(Zum 28. Mai) Deutsche Knochenmarkspenderdatei strebt ins Ausland Von Marc Herwig, dpa (Mit Bild)
Madrid, London, Rom, Paris: Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei will
in Europa expandieren. Blutkrebs-Patienten würden davon profitieren.
Trotzdem ist die deutsche Organisation nicht überall willkommen.
Tübingen (dpa) - Eigentlich könnte diese Zahl eine erfreuliche
Nachricht zum Tag der Lebensspende am kommenden Montag (28.5.) sein:
6000 Deutsche haben im vergangenen Jahr Knochenmark gespendet und
damit einem Blutkrebs-Patienten neue Hoffnung geschenkt. Und die
Hilfe hat nicht an der Grenze haltgemacht, denn zwei Drittel der
geretteten Patienten lebten im Ausland. Aber diese Rolle als
Exportweltmeister ist vor allem Symptom eines Problems: Außer
Deutschland hat kaum ein Land ein wirkungsvolles System, um genügend
passende Spender für Blutkrebspatienten zu finden.
Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) in Tübingen will das
Problem deshalb nun selbst in die Hand nehmen und massiv im Ausland
expandieren. Aber kaum ein Land empfängt die deutsche Organisation
mit offenen Armen.
Das Ungleichgewicht ist massiv. Nach Angaben des internationalen
Netzwerks Bone Marrow Donors Worldwide gibt es 4,5 Millionen
registrierte Knochenmarkspender in Deutschland, aber nur 199 000 in
Frankreich, 96 000 in Spanien und rund 30 000 in der Türkei. Wenn
Ärzte in diesen Ländern einen Spender für ihre Patienten brauchen,
greifen sie immer häufiger auf einen Deutschen zurück. Aber das hat
seine Grenzen. «Wir können nicht aus Deutschland die ganze Welt mit
Knochenmark versorgen», betont Peter Harf, Mitbegründer der DKMS und
Vorsitzender der DKMS Stiftung Leben.
Dabei geht es gar nicht darum, dass die Deutschen nicht im Ausland
helfen wollen, sagt Carlheinz Müller, Geschäftsführer des Zentralen
Knochenmarkspenderregisters in Ulm. «Den Spendern ist es erstmal
egal, ob der Empfänger in Amerika lebt oder in ihrer Nachbarstadt.»
Das Problem ist ein medizinisches.
Schon die Gewebemerkmale von Norddeutschen und Süddeutschen
unterscheiden sich. «Die Wahrscheinlichkeit, für einen Spanier in
Deutschland einen passenden Spender zu finden, ist viel geringer, als
wenn man in Spanien suchen würde», sagt Müller. «Und ein Deutscher
mit türkischen Wurzeln wäre darauf angewiesen, dass es in der Türkei
viele potenzielle Spender gäbe.»
Das derzeitige System, bei dem sich Ärzte in ganz Europa vor allem
auf Spender aus Deutschland verlassen, helfe jedenfalls nur sehr
wenigen Menschen - nämlich denen, die genetische Verbindungen nach
Deutschland haben, kritisiert Harf.
Die DKMS will deshalb jetzt nicht mehr darauf warten, dass andere
Länder ihr System selbst optimieren. «Wir zünden jetzt die nächste
Stufe der DKMS. Unser Ziel ist es, in möglichst vielen Ländern tätig
zu werden», sagt Harf. «Uns geht es darum, möglichst vielen
Blutkrebs-Patienten auf der Welt das Leben zu retten - unabhängig
davon, ob es Deutsche, Spanier oder Engländer sind.»
Am 1. Januar 2013 werde eine Auslandsgesellschaft in
Großbritannien starten. Danach seien Italien und Frankreich im Fokus,
anschließend kleinere Länder wie die Schweiz, Österreich, Belgien
oder die Niederlande. Der 66 Jahre alte Manager, der seit Jahrzehnten
das Milliardenvermögen der Mannheimer Familie Reimann verwaltet und
ein großes Firmengeflecht aufgebaut hat, will dabei seine
internationale Erfahrung einbringen.
Doch schon jetzt sind zahlreiche Konflikte absehbar. Anfang des
Jahres war die DKMS mit einem Expansionsversuch in Spanien auf
heftigen Widerstand gestoßen. Die Regierung verabschiedete sogar eine
Gesetzesänderung, die die deutsche Organisation massiv einschränkt -
zum Unverständnis der spanischen Patienten-Vereinigungen. Zudem gab
es Kritik an den Kosten, denn ein Empfänger muss für die Spende
zwischen 11 000 und 15 000 Euro zahlen. Auch in Frankreich wehrt sich
die dortige Knochenmarkspender-Datei seit Jahren gegen ein Engagement
der DKMS.
Doch solche Probleme soll es in Großbritannien nicht geben, sagt
Harf. In Spanien habe die DKMS Fehler gemacht und daraus gelernt.
«Wir haben die Abwehrhaltung unterschätzt», sagt er. «Vermutlich is
t
das nirgendwo willkommen, wenn Leute von außen kommen und sagen: Wir
können es besser.» Das Projekt in Großbritannien werde deshalb sehr
sorgfältig vorbereitet. Wie genau die DKMS die Briten von ihrer
Arbeit überzeugen will, verrät Harf noch nicht.
# dpa-Notizblock
## Orte
- [DKMS](Kressbach 1, 72072 Tübingen)
- [ZKRD](Helmholtzstr. 10, 89081 Ulm)
## Internet
- [DKMS]( http://www.dkms.de)
- [ZKRD]( http://www.zkrd.de)
- [Bone Marrow Donors Worldwide)(http://www.bmdw.org)
Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK
Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.