angaben des Deutschen Allergie- und Asthmabundes sind vor
allem während des Beginns einer Hyposensibilisierung unerwünschte
Reaktionen wie Juckreiz und Schwellungen möglich. Durch Vermeidung
von bestimmten Risikofaktoren und Nachbeobachtung des Patienten könne
das Risiko solcher Nebenwirkungen aber sehr gering gehalten werden.
# dpa-Notizblock
## Internet
- [Kongress](http://dpaq.de/c31zZ)
## Orte
- [Kongress](Rhein-Main-Hallen, Wiesbaden)
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