Keine neuen Corona-Infektionen in Hessen - «Drive-In»-Tests

Zwölf Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus sind in Hessen
bekannt. Aber das Thema betrifft Tausende. Mittwoch wurden weitere
Veranstaltungen und ein ICE gestoppt. Wer seinen Verdacht abklären
will, hat neue Optionen.

Wiesbaden/Frankfurt/Groß-Gerau/Marburg (dpa/lhe) - Die Zahl der
nachgewiesenen Fälle in Hessen hat sich am Mittwoch nicht erhöht, das
neuartige Coronavirus sorgt aber weiter für Aufregung. Bis zum
Nachmittag wurden in dem Bundesland insgesamt zwölf SARS-CoV-2-Fälle
bestätigt - ebenso viele waren es bereits am Dienstag gewesen. «Alle
erkrankten Personen weisen aktuell milde Verläufe mit keinen oder
leichten Symptomen auf», berichtete das Ministerium in Wiesbaden.

Wer fürchtet, infiziert zu sein, kann sich in Groß-Gerau im eigenen
Auto untersuchen lassen. Die Kreisklinik in Südhessen nimmt seit dem
Wochenende auch Abstriche durch das Autofenster. «Der Drive-In für
Corona-Tests wird als Alternative zur normalen Untersuchung in
unserer MVZ-Praxis (Medizinisches Versorgungszentrum) angeboten»,
sagte Krankenhaussprecher Martin Wohlrabe. Die Möglichkeit werde
bisher gut angenommen. Sechs Tests seien mit diesem Verfahren bisher
gemacht worden. Alle waren negativ.

Für die Klinik bietet das Verfahren große Vorteile: «Durch das
Angebot, sich auch im eigenen Fahrzeug testen zu lassen, bleiben
Verdachts-Patienten sozusagen in ihrer eigenen Quarantänestation»,
erklärte Geschäftsführerin Erika Raab. Die medizinische Fachkraft,
die die Abstriche nimmt, trage entsprechende Schutzkleidung. «Andere
Klinikbedienstete und Patienten kommen mit dem Verdachtsfall nicht in
Berührung. So wird die Gefahr einer Ansteckung deutlich minimiert.»

Auch in Marburg gibt es eine solche Möglichkeit: Die
Allgemeinmedizinerin Ulrike Kretschmann hat mit Kollegen ebenfalls
einen Drive-In für Tests eingerichtet. Gebraucht worden sei dieser
zwar noch nicht, es aber stünden Schutzkleidung und eine Garage als
Hygieneschleuse bereit. Das Verfahren spare sehr viel Ressourcen,
weil die potenziellen Corona-Patienten nicht die Praxis kontaminieren
könnten. «Jetzt da Verdachtsfälle gesondert behandelt werden können
,
trauen sich auch andere Patienten wieder in die Praxis.» Ein Test per
Drive-In sei eine «Win-Win-Situation», auch weil es die
Ansteckungsgefahr für Mediziner reduziere. «Ich würde mir wünschen,

dass die Landesregierung das Modell aufgreift», sagt Kretschmann.

Wegen eines Corona-Verdachtsfalls wurde in Frankfurt ein ICE
vorübergehend gestoppt. Nach etwas mehr als einer Stunde durfte der
Zug, der zwischen Kiel und Stuttgart unterwegs war, aber bereits
wieder weiterfahren. Gegen 10.45 war bei der Bundespolizeiinspektion
die Meldung eingegangen, «dass sich in einem ICE aus Kiel eine
männliche Person mit Verdacht auf den Coronavirus befinden würde». An

Bord waren 300 Reisende. Auf Anordnung der Bundespolizei wurde er am
Bahnhof Süd gestoppt. Das Gleis wurde von Einsatzkräften abgesperrt.
Die betreffende Person sei im Zug isoliert und das Gesundheitsamt
informiert worden.

Um kurz nach 12.00 Uhr wurde der ICE 973 wieder freigegeben, wie die
Deutsche Bahn berichtete. «Auch die betreffende männliche Person
durfte die Fahrt fortsetzen», berichtete die Bundespolizei. Auf das
Virus getestet wurde der Mann nicht. Der Verdacht sei von einem
medizinischen Laien ausgesprochen worden, hieß es im Frankfurter
Gesundheitsamt. Der Mann habe nicht die Verdachtskriterien erfüllt.
Daher sei kein Test veranlasst worden. Bis das Ergebnis eines Tests
vorgelegen hätte, hätte es rund vier Stunden gedauert.

Wie der Main-Kinzig-Kreis mitteilte, gab es nach einem am Vortag
gemeldeten Fall einer Coronavirus-Infektion keine weiteren Befunde.
Bei den in diesem Zusammenhang untersuchten Kontaktpersonen habe es
bisher keine Bestätigung für eine Infektion gegeben, vereinzelt
stünden Resultate noch aus, hieß es. Die Betroffene selbst zeige
übliche grippale Symptome, befinde sich weiterhin in häuslicher
Isolation und werde über das Gesundheitsamt engmaschig betreut.

Die Frankfurter Messe hat derweil wegen des neuartigen Virus weitere
Großveranstaltungen verschoben: Die auf Veranstaltungstechnik
fokussierte «Prolight + Sound» soll nun vom 26. bis zum 29. Mai
stattfinden, teilte die Messegesellschaft am Mittwoch mit. Für die
eigentlich parallel geplante Musikmesse steht ein neuer Termin noch
aus. Allerdings sollen publikumswirksame Nebenveranstaltungen wie die
«Musikmesse Plaza» (3./4. April) und das «Musikmesse Festival» (31.

März - 4. April) mit Live-Shows an den geplanten Terminen
stattfinden.

Die Messegesellschaft begründete die Verschiebung mit Auflagen des
städtischen Gesundheitsamtes, mit denen die Ausbreitung des Virus
verhindert werden sollen. Danach hätten die Besucher vor ihrer
Messeteilnahme gesundheitlich überprüft werden müssen. Dies könne v
on
der Messe nicht umgesetzt werden. Zuvor hatte die Frankfurter Messe
bereits die für März geplante Bau-Fachmesse «Light & Building»
verschoben.

Auch die Landesapothekerkammer Hessen sagte ihre eigentlich für 14.
und 15. März in Gießen geplante zentrale Fortbildungsveranstaltung
vorsorglich ab - erstmals in der Geschichte, wie es hieß. «Würde nur

einer unserer Teilnehmer positiv auf das Corona-Virus getestet,
könnte das für alle eine Quarantäne bedeuten», erklärte Ursula Fu
nke,
Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen.

Auch die für Donnerstag geplanten Proteste von Landwirten wurden von
Veranstalterseite abgesagt. Als Grund für die Absage nannten ein
Sprecher der Initiative «Land schafft Verbindung» in Hessen sowie
eine Sprecherin der Stadt Wiesbaden am Mittwoch das Coronavirus.
Anders die Situation in Mainz: Hier bleibt es bei den geplanten
Traktorfahrten und einer zentralen Kundgebung auf dem Gutenbergplatz
am Donnerstag, wie der Sprecher von «Land schafft Verbindung»
Rheinland-Pfalz sagte.

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