Türkischer Innenminister tritt nach verunglücktem Ausgehverbot zurück

Istanbul (dpa) - Nach dem verunglückten Start einer Ausgangssperre
ist der türkische Innenminister Süleyman Soylu zurückgetreten. Er
übernehme die volle Verantwortung für die am Freitag verhängte
Ausgangssperre in mehreren Städten und die Folgen teilte Soylu am
Sonntag auf Twitter mit. «Ich trenne mich von meinem
Innenministeramt, das ich mit Stolz ausgeführt habe», schrieb er.
Soylu (50) war seit 2016 Innenminister, ein Nachfolger wurde zunächst
nicht benannt.

Das Innenministerium hatte am späten Freitagabend kurzfristig eine
weitgehende Ausgangssperre wegen der Corona-Krise für 48 Stunden in
31 Städten beziehungsweise Provinzen verhängt, darunter in den
Metropolen Istanbul, Ankara und Izmir. Die Kommunikation der Behörden
war scharf kritisiert worden, weil die Maßnahme erst zwei Stunden vor
Beginn der Frist bekannt wurde und Details der Regelung zunächst
unklar waren. Am Freitagabend war es deshalb zu Panikkäufen und
Menschenansammlungen in den betroffenen Städten gekommen.

Soylu schrieb weiter, er werde dem türkischen Präsidenten Recep
Tayyip Erdogan immer treu bleiben und bitte ihn und das türkische
Volk um Vergebung. Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu sagte nach
Angaben seiner Mitte-Links Partei CHP, er glaube nicht, dass Soylu
die Entscheidung zurückzutreten, alleine getroffen habe, vielmehr
habe dieser Erdogan «retten» wollen.

Die Türkei hatte vor rund einem Monat ihren ersten Coronavirus-Fall
gemeldet. Am stärksten betroffen ist nach offiziellen Angaben
Istanbul. Gesundheitsminister Fahrettin Koca teilte am Sonntag via
Twitter mit, die Zahl der Infizierten sei auf 56 956 gestiegen. In 24
Stunden seien zudem 97 Menschen an der Lungenkrankheit Covid-19
gestorben, damit stieg die Gesamtzahl der Todesopfer auf 1198. Mehr
als 3000 Menschen hätten sich erholt.

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