Corona bringt Ärzte in Not - Schutzmasken und Kritik vom Land

Das Coronavirus ist hochansteckend und den Ärzten fehlt bisher
Schutzmaterial. Das Land hilft. Es kleckert nicht, es klotzt.
Unterdessen schließen wieder Schulen. Das Virus breitet sich weiter
aus.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Zahl der Coronavirus-Infektionen in NRW
steigt, und den Ärzten fehlt vielfach die Ausrüstung, um sich gegen
das Virus zu schützen. Der Landrat im besonders betroffenen Kreis
Heinsberg, Stephan Pusch (CDU), berichtete von dramatischen Appellen
aus der Praxis, etwa von einem Kinderarzt: «Herr Pusch, sorgen Sie
dafür, dass wir weiter arbeiten können, sonst sterben meine kleinen
Patienten an anderen Krankheiten!», schrieb dieser Arzt.

In dieser Situation springt das Land für Krankenhäuser und Arztpraxen
mit einer Großbestellung in die Bresche. Nordrhein-Westfalen will
eine Million Schutzmasken kaufen, wie NRW-Gesundheitsminister
Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch in Düsseldorf ankündigte.

Dabei kritisierte Laumann Kliniken und Praxen, die aus seiner Sicht
die Vorsorge vernachlässigt hätten. Zugleich musste sich aber auch
die Landesregierung Kritik anhören. Die Landtags-SPD warf ihr
«Planlosigkeit» vor, forderte einen zentralen Krisenstab der
Landesregierung und landesweit einheitliche Kriterien für die
Genehmigung von Großveranstaltungen, wie der SPD-Abgeordnete Josef
Neumann erklärte.

Die Masken werden nicht nur im Kreis Heinsberg gebraucht. Auch in
anderen Teilen des Landes gibt es neue Fälle. So meldete der Kreis
Coesfeld am Mittwoch die erste nachgewiesene Infektion. Sie wurde bei
einem 49-Jährigen festgestellt, der sich wegen einer anstehenden
Operation in einem Krankenhaus in Münster befand.

Nach einem Coronavirus-Nachweis an einem Kölner Gymnasium fiel
vorerst nur am Mittwoch der Unterricht aus. Ob der am
Donnerstagmorgen wieder läuft, sollte noch im Laufe des Tages geklärt
werden, wie die Stadt Köln mitteilte.

Im Schwalmtal (Kreis Viersen) wurde vorübergehend ein Gymnasium
geschlossen, nachdem die Mutter einer Oberstufenschülerin positiv
getestet wurde. Im Kreis Viersen befinden sich drei Infizierte in
häuslicher Quarantäne. Der Kreis rechnete damit, dass die Zahl weiter
steigt.

In Aachen spitzte sich die Lage zu. Die Städteregion meldete am
Mittwoch 25 nachgewiesene Virusfälle. Fünf Schulen in Stadt und
Region sind den Angaben nach diese Woche geschlossen und eine Kita
wegen einer infizierten Erzieherin.

Die Zahl der landesweit nachgewiesenen Infektionen mit dem
Coronavirus ist nach Angaben des NRW-Gesundheitsministers inzwischen
deutlich gestiegen, nämlich von 101 am Vortag auf 129 Fälle am
Mittwochnachmittag. Am Donnerstag morgen meldete das
Gesundheitsministerium NRW-weit 172 Coronavirus-Infizierte. Bei
insgesamt vier Patienten gebe es schwere Krankheitsverläufe.

Am Mittwochabend teilte der Kreis Heinsberg mit, inzwischen seien 134
Infektionen nachgewiesen. Acht Betroffene befänden sich in
stationärer Behandlung, nach letzten Erkenntnissen habe sich ihr
Gesundheitszustand tendenziell verbessert. «Bei der Vielzahl der im
Kreis Heinsberg durchgeführten Testverfahren wird nur ein geringer
Bruchteil positiv getestet, so erklärt sich die moderate Steigerung
der Fallzahlen», teilte die Pressestelle in Heinsberg am Abend mit.

Vor allem die Ärzte in diesem besonders betroffenen Kreis hatten
wegen fehlender Schutzausrüstung Alarm geschlagen. Laumann warf
Kliniken und Praxen schlechte Vorbereitung beim Arbeitsschutz vor.
«Es kann nicht sein, dass die Arbeitgeber im Gesundheitswesen im
Arbeitsschutz so schlecht vorbereitet sind wie sie jetzt vorbereitet
waren», sagte Laumann. Arbeitsschutz sei Sache der Arbeitgeber. «Ich
bin jetzt heilfroh, dass wir durch diesen Kauf das Problem lösen als
Land. Aber wir lösen es mit Steuergeldern, wo eigentlich andere
Strukturen zuständig sind», sagte Laumann. Krankenhäuser seien kein
«kleiner», sondern ein «professioneller Arbeitgeber in diesem Land»
.

Er habe jetzt keine Zeit für diese Diskussion, machte der Heinsberger
Landrat Pusch deutlich. «Die Probleme sind da, ob wir das diskutieren
oder nicht.» Die Untersuchung der Ursachen für die Schwierigkeiten
«sollte man mit aller Härte führen. Aber vor der Diskussion erfolgt
für mich erst einmal die Bewältigung der Lage», sagte Pusch.

Nach seiner Einschätzung werde sich die Situation im Kreis in den
nächsten Tagen entspannen. Der Kreis habe jetzt eine mobile
Notarztpraxis und ein zweites Untersuchungszentrum. Außerdem werde
nach Aachen auch Heinsberg medizinisches Personal, das in Kontakt mit
Coronavirus-Infizierten war, nicht mehr automatisch in Quarantäne
schicken. Durch die Regelung des Robert Koch-Instituts hätten immer
mehr Arztpraxen Probleme, ihren Betrieb aufrecht zu erhalten.

Das Fußball-Bundesligaspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und
Borussia Dortmund am Samstag soll nicht abgesagt werden. Das
Gesundheitsamt der Stadt Mönchengladbach sehe keinen Grund für eine
solche Entscheidung, sagte NRW-Gesundheitsminister Laumann.

Alle Fußballfans, die im vom Coronavirus besonders betroffenen Kreis
Heinsberg wohnen, sollen vom Verein aber das Angebot erhalten, ihre
bereits gekaufte Karte für das Spiel zurückzugeben und stattdessen
kostenlos ein anderes Spiel der Borussia zu besuchen. Das bedeute
nicht, dass die Heinsberger nicht willkommen seien, erklärte Landrat
Pusch nach einem Telefonat mit der Vereinsspitze. Aber in dieser
besonderen Situation gebe es vielleicht Fans, die nicht kommen
wollten.

Unterdessen nahmen landesweit Diagnostikzentren für potenzielle
Corona-Infizierte ihre Arbeit auf - so in Düsseldorf und im Kreis
Aachen. Minden sollte am Donnerstag starten. Die Zentren sollen von
zugewiesenen Patienten Proben entnehmen, um die Hausärzte zu
entlasten.

Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK

Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.

Jetzt der TK beitreten





Zur Startseite