Mordprozess gegen Liebespaar - Leiche zerstückelt und einbetoniert Von Wolfgang Runge, dpa

Um den Ex-Freund der Frau aus dem Weg zu räumen, soll ein Liebespaar
den 41-Jährigen getötet und zerstückelt haben. Die Frau und ihr neuer

Freund müssen sich nun vor Gericht verantworten. Fast zwei Jahre
hatten sie unbehelligt in dem Haus gelebt, in dem der Mord geschah.

Dammfleth/Itzehoe (dpa/lno) - Sie sollen den Lebensgefährten der Frau
ermordet und zerstückelt haben. Ein halbes Jahr nach dem Fund einer
einbetonierten Leiche in Dammfleth im Kreis Steinburg muss sich jetzt
ein Liebespaar vor Gericht verantworten. Angeklagt sind die
37-Jährige Jessica M. und ihr und zehn Jahre älterer neuer Freund.

Jessica M ist eine zierliche Frau mit freundlichem Gesicht. Ihr
schulterlanges Haar hat sie hinter die Ohren gekämmt. Sie hat sich am
Donnerstag für einen klassisch-eleganten Look in schwarz-weiß mit
Bluse und Weste entschieden. Nur die Handschellen stören das
freundliche Aussehen. Doch Jessica M. soll eine heimtückische
Mörderin sein. Zumindest will das der Itzehoer Staatsanwalt
Jan-Hendrik Schwitters beweisen. Er hat die 37-Jährige und ihren
Freund Yasar S. angeklagt, im Frühjahr 2017 den ehemaligen
Lebensgefährten der Frau umgebracht zu haben.

Die Bluttat sollen die beiden gemeinsam geplant und ausgeführt haben,
da ist sich die Staatsanwaltschaft sicher. Doch die 37-Jährige und
ihr 47 Jahre alter Freund schweigen bislang zu den Vorwürfen.

Nach Medienberichten hatte der Ermordete mit seiner Lebensgefährtin
Jessica M. und zwei Töchtern Ende 2015 einen Reiterhof in Dammfleth
im Kreis Steinburg bezogen. Anfang 2017 zog der Angeklagte Yasar S.
zu ihnen in das Haus. Am 21. April 2017 verschwand der 41-Jährige.
Acht Tage später meldete Jessica M. ihn als vermisst. Danach lebte
sie gemeinsam mit Yasar S. und den Mädchen in dem Haus.

«Die Mordermittlungen kamen erst 2019 ins Rollen, weil die Angeklagte
ihren Lebensgefährten als vermisst gemeldet hatte», sagte
Staatsanwalt Schwitters. Entsprechende Ermittlungen seien damals
ergebnislos geblieben. Erst im Januar 2019 habe jemand «aus dem
Umfeld des Haushaltes von sich aus sich den Behörden offenbart»,
sagte der Staatsanwalt am Rande der Verhandlung.

Tatort war laut Anklage das Kinderzimmer der älteren der zwei
Schwestern. Dort soll Yasar S. hinter einem Kleiderschrank versteckt
auf sein Opfer gewartet haben. Jessica M. soll den ahnungslosen Mann
unter einem Vorwand dorthin gelockt haben. Als er sich auf einen
Stuhl setzte, soll sich Yasar S. von hinten angeschlichen und ihm
zwei Mal in den Kopf geschossen haben.

Die Anklage stütze sich auf Zeugen aus dem Umfeld der Angeklagten,
sagte Staatsanwalt Schwitters. «Zudem - und das wiegt natürlich
schwer - ist der Leichnam aufgefunden worden, so wie das einer der
Zeugen auch beschrieben hat.» Rechtsmediziner hätten bei der
Untersuchung der Leiche wie vom Zeugen geschildert zwei
Einschusslöcher gefunden.

Der Prozess ist für die zwei Angeklagten zum ersten Mal seit langem
Gelegenheit zu einem Blickkontakt. Sie haben in unterschiedlichen
Gefängnissen auf das Verfahren gewartet. Der Mann in der
Justizvollzugsanstalt Itzehoe, die Frau in Lübeck, sagte
Gerichtssprecher Nils Meppen. Zeit zu persönlichen Gesprächen gibt es
am Donnerstag im Schwurgerichtssaal jedoch nicht. Nach Verlesung der
Anklage ist alles wieder zu Ende. Die Angeklagten werden einzeln aus
dem Sitzungssaal hinausgeführt.

Die Schwurgerichtskammer hat für den Indizienprozess bislang 17
Verhandlungstage anberaumt. Bis Mitte November sollen zahlreiche
Zeugen und Sachverständige gehört werden. Die Verhandlung wird am 6.
September mit der Beweisaufnahme fortgesetzt.

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