Österreich öffnet Geschäfte - Franzosen müssen sich noch gedulden

Mehrere Länder in Europa beginnen vorsichtig, den Corona-Griff um das
Alltagsleben zu lockern. Sie setzen dabei sehr unterschiedliche
Akzente.

Berli/Wien/New York (dpa) - Der Weg zurück zur Normalität wird
weltweit ein langer sein. Einige Länder, auch in Deutschlands
unmittelbarer Nachbarschaft, wagen zaghafte Schritte raus aus dem
Stillstand des Wirtschafts- und Alltagslebens. Ein aktueller
Überblick:

ÖSTERREICH ÖFFNET GESCHÄFTE WIEDER

Nach vierwöchiger Schließung wegen der Corona-Krise haben in
Österreich seit Dienstag wieder zahlreiche Geschäfte geöffnet. Von
der Lockerung der Anti-Corona-Maßnahmen profitierten kleine Läden mit
weniger als 400 Quadratmetern Verkaufsfläche sowie die Bau- und
Gartenmärkte, vor denen sich vereinzelt lange Schlangen bildeten. Die
Öffnungszeiten der Läden sind auf 07.40 Uhr bis 19.00 Uhr beschränkt.

Händler, die zu viele Kunden auf einmal hereinlassen, müssen mit bis
zu 3600 Euro Strafe rechnen.

Es gibt zugleich Auflagen. Alle Kunden und Mitarbeiter müssen einen
Mundschutz tragen, der Mindestabstand von einem Meter ist einzuhalten
und die Zahl der Kunden im Verkaufsraum wird begrenzt. Das Bedecken
von Mund und Nase durch einen speziellen Schutz oder einen Schal wird
in allen öffentlichen Verkehrsmitteln Pflicht. Die
Ausgangsbeschränkungen bleiben im Prinzip bis Ende April in Kraft. In
einer zweiten Stufe sollen vom 2. Mai an alle Geschäfte in Österreich
wieder öffnen dürfen, dazu zählen auch die Friseure. Von Mitte Mai an

könnten die Lokale und Restaurants folgen.

Österreich steht im internationalen Vergleich in der Coronakrise
aktuell gut da. Die Infektionszahlen sind eher niedrig, die Zahl der
Genesenen dafür hoch. Außerdem sind die Kapazitäten der Kliniken zur

Behandlung auch schwerer Fälle der Lungenkrankheit Covid-19 bei
weitem nicht ausgelastet.

FRANKREICH: HOFFEN AUF DEN 11. MAI

Die Franzosen müssen noch rund vier Wochen mit den strengen
Ausgangsbeschränkungen leben, die seit dem 17. März gelten. «Der 11.

Mai wird der Beginn einer neuen Etappe sein», sagte Frankreichs
Präsident Emmanuel Macron am Montagabend in einer TV-Ansprache. Die
Hoffnung komme zurück. «Aber nichts ist selbstverständlich.» Denn i
n
der ostfranzösischen Region Grand Est oder im Großraum Paris seien
die Krankenhäuser weiter überlastet.

Macron warnte, ein Ende der Ausgangsbeschränkungen am 11. Mai sei nur
möglich, wenn sich die Menschen weiter verantwortungsbewusst
verhalten. Ab dann sollen Schulen und Kindergärten schrittweise
wieder öffnen, die Hochschulen aber nicht vor dem Sommer.
Restaurants, Cafés oder Hotels sollen vorerst geschlossen bleiben.
Auch Senioren oder chronisch Kranke müssen dann weiterhin zu Hause
bleiben.

Frankreich ist von der Pandemie hart getroffen - bis Montag zählte
das Land 14 967 Todesfälle. Am fünften Tag in Folge ist die Zahl der
Menschen, die auf der Intensivstation behandelt werden, leicht
rückläufig. Die Behörden sprechen von einem «hohen Plateau».

SPANIER GEHEN WIEDER ZUR ARBEIT

Seit Dienstag dürfen die Spanier landesweit erstmals seit rund zwei
Wochen wieder arbeiten, der sogenannte Winterschlaf, mit dem die
linke Regierung den Kampf gegen die Corona-Pandemie intensiviert
hatte, ist vorbei. Bereits am Montag war dies in Madrid und jenen
Regionen der Fall, in denen Ostermontag kein Feiertag ist.

Allerdings gilt die strenge Ausgangssperre weiter bis mindestens
Mitternacht am 25. April. Privat dürfen die Menschen seit Mitte März
nur zum Einkaufen und in Sonderfällen vor die Tür. Ministerpräsident

Pedro Sánchez sagte am Sonntag: «Wir sind nicht einmal am Beginn
einer zweiten Phase. Erste Lockerungen wird es frühestens in zwei
Wochen geben. Und die werden schrittweise und vorsichtig sein.»

USA: MEHR ALS 10 000 CORONA-TOTE IN NEW YORK

Im besonders heftig von der Corona-Pandemie getroffenen
US-Bundesstaat New York sind inzwischen mehr als 10 000 Menschen nach
einer Infektion mit dem Virus gestorben, US-weit sind es mehr als 23
000. Die Gesamtzahl der Todesopfer in dem nordöstlichen Bundesstaat
mit rund 19 Millionen Einwohnern liege nun bei 10 065, teilte
Gouverneur Andrew Cuomo am Montag (Ortszeit) mit.

Zwischen Sonntag und Montag seien noch einmal 671 dazugekommen,
weniger als in den Tagen zuvor. «Die Zahl ist praktisch flach, aber
auf einem schrecklichen Level von Schmerz, Trauer und Sorge.» «Ich
glaube, man kann sagen, dass das Schlimmste vorbei ist», sagte Cuomo
- betonte aber, dass das nur gelte, wenn sich die Menschen in New
York weiter an die strengen Ausgangsbeschränkungen hielten.

Bestehen bleibt vorerst der US-Einreisestopp für Ausländer aus
Europa. Italien und Spanien gehe es in der Corona-Krise noch immer
nicht gut und Frankreich habe gerade erst Maßnahmen zur Eindämmung
des Virus verlängert, sagte US-Präsident Donald Trump am Montagabend
(Ortszeit) im Weißen Haus. Der Einreisestopp bleibe in Kraft, bis es
den Ländern besser gehe. Sobald dies der Fall sei, wolle man den
Einreisestopp «sehr schnell» beenden, machte Trump deutlich.

ITALIEN ZÄHLT WENIGER TODESFÄLLE

Einen Hoffnungsschimmer gab es aus Italien, wo am Ostermontag 566
Corona-Tote binnen 24 Stunden registriert wurden, etwas mehr als am
Vortag, aber weniger als in der schwersten Phase der Pandemie, als
fast 1000 Tote an einem Tag zu beklagen waren. Insgesamt starben in
dem Land seit Februar 20 465 Menschen im Zusammenhang mit der
Covid-19-Krankheit, wie der Zivilschutz mitteilte. Die Gesamtzahl der
Infizierten stieg moderat auf 159 516 Fälle (plus gut 3000). In
Italien gilt ein strenges Maßnahmenpaket im Kampf gegen die
Corona-Krise mit Ausgangsverboten und Betriebsschließungen noch bis
zum 3. Mai.

DÄNEMARK BEGINNT LOCKERUNGEN IM BILDUNGSSEKTOR

Ab Mittwoch öffnen Kinderkrippen, Kindergärten sowie die Schulen für

Kinder bis zur fünften Klasse wieder. Damit will die
dänische Regierung zunächst die Eltern entlasten, die sich bislang
neben der Arbeit auch noch um ihre jüngeren Kinder kümmern mussten.
Von einer «ersten vorsichtigen Phase» der Öffnung sprach
Ministerpräsidentin Mette Frederiksen.

Alle weiteren Maßnahmen wurden hingegen um vier Wochen verlängert:
Die dänischen Grenzen, auch die nach Deutschland, bleiben vorläufig
bis zum 10. Mai dicht. Gleiches gilt für Restaurants, Cafés, Kneipen
sowie Theater und weitere Freizeiteinrichtungen. Versammlungen mit
mehr als zehn Personen sind weiter verboten, Großveranstaltungen bis
Ende August untersagt.