Bund schafft «Luftbrücke» für Schutzmaterial aus China

Masken für Ärzte und Pflegekräfte werden in der Corona-Krise dringend

gebraucht. Die Bundesregierung müht sich um Nachschub. Nun steht eine
Absicherung, dass es an Luftfracht-Engpässen nicht scheitern soll.

Berlin (dpa) - Im Kampf gegen die Corona-Epidemie hat der Bund eine
«Luftbrücke» für Transporte mit dringend benötigter Schutzausrü
stung
aus China nach Deutschland organisiert. Damit ist man in der Lage,
täglich eine Passagiermaschine der Lufthansa für 25 Tonnen Fracht
nach Shanghai zu schicken, wie die Deutsche Presse-Agentur vom
Bundesgesundheitsministerium erfuhr. Hinzu kommen demnach weitere
Transport-Optionen über das Verteidigungsministerium. Beide Maßnahmen
sollen dazu dienen, flexibel auf Warenströme reagieren zu können.

Schutzausrüstung für medizinisches Personal wie Atemschutzmasken und
Anzüge sind derzeit weltweit knapp, der Markt ist außerdem massiv
umkämpft. Die Bundesregierung ist daher in eine zentrale Beschaffung
eingestiegen, um ergänzendes Material zum Weiterverteilen an Praxen,
Krankenhäuser und Pflegeheime zu besorgen. Dabei bereiten Einkaufs-
und Lieferbedingungen teils Schwierigkeiten - besonders in China, das
für den Großteil der globalen Schutzmaskenproduktion steht.

Jüngste Erfahrungen zeigten, dass Zwischenhändler Lieferpflichten oft
nicht erfüllen könnten, heißt es in einem Ministeriumsbericht zum
Stand der Beschaffung vom 4. April, der der dpa vorliegt. Teils
würden Fälschungen oder Produkte angeboten, die von zugesagten
Standards abweichen. Auch beim Versand nach Deutschland komme es zu
Problemen. Daher gebe es bei Lieferprognosen große Unsicherheiten.

Vor allem die Beschaffung vor Ort in China zeigt demnach aber nun
«kurzfristig Wirkung». Sie erlaube Zugriff auf sehr große Kapazität
en
von etwa 1000 Herstellern, die normgerechte Ware herstellen könnten.
Anfang April habe zudem ein direkter Zugang zu einem staatlichen
Produzenten hergestellt werden können, der ein höheres Maß an
Qualität und Liefersicherheit verspreche.

Die vom Bund zentral beschaffte Schutzausrüstung soll laut dem
Bericht zu 85 Prozent im Gesundheitssektor verteilt werden, 15
Prozent sollen an oberste Bundesbehörden und ihre Geschäftsbereiche
gehen - dazu gehören etwa auch Bundespolizei und Technisches
Hilfswerk. Die Kassenärztlichen Vereinigungen verteilen an Praxen
weiter, die Länder an Kliniken, Pflegeheime und andere Einrichtungen.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte deutlich gemacht, dass der
Nachschub besser werden müsse. Man sei bei der Versorgung mit
Schutzmasken vorangekommen, aber noch nicht im wünschenswerten
Umfang, hatte sie am Montag gesagt. «Wir müssen hart arbeiten, damit
Krankenhäuser, Ärzte, Pflegeeinrichtungen, Behinderteneinrichtungen,
damit das Personal dort wirklich ausreichend und auch nicht von Tag
zu Tag lebend mit den entsprechenden Schutzgütern ausgestattet ist.»

Neben der Beschaffung auf den Märkten will der Bund Anreize setzen,
um eine Herstellung von Masken und Vorprodukten wie Vlies-Material im
Inland aufzubauen. Vorgesehen sind dafür Investitionszuschüsse, wenn
Unternehmen ihre Produktion umstellen, und Abnahmegarantien. Ziel ist
es laut Bundesregierung, einen nicht nur kurzfristigen Bedarf zu
decken - sondern Nachschub für mehrere Monate.