Ein Virus legt eine Stadt lahm: Hamburg im Ausnahmezustand Von Carola Große-Wilde, dpa

Freie Sonnenplätze im beliebten Café, leere Spielplätze, zahlreiche
Geschäfte geschlossen - der sonst so belebte Hamburger Stadtteil
Eimsbüttel ist im Ausnahmezustand. Nur Hunde dürfen noch frei
herumtoben.

Hamburg (dpa/lno) - Wo am Montag Kinder noch fröhlich in der
Frühlingssonne schaukelten und im Sand spielten, hängt am Dienstag
ein Schild am Zaun: «Betreten des Gartens aufgrund des Coronavirus
zur Zeit leider verboten». Kein Kind ist weit und breit zu sehen, nur
die Vögel zwitschern in den Bäumen. Nachdem die Stadt Hamburg am
Montagabend die Maßnahmen wegen der Corona-Pandemie noch einmal
verschärft hat, dürfen auch private Kinderspielplätze wie im
Stadtteil Eimsbüttel nicht mehr betreten werden. «Das ist echt voll
blöd», jammert der neunjährige Malte, der gerade mit seinem Vater
vorbeikommt. «Was soll ich denn jetzt die ganze Zeit machen?»

Nachdem bereits Schulen, Kitas, Theater und Museen schließen mussten,
müssen in den kommenden Tagen in Hamburg auch die meisten Geschäfte
des Einzelhandels dicht machen. «Für uns ist das eine Katastrophe»,
sagt Laura Blöchl, Inhaberin des Blumenladens «Das kleine Grüne».
«Ich weiß nicht, wie ich die Mitarbeiter bezahlen soll.» Noch könne

sie einige Blumen vor der Tür verkaufen, in den Laden darf jeweils
nur ein Kunde. Doch bald werde ihr Laden geschlossen. «Ich hoffe,
dass dann viele Kunden unseren Lieferservice in Anspruch nehmen,
damit wir irgendwie über die Runden kommen», sagt Blöchl.

Besonders schlimm ist die Lage auch für die Gastronomie. Vor dem
Restaurant «Vesper» sind von den 120 Außenplätzen nur einige wenige

besetzt - und das, obwohl die Sonne scheint. Normalerweise gibt es in
dem beliebten Lokal bei schönem Wetter keinen Platz mehr. «Das ist
schon extrem, was hier passiert», sagt Inhaber Christian Buchleiter.
Er werde sein Restaurant wohl demnächst schließen müssen, da die
Kosten die Einnahmen nun übersteigen. Er rechne damit, «dass sehr
viele Gastronomiebetriebe diese Krise nicht überleben werden».
«Sämtliche Familienfeiern in den kommenden Wochen wurden abgesagt»,
ergänzt seine Schwester Nina Buchleiter.

Sie müssten nun Kurzarbeitergeld für ihre Angestellten beantragen,
aber auf dem Arbeitsamt erreichten sie im Moment niemanden. «Ich weiß
nicht, wie ich die Miete bezahlen soll», sagt Christian Buchleiter.
Die Politik dürfte die Menschen, die in der freien Wirtschaft
arbeiten, nicht vergessen. «Günstige Kredite nützen uns nichts, da
wir sie nicht abbezahlen können», sagt der Gastronom. Sinnvoll wäre
ein bedingungsloses Grundeinkommen für eine gewisse Zeit und nach der
Coronakrise die Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes auf Getränke und
Speisen von 19 auf 7 Prozent - nur so könne die Gastronomie noch
gerettet werden.

Auf dem sogenannten Piratenspielpatz neben der Kita Kaifu spielt am
Dienstag nur eine Handvoll Kinder - trotz des Verbots. «Am Montag war
es hier noch übertrieben voll, weil alle mal an die frische Luft
wollten», sagt Sonja Alt, die mit ihrem dreijährigen Sohn Noah
unterwegs ist. Sie könne die strikten Maßnahmen der Stadt gegen das
Coronavirus verstehen, aber die Kinder müssten auch mal raus.
«Sollten es mehr Kinder werden, würde ich aber lieber wieder nach
Hause gehen.» Auch Susanne Depp (36), die mit ihrem Sohn Emil
schaukelt, ist bereit, Einschränkungen anzunehmen. «Wir haben ja noch
Glück: Wir haben unseren Mops Hagen. Mit dem dürfen wir Gassi gehen.
»

Den Entschluss, auch Spielplätze zu schließen, hat Hamburgs
Bürgermeister am Dienstag erneut vehement verteidigt. «Die Kinder
sind die Hauptbrücken von Infektion zu Infektion. (...) Wenn aber die
Kinder dann alle untereinander immer wieder in Kontakt treten, dann
ist das aus Sicht der Epidemiologen eben eine Hauptursache für
schnelle Verbreitung von solchen Viren.»

Dass die Kleinen deshalb nun nur zu Hause sitzen müssen, verneint der
Politiker ebenso deutlich. Die Eltern sollten mit den Kindern sogar
raus gehen und an Elbe, Alster und im Park spazieren. «Frische Luft
ist immer etwas Gesundes. Aber wir müssen Kontakte vermeiden. Darum
geht es.»

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