Zehn Fragen zur Tuberkulose Von Petra Kaminsky, dpa

Ist jede Tuberkulose ansteckend? Und wie wird die Krankheit
behandelt? Ein Überblick zu zentralen Fragen.

Berlin (dpa) - Tuberkulose ist in Deutschland selten geworden. Und
damit, so stellen Experten fest, nimmt auch das Wissen über die
Krankheit ab. Zehn Fragen und Antworten:

1 - Was ist Tuberkulose?

Tuberkulose ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien
ausgelöst wird. Der Erreger heißt Mycobacterium tuberculosis.
Tuberkulose ist mit Medikamenten heilbar. Unbehandelt kann die
Krankheit tödlich verlaufen. Weltweit, besonders in armen Regionen
der Erde, sterben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
weiter rund 1,5 Millionen Menschen pro Jahr - oft wegen fehlender
oder schlechter medizinischer Versorgung. Problematisch ist nach
Einschätzung von Fachleuten etwa die Lage in Teilen Afrikas,
Osteuropas und Zentralasiens. Trotz aller Bemühungen, die
Infektionskrankheit bei uns ganz zu besiegen, erkranken auch in
Deutschland immer noch Menschen neu. Als Abkürzung für Tuberkulose
sprechen manche kurz von «TB» oder «TBC».

2 - Wie läuft die Ansteckung bei Tuberkulose?

In der Regel wird die Krankheit von Mensch zu Mensch übertragen. Bei
der bekanntesten Form, der Lungentuberkulose, geschieht das etwa beim
Husten oder Niesen. Feinste Tröpfchenkerne, die Erreger enthalten,
gelangen in die Luft. Andere Menschen können sie einatmen. Allerdings
braucht es für die Übertragung der Krankheit in der Regel eine
größere Zahl von Erregern und eine längere Zeit des Kontakts zum
Kranken. «Eine Ansteckung erfolgt nicht so leicht wie bei anderen
über die Luft übertragbaren Krankheiten. Das Ansteckungsrisiko nach
einmaligem kurzem Kontakt ist sehr gering», sagt die
Tuberkulose-Expertin Lena Fiebig von Robert Koch-Institut (RKI).

3 - Welche Tuberkuloseformen gibt es?

Die Lungentuberkulose ist mit Abstand die häufigste Form. Die
Krankheit kann aber auch andere Organe betreffen - etwa die Nieren,
Lymphknoten, Knochen oder Gelenke. Wenn die Lunge nicht mitbetroffen
ist, spielt die Übertragung über Luft keine Rolle - und es besteht
kein oder nur ein geringes Übertragungsrisiko.

4 - Wird jeder Infizierte krank?

Nein. Die WHO hat einmal geschätzt, dass weltweit rund jeder dritte
Mensch den Erreger in sich trägt. Aber nur 5 bis 10 von 100
Infizierten würden im Laufe ihres Lebens überhaupt krank.

Solange die Infizierten gesund bleiben, spricht man von einer
latenten tuberkulösen Infektion. Dabei wird der Erreger von der
Abwehr des Körpers erfolgreich bekämpft und unter Kontrolle gehalten.
Der Mensch ist nicht ansteckend. Schreitet die Infektion voran, kann
es zur «geschlossenen» Lungentuberkulose kommen. Das ist eine
Erkrankung mit Entzündungsherd in der Lunge, der aber keinen
Anschluss an die Atemwege besitzt. Auch diese Form ist nicht
ansteckend. Gefährlich für andere ist dagegen die Form, die man
«offene» Tuberkulose nennt - also bei der Bakterien in die Luft
entweichen.

5 - Was gibt es für Besonderheiten bei Kindern?

Kinder sind besonders gefährdet, aber zugleich in der Regel für
andere weniger ansteckend: «Sie sind empfänglicher für eine Infektion

und haben ein erhöhtes Risiko, zeitnah nach einer Infektion eine
aktive Tuberkulose zu entwickeln und schwer zu erkranken», erläutert
RKI-Expertin Lena Fiebig. «Wegen ihres schwächeren Hustenstoßes und
einer geringeren Erregerzahl geht von Kindern ein geringeres
Ansteckungsrisiko aus.» Sorgen macht Ärzten oft, dass man die
Tuberkulose bei Kindern schlechter als bei Erwachsenen erkennt, da
die Symptome oft weniger eindeutig sind.

6 - Welche Methoden zum Erkennen der Krankheit gibt es?

Häufig kommen Patienten mit typischen Anzeichen einer
fortgeschrittenen Krankheit zum Arzt: etwa mit lange andauerndem
Husten, vor allem mit Auswurf, nächtlichem Schweiß und
Gewichtsverlust. Ein anderer Weg: Die Gesundheitsämter suchen aktiv
nach der Krankheit in Risikogruppen, etwa bei Menschen, die Kontakt
zu TB-Kranken hatten, und bei Asylsuchenden.

Bei dem Versuch, eine Tuberkulose wirklich zu finden, helfen
verschiedene Checks. Zentral ist das Röntgen der Lunge. Außerdem gibt
es den Nachweis der Bakterien im Auswurf mit dem Mikroskop. Und mit
Hilfe des Anzüchtens der Erreger - dabei wird über mehrere Wochen
eine Kultur angelegt.

Weitere Verfahren sind ein Hauttest (Tuberkulin-Hauttest) und ein
Bluttest, der Interferon-Gamma-Test. Beide messen eine Immunreaktion
auf den Erreger. Sie können aber nicht unterscheiden, ob ein Mensch
nur infiziert oder an einer Tuberkulose erkrankt ist.

7 - Wann und wo wurde die Tuberkulose entdeckt?

Der deutsche Mediziner und Nobelpreisträger Robert Koch (1843-1910)
wies den Erreger nach und hielt darüber am 24. März 1882 einen
Vortrag. Dieser Tag ist heute Welttuberkulosetag. Damals war die
Infektion in Europa noch eine Volkskrankheit.

8 - Wie wird behandelt?

Tuberkulose wird in der Regel mit einer Kombination aus mindestens
vier Antibiotika behandelt, von denen zwei über mindestens sechs
Monate eingenommen werden müssen. Anfangs kommen die Kranken in die
Klinik, später werden sie daheim betreut. Zwei bis drei Wochen nach
Beginn einer Therapie sind die Patienten meist nicht mehr ansteckend.
Eine unvollständige oder zu kurze Einnahme der Medikamente ist
gefährlich. Sie kann bewirken, dass die Erreger unempfindlich gegen
diese Mittel werden - eine Multiresistenz kann entstehen.

9 - Was ist anders bei multiresistenter Tuberkulose?

Bei multiresistenter Tuberkulose wirken die beiden wichtigsten
Medikamente, die Ärzte in der Therapie einsetzen, nicht mehr. Die
Bakterien sind widerstandsfähig dagegen. Dies macht die Behandlung
länger und schwieriger. RKI-Expertin Lena Fiebig erläutert: «Diese
Patienten müssen besonders gut während der Therapie begleitet werden.
Die Therapie dauert meist bis zu zwei Jahre, teilweise sogar länger.
Eine multiresistente Tuberkulose ist schwerer behandelbar, und die
Therapie kann mit mehr unerwünschten Arzneimittelwirkungen
einhergehen.»

10 - Was kostet die Behandlung?

Weil Tuberkulosefälle sehr unterschiedlich sind, können die Kosten
für Krankenhaus, Medikamente und Betreuung stark auseinandergehen.
Die Behandlung eines normalen Falls kann nach Expertenanalysen
mehrere Tausend Euro kosten. Bei einer multiresistenten Form werden
es schnell mehrere Zehntausend Euro oder mehr.

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