Mossad-Akte über Mengele: Die Jagd nach dem Bösen Von Stefanie Järkel, dpa

Josef Mengele wurde als «Todesengel von Auschwitz» berüchtigt. Der
israelische Geheimdienst Mossad verfolgte ihn über Jahrzehnte - bis
nach Brasilien. Nun zeigt ein Blick in die Mossad-Akte zu Mengele,
welche Methoden die Agenten anwandten.

Tel Aviv (dpa) - Mossad-Agent Zvi Malchin ist sich sicher an diesem
23. Juli 1962: Er und seine Mitkämpfer vom israelischen Geheimdienst
haben Josef Mengele gefunden, den gesuchten NS-Verbrecher und
«Todesengel von Auschwitz». Sie sind auf dem Weg zu einer Farm in der
Nähe der brasilianischen Stadt São Paulo. Malchin flüstert auf
Jiddisch in das Funkgerät: «Dus is er! Mir hoben ihm gefunen, dem
kleine Dreck!» Doch die Erlaubnis für den Zugriff kommt nicht.
Mengele taucht wieder ab.

Der israelische Geheimdienst hat Mengele über Jahrzehnte gejagt -
erfolglos. Ein israelischer Journalist hat nun nach eigenen Angaben
erstmals Einblick in die Akte des Mossads über Mengele erhalten. «Die
Recherchen zeichnen das Bild einer gescheiterten Operation - und
eines Geheimdienstes, der die Suche nach Mengele erstaunlich lange
schleifen ließ», schreibt Ronen Bergman in einem Artikel für die
Wochenzeitung «Die Zeit» (Donnerstag). Der Mossad äußerte sich
zunächst nicht zu dem Bericht.

Bergman hat über den Mossad promoviert und in den vergangenen Jahren
Interviews mit Angehörigen des Mossad geführt. Bergmans neues Buch
«Der Schattenkrieg: Israel und die geheimen Tötungskommandos des
Mossad» erscheint im Januar.

Mengele war im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz für
grausamste medizinische Experimente an Kindern verantwortlich und
unter dem Namen «Todesengel von Auschwitz» berüchtigt. Mengele gelang

nach Kriegsende zunächst die Flucht nach Argentinien und 1960 nach
Brasilien. 1979 ertrank er bei einem Badeunfall im Küstenort Bertioga
im Bundesstaat São Paulo. Er wurde 67 Jahre alt.

Unter anderem forschte Mengele in Auschwitz an jüdischen Zwillingen,
die er dann ermorden ließ, um die Leichen untersuchen zu können. Er
lieferte auch einer Genetikerin, die Pigmentveränderungen erforschen
wollte, Augen aus Auschwitz. Die Augen stammten von Sinti, die
Mengele getötet hatte.

In der Akte findet sich laut Bericht in der «Zeit» unter anderem der
Plan aus dem Jahr 1961, einen Liebhaber auf Mengeles zweite Frau,
Martha, anzusetzen. Anfang der 1980er Jahre entstand die Idee, den
zwölfjährigen Sohn eines Kontaktes von Mengele zu entführen. Der
Vater sollte erpresst werden: entweder Informationen über Mengele
oder der Sohn werde getötet. Der Plan wurde allerdings nicht
umgesetzt. Der Mossad wusste damals noch nicht, dass Mengele bereits
tot war.

Selbst 1983 noch versuchten die Agenten, einen erwarteten
Geburtstagsanruf zwischen Josef Mengele und seinem Sohn Rolf, der
damals als Rechtsanwalt in West-Berlin lebte, zu nutzen. Sie hörten
Rolf Mengeles Telefon ab und hofften, dem Vater dadurch auf die
Schliche zu kommen.

Mengele wurde im März 1911 in Günzburg bei Ulm geboren. Sein Vater
hatte eine Firma, die Landmaschinen herstellte. Josef Mengele
studierte in München Philosophie und erhielt in Frankfurt einen
Abschluss in Medizin. 1933 kam er zur Sturmabteilung (SA) der
Nationalsozialisten, während des Krieges diente er unter anderem als
medizinischer Offizier der Waffen-SS in Frankreich und Russland. 1943
wurde er leitender Arzt in Auschwitz-Birkenau.

Die Akte zeigt auch noch einmal, wie viel Unterstützung Mengele noch
jahrelang aus Deutschland erhielt. 1948 halfen ihm ehemalige
SS-Angehörige mit Verbindungen zum Internationalen Roten Kreuz bei
der Flucht nach Südamerika. Dort soll ihn seine Familie über einen
Prokuristen regelmäßig mit großen Geldbeträgen versorgt haben, wie

die «Zeit» schreibt.

1956 stellte ihm die deutsche Botschaft in Buenos Aires eine Urkunde
für die Scheidung von seiner ersten Frau unter seinem richtigen Namen
aus - obwohl bereits ein Ermittlungsverfahren gegen ihn lief. 1959
erhielt Josef Mengele zudem die paraguayische Staatsangehörigkeit
unter seinem echten Namen.

Bei einem anderen NS-Kriegsverbrecher war Mossad-Agent Zvi Malchin
erfolgreicher: Gemeinsam mit anderen spürte 1960 in Argentinien Adolf
Eichmann auf, der als Organisator des Holocausts gilt. Sie entführten
Eichmann, der in Israel zum Tode verurteilt wurde.

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