Heilbäder und Kurorte blicken zufrieden auf Reisejahr 2019 zurück
Ein bisschen Waldbaden, noch ein wenig in die Therme und abends ein
gesundes Essen. Millionenfach zieht es Urlauber Jahr für Jahr in die
Heilbäder und Kurorte des Landes. Diese wollen weg vom angestaubten
Image. Viele investieren kräftig und sind zufrieden mit den Zahlen.
Stuttgart (dpa/lsw) - Nach millionenschweren Investitionen und dank
neuer Angebote etwa für junge Urlauber und Naturfreunde rechnen die
meisten Heilbäder und Kurorte in Baden-Württemberg mit steigenden
Zahlen im laufenden Reisejahr. «Generell blickt die Branche positiver
in die Zukunft», sagte Heilbäderpräsident Fritz Link am Samstag auf
der CMT 2020 in Stuttgart.
Bereits im vergangenen Jahr habe sich der positive Trend fortgesetzt,
sagte Link, der auch Bürgermeister der Schwarzwald-Gemeinde
Königsfeld ist. Konkrete Zahlen lägen zwar erst in einigen Monaten
vor. Doch eine Mehrheit der 56 Heilbäder und Kurorte im Südwesten
erwarte für das zurückliegende Jahr mehr Ankünfte und auch
Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr. «Teilweise belief sich das
Plus auf bis zu 20 Prozent», sagte Link.
2018 waren die Kommunen auf über drei Millionen Ankünfte in
Gastbetrieben und mehr als zwölf Millionen Übernachtungen gekommen.
Das sind knapp ein Viertel aller Übernachtungen im Südwesten.
«Ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein, die Erholungssuche sowie
der demografische Wandel arbeiten für uns», sagte Link. Die
geburtenstarken Jahrgänge erreichten nun ein Alter, in dem
Gesundheit, Entspannung und Kurzurlaube nachgefragt würden. Auch
jüngere Menschen zwischen 30 und 40 Jahren suchten Entschleunigung.
Außerdem spiele die zunehmende Suche nach umwelt- und
klimafreundlichen Urlaubsalternativen den Kommunen in die Karten: «Es
gibt in breiten Kundenkreisen eine Rückbesinnung auf regionale und
ortsgebundene Heilmittel», sagte Link. «Und sicher überlegen sich
viele auch, ob sie aus Umweltbewusstsein tatsächlich ins Ausland
fliegen müssen für einen Kurzurlaub.»
In den Fokus nehmen die Gesundheitskommunen auch die Wohnmobilfahrer:
Über ein neues Web-Portal sollen Informationen für sie besser
aufbereitet und Suchen vereinfacht werden. Insgesamt generierten
Wohnmobilfahrer im Jahr 2018 auf den Stellplätzen in
baden-württembergischen Heilbädern und Kurorten 881 469
Übernachtungen, teilte der Verband mit. 22 Orte bieten in
unmittelbarer Nähe zu einer Therme Wohnmobilstellplätze an. Geht das
zu Lasten der Hotels am Ort? «Nein, keineswegs, da gibt es keine
Kannibalisierung, weil es sich um eine andere Zielgruppe handelt.
Diese Urlauber würden den Orten ansonsten verloren gehen.»
Schwerpunkte im laufenden Jahr setzen die Kommunen nach Angaben von
Verbandspräsident Link in die Themen «Erholungssuche» und «Gesundhe
it
aus der Natur». Zur Entschleunigung, für Auszeiten vom Alltag oder
auch zum populärer werdenden Waldbaden seien in den Heilbädern und
Kurorten Wanderwege angelegt und E-Bike-Touren entwickelt worden,
außerdem gebe es neue Zertifizierungen - beispielsweise für
«Nachhaltige Destinationen». Nach einer Branchenbefragung wollen die
Kurorte und Heilbäder im laufenden Jahr zwischen 10 000 Euro und 12
Millionen Euro in neue Angebote und Infrastruktur investieren.
Unter allen Bundesländern hat Baden-Württemberg laut Verband die
meisten anerkannten Heilbäder und Kurorte. Bevor ein Ort ein solches
Prädikat erhält, muss er staatlich geprüft werden. Er muss unter
anderem über ein Heilmittel mit wissenschaftlich
anerkannter Wirkung, zum Beispiel Quellwasser, und eine hohe
Luftqualität verfügen.
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