Endlich Licht - Deutscher Zukunftspreis wird vergeben Von Sabine Dobel, dpa

Licht. Das ist die Lösung für dunkle Winterabende, aber auch für neue

Produkte. Mit energiereichem Licht lässt sich Material bearbeiten und
viel präziser schneiden, als es mechanisch je möglich war. Der
Deutsche Zukunftspreis wird ein «Licht»-Projekt ehren.

München/Berlin (dpa) - Niemand mochte diese Energiesparlampen. Und
umweltfreundlich sind sie mit dem Quecksilbergehalt auch nicht. Aber
es gibt eine Alternative: LED-Lampen, die nun sogar aussehen wie die
gute alte Glühlampe - und ähnlich warmes Licht verbreiten. Die
Entwicklung der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und des
Unternehmens Philips in Aachen ist für den Deutschen Zukunftspreis
nominiert - mit zwei anderen Projekten, die Licht als energiereichen
Strahl ganz anders einsetzen: zum Schneiden, Bohren und Schmelzen von
Material.

Bundespräsident Joachim Gauck verleiht den mit 250 000 Euro
dotierten Preis an diesem Mittwochabend in Berlin. Die Entscheidung
fällt erst kurz davor. «Ich bin selbst gespannt, wer von Ihnen das
Rennen macht», sagte der Jury-Vorsitzende Ferdi Schüth bei der
Vorstellung der Projekte im Oktober in München. Kriterien für den
Preis sind Innovation sowie Markt- und Zukunftsfähigkeit. Das
erfüllen alle Projekte. Die Technologien sind im Alltag etabliert.
Sie stecken in Heizungen, Smartphones, Autos, Medizinprodukten wie
Stents - oder eben Lampen.

Der Zukunftspreis wurde bisher 16 Mal vergeben. «Das waren alles
erfolgreiche Innovationen, die sich am Markt behauptet haben - und
dafür gesorgt haben, dass Deutschland besser in der Krise Bestand
gehabt hat als viele andere Länder», sagte Schüth. Dass alle drei
Nominierungen mit Licht zu tun haben, liege nicht daran, dass «die
Jury eine "hidden agenda" gehabt hätte». Jedoch verdrängten optische

vielfach mechanische Verfahren. Aus dem Bereich seien «eine ganze
Reihe ausgezeichneter und sehr spannender Vorschläge» eingegangen.

Die LED-Lampen von Philips sind längst in Baumärkten zu haben und
werden weltweit in Haushalten, Büros oder Hotels angeknipst. Dabei
war bei der Entwicklung der neuartigen Leuchtstoffe die spätere
Verwendung völlig unklar. «Wir wollten Grundlagenforschung machen.
Wir wollten in die Lehrbücher kommen», sagt Teamsprecher Wolfgang
Schnick vom Lehrstuhl für Anorganische Festkörperchemie an der LMU.
Es sei um neue synthetische Materialen gegangen. Aus Silizium,
Stickstoff und geringen Mengen Europium entstanden Nitridosilikate.

Als erstes fiel den Forschern die strahlend orange Farbe der neuen
Materialien ins Auge. Eine Anwendung als farbiges Pigment fiel wegen
des hohen Preises für Europium aus. Mit Philips ergab sich dann die
Verwendung in LED-Lampen, die nun ein angenehmes Licht mit natürlich
warmen Ton erzeugen.

Die neuen Lampen kosten etwa 15 Euro. Aber sie halten zehn Jahre
und verbrauchen ein Fünftel der Energie von Glühlampen. Binnen zehn
Jahren könne der Verbraucher mit einer Lampe 140 Euro sparen - und
das Klima schützen, rechnet Schnick vor. Bis zu 16 Prozent des
weltweiten Stromverbrauchs könnten gespart werden. «Ich denke, dass
wir wirklich einen hervorragenden Beitrag zur Energiewende leisten».

Als Werkzeug setzen die beiden anderen Projekte Licht ein. Forscher
der Friedrich Schiller-Universität Jena sowie der Firmen Bosch in
Schwieberdingen und Trumpf Laser in Schramberg haben ultrakurze
Laserpulse zu einem neuen Instrument für die industrielle
Massenfertigung entwickelt. Ob Metall, Glas, Plastik oder Diamant -
extrem energiereiche Lichtblitze von Billionstelsekunden Dauer
ermöglichen das extrem feine Bearbeiten des Materials, ohne dass
dabei Ungenauigkeiten wie Grate oder Wölbungen zurückbleiben.

Herkömmliche Laser ließen das Material oft unkontrolliert
schmelzen. Bei der neuen Methode sind die Laserblitze so kurz, dass
das nicht passiert. Das Material wird in Sekundenbruchteilen auf rund
6000 Grad erhitzt und verdampft schlagartig ohne störende Reste.

«Wir können Material sauberer und präziser bearbeiten als jemals
zuvor», sagte Jens König von Bosch. Handydisplays, Einspritzdüsen f
ür
sparsame Motoren und Heizungen sowie Medizinprodukte wie Stents: «In
den letzten zwei Jahren ist es gelungen, damit richtig viele Produkte
herzustellen», sagte König. «Wir wissen noch gar nicht, was wir mit
der neuen Technik noch alles herstellen können. Wir sind uns aber
sicher, dass es eine Zukunftstechnologie für Deutschland ist.»

Ebenfalls mit neuer Lasertechnik hat Coherent LaserSystems in
Göttingen die Herstellung von hochauflösenden Displays und Fernsehern
revolutioniert. Hier soll das auf Glas aufgebrachte Silizium sogar
schmelzen. «In der Abkühlphase wird daraus eine geordnete
Kristallstruktur», erläuterte Rainer Pätzel von Coherent LaserSystems

bei der Nominierung im Oktober. Die dünnen Schichten aus kristallinem
Polysilizium sind Voraussetzung für gestochen scharfe Displaybilder
mit höchster Pixeldichte. Die Technik steckt in neuen Smartphones.

Das Verfahren basiert auf energiereichen kurzen Pulsen von
ultraviolettem Licht. Damit lassen sich mehrere Quadratmeter große
Glassubstrate bearbeiten und große Mengen von Displays produzieren.

Gerade drängt eine neue Display-Generation auf den Markt: Oled.
Die organische Leuchtdiode strahlt und braucht weniger Strom. Nach
Smartphones gibt es nun erste Fernseher mit der zukunftsweisenden
Technologie. Pätzel: «Die Optik ist fantastisch, das Preisschild aber
noch abschreckend - daran arbeiten wir.»

Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK

Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.

Jetzt der TK beitreten





Zur Startseite