Süchtig nach Glücksspiel - Der lange Weg zur Abstinenz Von Jessica Bader, dpa

Nächtelang am Spielautomaten gezockt, stundenlang am Computer
gepokert oder viel Geld in Sportwetten gesteckt - Spielsucht hat
viele Gesichter. Der Weg zur Abstinenz ist lang - die Diakonie in
Düsseldorf begleitet Glücksspielsüchtige.

Düsseldorf (dpa) - Ein paar Stühle stehen an der Wand, eine Palme
vorm Fenster, eine Lamellengardine verdeckt den Blick nach draußen.
Das Wartezimmer in der Fachambulanz für Suchtkranke der Diakonie in
Düsseldorf unterscheidet sich nicht von denen bei einem Arzt. Wer
erkannt hat, dass er ein Problem mit dem Spielen hat, der wartet hier
vor seinem ersten Informationsgespräch.

«Die wenigsten kommen hundertprozentig freiwillig», sagt Alexander
Heine, Diplom-Sozialarbeiter und Sucht- und Sozialtherapeut bei der
Diakonie. Meist gebe es Druck von der Familie, der Arbeitsstelle oder
durch Schulden. Heine erklärt den Hilfesuchenden dann, welche
Hilfsangebote es gibt.

Eine Kombination aus Einzelgesprächen und dem Besuch einer
Motivationsgruppe, die Heine leitet, bildet die erste Beratungsphase.
«Erst einmal geht es um die Klärung, bin ich spielsüchtig und was
kann ich tun», erklärt Heine. Die Teilnehmer der Motivationsgruppe
sitzen im Stuhlkreis, stellen sich vor und erzählen, was ihre Sucht
ist: das Spiel am Automaten, Onlinepoker, Pferde- oder Sportwetten,
Lotto. Zusammen mit dem Gruppenleiter geht es dann um Themen wie
Abstinenz, Bezug zum Geld, andere Freizeitaktivitäten oder Kontakte
für den Notfall.

«Die meisten erleben es erstmal als große Erleichterung», sagt
Heine. Die Süchtigen erleben, dass sie nicht allein sind, knüpfen
Kontakte. «Fassadenarbeit» nennt Heine das, was in Motivationsgruppe
und Einzelgesprächen geschieht. Die Süchtigen sollen ein Gefühl für

sich und ihr Leben bekommen, sollen sich auf Hilfsangebote einlassen.
Sie sollen erkennen, welche Fassade aus Lügengeschichten sie sich
oftmals aufgebaut haben.

Seit 13 Jahren gibt es die spezielle Beratung für Glücksspieler
und deren Angehörige bei der Düsseldorfer Diakonie. In den
vergangenen zwei Jahren habe es aber eine wesentlich stärkere
Nachfrage gegeben - gerade bei den 25- bis 30-Jährigen, sagt Heine.
Der Sozialtherapeut sieht verschiedene Ursachen: Auf der einen Seite
gebe es ein anderes Bewusstsein für krankhafte Glücksspielsucht, auf
der anderen Seite sei Glücksspiel heute besser erreichbar, etwa auch
dadurch, dass Online-Poker modern geworden sei.

Rund vier Monate besuchen die Süchtigen die Motivationsgruppe.
Dann können sie mit dem Suchttherapeuten entscheiden, welche
Behandlung sie weiterhin brauchen - eine stationäre oder eine
ambulante Therapie oder auch eine Selbsthilfegruppe. Eine Therapie
kann noch einmal ein Jahr dauern. «Das Ziel ist letztendlich eine
zufriedene Abstinenz», sagt Heine.

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) schätzt die Zahl
der krankhaften Glücksspieler in Deutschland auf 200 000. Bundesweit
gibt es nach Angaben des Fachverbandes Glücksspielsucht 265
spezialisierte Beratungsstellen für Glücksspielsüchtige, 191
Selbsthilfegruppen und 20 Kliniken, an die sich Glücksspielsüchtige
wenden können.

# dpa-Notizblock

## Internet
- [Fachverband Glücksspielsucht](www.gluecksspielsucht.de)
- [Drogenbericht](http://dpaq.de/b7pVW)
- [Internetseite Glücksspieltherapie der Diakonie
Düsseldorf](http://dpaq.de/6qNIC)
- [Infos der DHS zu Glücksspielsucht](http://dpaq.de/6D3X8)

## Service
- Der Fachverband Glücksspielsucht nennt auf seiner Internetseite
zahlreiche Beratungsstellen.

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