Radikaler Schnitt: Vorsorgliche Brustentfernung kann Leben retten Von Andrea Barthélémy, dpa

US-Star Angelina Jolie, für viele ein Inbegriff kurvenreicher
Weiblichkeit, hat sich aus Angst vor Krebs die Brüste amputieren
lassen. Auch in Deutschland wählen immer mehr Frauen diesen Weg.

Berlin/Tübingen (dpa) - Der Schnitt ist radikal - aber
möglicherweise lebensrettend. Frauen, die ein sogenanntes
«Brustkrebsgen» in sich tragen, haben ein deutlich erhöhtes Risiko,
im Laufe ihres Lebens an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken.
Eine Vorsorgemöglichkeit ist, sich die Brust präventiv abnehmen zu
lassen. Das tat jetzt US-Schauspielerin Angelina Jolie («Lara Croft»)
- und machte den Schritt mutig öffentlich. In den USA ist diese
Methode bereits relativ verbreitet, aber auch in Deutschland
entscheiden sich immer mehr Frauen dafür - in Kombination mit dem
Wiederaufbau der Brust. Expertenantworten auf Fragen zum Thema:

Welche Art von Krebs kann einen solchen Eingriff erfordern?

In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 50 000 Frauen an Brustkrebs,
etwa sieben Prozent von ihnen haben eine familiäre Anlage dazu: Sie
haben die mutierten «Brustkrebsgene» BRCA 1, BRCA oder das jüngst
entdeckte RAD51C. Oft sind in ihren Familien bereits andere Frauen -
oder auch Männer - an Brustkrebs erkrankt oder gestorben. Für diese
Frauen kann wegen des erhöhten familiären Risikos ein vorsorgliche
Brustamputation (Mastektomie) in Betracht kommen.

Wie hoch ist das Risiko, mit diesen Genen tatsächlich an Krebs zu
erkranken?

Etwa 70 bis 80 Prozent der Frauen, bei denen die mutierten Gene
nachgewiesen wurden, erkranken irgendwann in ihrem Leben an Brust-
oder Eierstockkrebs. Zum Vergleich: In der Allgemeinbevölkerung
bekommen zeitlebens nur zehn bis zwölf Prozent der Frauen Krebs.

Wie kann ich mich über ein solches Risiko informieren?

Falls es in der Familie bereits Fälle gibt, können Frauen sich an
eines der 15 spezialisierten Zentren für familiären Brust- und
Eierstockkrebs bundesweit wenden. Dort werden sie ausführlich beraten
und können einen Gentest machen lassen. Wird tatsächlich ein
«Brustkrebsgen» nachgewiesen, greift ein intensives Vorsorgeprogramm.

Welche Früherkennungs- und Vorsorgemethoden gibt es?

Risikopatientinnen werden in den Brustkrebs-Zentren halbjährlich
untersucht: Gestaffelt nach ihrem Alter greifen Ultraschall,
Mammographie und gegebenenfalls auch Kernspin eng ineinander. «Das
Gros der Frauen wählt diesen Weg», berichtet Expertin Kristin Bosse
vom Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs der Uniklinik
Tübingen. «Aber die Zahl derjenigen, die sich für eine vorsorgliche
Brustamputation entscheidet, steigt seit Jahren. Auch deshalb, weil
die Operationsmethoden immer fortschrittlicher, die kosmetischen
Ergebnisse immer besser werden.» Etwa jede fünfte Patientin mit
Genmutation macht in Deutschland mittlerweile von dieser Möglichkeit
Gebrauch. Danach liegt ihr Risiko, Brustkrebs zu bekommen, bei nur
mehr fünf Prozent. Eine prophylaktische Chemo-Behandlung hat sich
nach Worten Bosses bislang nicht durchgesetzt.

Wird die Brust wieder aufgebaut? Welche Methoden gibt es?

In den meisten Fällen wird die Brust gleich nach der Entnahme des
Brustdrüsengewebes wieder mit einem Implantat aufgebaut - in einer
einzigen Operation. «Die Patientin entscheidet zuvor gemeinsam mit
dem Arzt, ob die Brustwarze erhalten werden soll», sagt Bosse. Für
letzteres muss auch ein Teil der Brustdrüse bleiben - was das Risiko
für Krebs wieder leicht erhöhen kann. Implantate sind unkompliziert
einzusetzen, können im Verlauf der Jahre aber Probleme bereiten und
sich schmerzhaft verkapseln. Deshalb entscheidet sich ein kleinerer
Teil der Frauen dafür, die Brust mit eigenem Körpergewebe wieder
aufzubauen. «Das ist etwas für die Ewigkeit», sagt Bosse. Allerdings

sind dazu mehrere Operationen nötig, auch zur Entnahme des
Unterhautfettgewebes an anderen Körperstellen.

Wer bezahlt das?

Der Gentest, der mehrere tausend Euro kostet, wird von den
Krankenkassen gezahlt. Auch das intensive Vorsorgeprogramm für
Risikopatienten übernehmen die Kassen. Für die prophylaktische
Brustentfernung mit anschließendem Wiederaufbau der Brust sollte bei
den Kassen vorher ein Gutachten des Brustzentrums und ein
Kostenvoranschlag eingereicht werden. «Aber dann gibt es in der Regel
keine Probleme, dass die Kassen zahlen», sagt Bosse.

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