Fit mit Internet: Das Geschäft der Online-Fitness-Anbieter Von Antonia Lange, dpa
Nicht alle potenziellen Kunden können Fitnessstudios für sich
begeistern - etwa die, denen schon der Weg dorthin zu weit ist. An
denen wollen nun Online-Fitness-Anbieter verdienen.
Stuttgart (dpa) - Menschen, die vor dem heimischen Bildschirm
herumturnen und Übungen für Bauch, Beine und Po machen: Was nach
Telegymnastik aus den 1980er Jahren klingt, ist tatsächlich ein
Geschäftsmodell, auf das inzwischen zahlreiche Anbieter aufspringen.
Online-Fitness-Portale wie Gymondo, Fitnessraum oder pur-life machen
damit nicht nur stationären Studios Konkurrenz - auch untereinander
wird das Gerangel größer.
«Wir sehen einen immer größer werdenden Trend, der sich an flexiblen
Workout-Zeiten und Trainings in der freien Natur orientiert», sagt
Pierre Ostrowski, der beim Anbieter Freeletics für das Marketing
zuständig ist. Über das Internet oder per Handy-App gibt Freeletics
Nutzern Kraft- und Ausdauerübungen vor, die sie in möglichst kurzer
Zeit bewältigen müssen - ins Fitnessstudio braucht dafür niemand.
Jeder vierte der gut eine Million Nutzer kommt aus Deutschland.
Wirklich «free» sind an Freeletics aber nur die Grundübungen: Wem die
nicht reichen, der muss zahlen. Ein digitaler Coach schlägt mit 39,90
Euro für 15 Wochen zu Buche, ein Ernährungsplan kostet 29,90 Euro.
Wer alle Workouts nutzen will, muss eine Bezahl-App installieren.
Freeletics ist damit nur ein Beispiel für mehrere Online-Portale, die
ein Geschäft mit Sportbegeisterten wittern.
«Da sind natürlich noch große Wachstumsraten. Die sind sehr stark
steigend im Vergleich zum klassischen Fitnessbereich», sagt Karsten
Hollasch, der für die Unternehmensberatung Deloitte den Fitness-Markt
analysiert. Demnach ist die Branche eine lohnende: Zuletzt stieg der
Gesamtumsatz pro Jahr auf rund 4,5 Milliarden Euro.
Konkrete Zahlen zu Online-Portalen liegen Hollasch zufolge aber nicht
vor, da sich die Anbieter bedeckt hielten. Auch Freeletics will auf
Anfrage keine Zahlen herausgeben. Einer anderen Deloitte-Studie
zufolge verwenden aber bereits 57 Prozent der deutschen Hobbysportler
ihr Smartphone beim Sport in Verbindung mit einer Fitness-App. In
Deutschland ist Gymondo mit 190 000 Besuchern im Juli 2014 Deloitte
zufolge der meistbesuchte Anbieter.
Dort sieht man deutliche Kostenvorteile gegenüber der stationären
Konkurrenz: «Ein herkömmliches Studio hat im Gegensatz zu einem
Online-Fitnesstraining-Portal gerade am Anfang hohe Kosten, um ein
Studio zu eröffnen, denn das Interieur und die Geräte sind sehr
preisintensiv», heißt es bei Gymondo. «Dazu kommen laufende Kosten
wie beispielsweise Miete, Strom und die Wartungsarbeiten an den
Geräten.» All das habe Gymondo nicht - und könne daher mit
vergleichsweise niedrigen Mitgliedsbeiträgen punkten.
Nicht für jeden Online-Fitnessclub sieht Experte Hollasch allerdings
Chancen auf dem umkämpften Markt: «Ich glaube, es läuft auf einen
Verdrängungswettbewerb hinaus, bei dem sich ein oder zwei große
Anbieter durchsetzen werden», erklärt der Fachmann. Der Heidelberger
Anbieter Fitnessraum sieht das ähnlich: «Hier greift tatsächlich der
alte Spruch «Survival of the fittest»», erklärt eine Sprecherin und
gibt sich selbstbewusst: «Das sind wir.»
Auch die Konkurrenz schläft nicht: Während sich Freeletics mit der
Aufforderung, die Programme möglichst schnell durchzuziehen abgrenzt,
setzt das Online-Portal pur-life auf live übertragene Kurse. Gymondo
wirbt indes offensiv mit Werbespots im Fernsehen um Kunden. 14,99
Euro kostet dort ein Monatsbeitrag - wer sich länger festlegt, kommt
günstiger weg. Zum Vergleich: Eine Mitgliedschaft in der klassischen
Mucki-Bude liegt im Schnitt bei 47,12 Euro. Aber bedrohen solche
Portale tatsächlich das Studio um die Ecke?
Bei Deutschlands zweitgrößter Kette Fitness First gibt man sich
gelassen: «Wir sehen die Online-Anbieter als Chance und nicht als
Konkurrenz», betont Geschäftsführer Stefan Tilk. «Denn sie
erschließen neue Kunden, die vielleicht einem Fitnessclub-Besuch
anfangs skeptisch gegenüber stehen.» Den Besuch im Studio könne ein
Internet-Angebot aber nicht ersetzen, glaubt er. Das räumt sogar
Online-Konkurrent Gymondo ein: «Wer das Flirten an der Bar im
Fitness-Studio vermisst, dem wird Gymondo auf Dauer nicht reichen.»
# Notizblock
## Redaktionelle Hinweise
- Hintergrund «Der deutsche Fitnessmarkt» - ca. 15 Zl
## Internet
- [Infos zu Gymondo](http://dpaq.de/qcIGZ)
- [Infos zu Fitnessraum](http://dpaq.de/Bd7bv)
- [Infos zu Freeletics](http://dpaq.de/qCB77)
- [Infos zu pur-life](http://dpaq.de/pXG6W)
## Orte
- [Gymondo](Paul-Lincke-Ufer 39, 10999 Berlin, Deutschland)
- [Fitness First](Hanauer Landstraße 148, 60314 Frankfurt am Main,
Deutschland)
- [Fitnessraum](Kirchstraße 18, 69115 Heidelberg, Deutschland)
- [pur-life](Viehweg 6, 35781 Weilburg, Deutschland)
270800 Aug 14
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