Wirbel um Tränen der Agrarministerin: «Ich hatte Kraft zu weinen»
Rom (dpa) - Gefühle zu zeigen gilt in Italien eigentlich als normal:
Die Tränen von Agrarministerin Teresa Bellanova bei einer
Pressekonferenz zum neuen Corona-Hilfspaket jedoch sorgten am
Donnerstag für einen Sturm der Aufregung. Die 61-jährige Politikerin
war am Vorabend von ihren Emotionen erfasst worden, als sie in Rom
über den Beschluss zu Aufenthaltspapieren für illegale Landarbeiter
und Haushaltshilfen sprach. «Von heute an (...) werden die
Unsichtbaren weniger unsichtbar sein», sagte sie mit bewegter Stimme
und nahm ihre Brille ab. Die Neuregelung war bis zuletzt zwischen den
Parteien ihrer Koalition umstritten gewesen.
Die rechte Opposition reagierte mit harten Kommentaren in Sozialen
Netzwerken. Oppositionschef Matteo Salvini von der Lega etwa schrieb:
«Bellanova sollte erstmal um Italiener weinen, bevor sie es um
Illegale tut.»
Andere Politiker wie der Chef der Kleinpartei Italia Viva, Matteo
Renzi, lobten ihren mutigen Einsatz. Bellanova, die nach eigenen
Angaben als junge Frau selbst auf Feldern gearbeitet hat, ist bekannt
für ihr soziales Engagement. Die ehemalige Gewerkschafterin
antwortete am Donnerstag auf Facebook mit einem Appell für eine
Politik mit Herz und Mut: «Es ist wahr. Ich habe geweint», schrieb
sie. Das dürfe nicht als weibliche Schwäche ausgelegt werden. «Ich
hatte nämlich die Kraft zu weinen - ja, die Kraft -, weil ich für
etwas gekämpft habe, an das ich von Anfang an geglaubt habe (...).»
Die zunächst zeitweise Legalisierung von Menschen, die schon länger
im Land leben und oft ohne Papiere arbeiten, soll auch der
Agrarbranche in der Corona-Krise helfen. Denn in Italien fehlen
osteuropäische Saisonarbeiter.
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