Rheinland-Pfalz sieht Genossenschaft als Modell für Landarztpraxen Von Oliver von Riegen, dpa

Praxisgemeinschaften können ein Mittel gegen Ärztemangel sein. Bisher
sind das meist GmbH oder BGB-Gesellschaften. In der Eifel will eine
Ärztegenossenschaft an den Start gehen. In Hessen gibt es schon eine.

Bitburg (dpa/lrs) - Die erste Ärztegenossenschaft in Rheinland-Pfalz
könnte schon bald offiziell an den Start gehen. Im September
entscheidet ein Ausschuss aus Vertretern von Ärzten und Krankenkassen
darüber, ob die Medicus Eifler Ärzte eG in Bitburg die Zulassung
bekommt. Die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine
Bätzing-Lichtenthäler (SPD) sieht in Ärztegenossenschaften ein
zukunftsweisendes Modell, um die Versorgung mit Ärzten auch auf dem
Land sicherzustellen und einen drohenden Ärztemangel zu verhindern.

«Die Signale sind sehr positiv, dass es eine Zulassung für Medicus
geben wird. Dann hätten wir die ersten Ärztegenossenschaft im
Genossenschaftsland Rheinland-Pfalz und eine der ersten in
Deutschland», sagte Bätzing-Lichtenthäler im Interview der Deutschen

Presse-Agentur in Mainz. «Das ist auch für die ärztliche Versorgung
in ländlichen Regionen ein gutes Modell.» Rheinland-Pfalz feiert in
diesem Jahr den 200. Geburtstag von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der
als Vater der Genossenschaftsidee gilt.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz hatte zunächst
Bedenken gegen eine Zulassung der Genossenschaft in Bitburg, weil sie
eine Sicherheitsleistung für notwendig hielt. Beide Seiten fanden im
Juli einen Kompromiss. Die Genossenschaft plant nun, das
Regressrisiko per Versicherung abzusichern. Zuvor hatte
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Bätzing-Lichtenthäler
geschrieben, dass eine Bürgschaft für ein genossenschaftliches
medizinisches Versorgungszentrum nicht notwendig ist - nur für eine
GmbH.

Ein medizinisches Versorgungszentrum ist eine Ärztegemeinschaft - das
können Haus- oder Fachärzte sein. MVZ sind zum Beispiel als
Gesellschaft bürgerlichen Rechts, GmbH oder eben Genossenschaft
organisiert. Das Bundesgesundheitsministerium hält diese Zentren für
sinnvoll. «Medizinische Versorgungszentren stärken vor allem in
ländlichen Regionen die ambulante Versorgung», sagte eine Sprecherin
in Berlin. Deshalb seien die Möglichkeiten für eine Gründung
weiterentwickelt worden. Auch Kommunen können sie gründen.

«Deutschlands erste Ärztegenossenschaft» - als Trägerin eines MVZ -

nennt sich das Ägivo Ärzteteam in Lindenfels im Odenwald (Südhessen
).
Die Eifeler Ärzte warten erst noch auf die Entscheidung über ihre
Zulassung im September. Sie schreiben auf ihrer Internetseite: «Unser
Ziel ist es, die ärztliche Versorgung auch weiter dauerhaft in der
Verantwortung der im ambulanten Bereich des Gesundheitswesens tätigen
Ärztinnen und Ärzte zu belassen, auch wenn für das
Organisationsmodell der freiberuflichen Einzelpraxis nicht mehr
genügend Mediziner gewonnen werden können.»

Die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz bewertet die
Vereinbarung mit den Ärzten in Bitburg positiv. «Für uns als KV ist

eine Versicherung, die solche Risiken abdeckt, lieber als gar keine
Lösung», sagte Sprecher Rainer Saurwein. «Damit werden Gefahren für

die Existenz eines medizinischen Versorgungszentrums für den sehr
unwahrscheinlichen Fall eines größeren Regresses abgefedert.»

Die Ampel-Regierung will die Bildung von Ärztegenossenschaften in
Rheinland-Pfalz unterstützen. «Wir werden die Förderung für Hausä
rzte
auf dem Land von bis zu 15 000 Euro zur Gründung von Praxen auf die
Ärztegenossenschaften ausweiten», sagte Bätzing-Lichtenthäler.
«Außerdem wollen wir Genossenschaftslotsen bei der Landeszentrale für

Gesundheitsförderung einrichten.» Die Ministerin will auch auf die
Landesärztekammer, die Kassenärztliche Vereinigung und die Kommunen
zugehen, um im Herbst ein Viererbündnis zu gründen - zum Austausch
und zur besseren Abstimmung.

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