Das Wohnzimmer-Workout als Gefahr: Neue Konkurrenz für Fitnessstudios Von Larissa Schwedes, dpa

Hanteln heben, Yoga oder Intervall-Workout - auch im Fitnessbereich
zeigt sich in Corona-Zeiten: Vieles geht gut zu Hause. Das könnte die
Branche nachhaltig verändern.

Düsseldorf (dpa) - Neidische Blicke auf den Bizeps gibt es im eigenen
Wohnzimmer eher selten. Abgesehen davon lässt sich zu Hause aber
recht gut Sport treiben, wie viele Menschen jüngst festgestellt haben
- Kleinhanteln, Yogamatten und Millionen von Video-Workouts sei Dank.
Auch Bewegung an der frischen Luft hat zahlreiche neue Fans gefunden,
als die Fitnessstudios geschlossen blieben. Was zunehmend die Frage
aufwirft: Kann die gute alte Muckibude das überleben?

Die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage, für die der Deutsche
Industrieverband für Fitness und Gesundheit (DIFG) im Mai rund 1000
Fitnessstudio-Mitglieder befragen ließ, dürften Betreibern nicht
gefallen: Jeder Fünfte gab an, in Zukunft das Fitnessstudio seltener
als vor der Krise besuchen zu wollen - oder sogar gar nicht mehr.
Gleichzeitig müssen die Studioinhaber die Folgen der
Corona-Zwangspause kompensieren. Beiträge müssen in späteren Monaten

gutgeschrieben werden, verpasste Neumitgliedschaften schlagen zu
Buche. Die Branche rechnet zum Jahresende mit 10 Prozent weniger
Mitgliedern als zum Ende des Vorjahres.

«Das Fitnessstudio muss sich neu aufstellen», sagt der
DIFG-Vorsitzende Ralph Scholz. Gefragt sei eine Mischung aus
stationärem Training, Online-Kursen für zu Hause und am besten noch
Angeboten für draußen. Die Herausforderung werde sein, «das in einen

Mitgliedsbeitrag zu pressen».

Etwas leichter könnten sich damit jene tun, die bereits vor der Krise
auf ungewöhnliche Mitgliedschaftsmodelle setzten. Apps wie ClassPass
oder Urban Sports Club geben ihren Mitgliedern für einen festen
Monatsbeitrag eine große Auswahl verschiedener Sportangebote: Ob
Schwimmbad, Yogastudio, Pumpen oder Tanzkurs - die Studios erhalten
vom App-Anbieter einen bestimmten Betrag, je nachdem welches Angebot
der Kunde über die Fitness-App nutzt.

Schnell stellten sich diese Unternehmen daher auf Online-Betrieb um,
als die Krise hereinbrach. Sie boten den Studios an, ihre Kurse zu
streamen und die Teilnahme weiterhin über die App zu ermöglichen.
Obwohl die Studios mittlerweile wieder geöffnet haben, ist
Urban-Sports-Club-Mitgründer Moritz Kreppel sicher: «Die
Online-Angebote sind da, um zu bleiben. Eine Kombination von Online
und Offline macht absolut Sinn. Die Flexibilität, beides nutzen zu
können, ist extrem wichtig.» Manchen sei es wichtig, nach dem
Yoga-Kurs mit Trainer oder Teilnehmern einen Tee zu trinken und in
anderen Fällen zu Hause schnell und flexibel mitmachen zu können.

Im Internet konkurrieren die live gestreamten Kurse aus dem Studio um
die Ecke allerdings mit zahlreichen vorproduzierten Fitnessvideos von
Youtubern, Bloggern oder größeren Unternehmen. Auch Kreppel vom Urban
Sports Club will On-Demand-Inhalte für die Zukunft nicht
ausschließen. Für das kleine, inhaberbetriebene Fitnessstudio dürfte

es schwer werden, mitzuhalten, selbst wenn es sich um einen
Online-Offline-Mix bemüht. Ralph Scholz geht davon aus, dass neue
Dienstleister entstehen, die Betreibern dabei unter die Arme greifen.

«Fitnessstudios werden schon darum kämpfen müssen, dass sie ihren
Kundenstamm wieder zurückerobern», bestätigt Sportwissenschaftlerin
Susanne Tittlbach von der Uni Bayreuth. Die aktuelle Situation, in
der Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden müssen, erschwere
das zunehmend.

Forscher haben Tittlbach zufolge herausgefunden, dass die Menschen
auf dem Höhepunkt der Corona-Krise im Schnitt weniger sportlich aktiv
waren. Allerdings gab es eine größer werdende Schere: Ohnehin
sportlich aktive Menschen wurden noch sportlicher, während weniger
Aktive noch inaktiver wurden. Für Letztere dürfte der Kurs zur festen
Zeit am festen Ort, vielleicht sogar in der Gruppe, also auch
weiterhin hilfreich sein, um den berühmten Schweinehund zu
überwinden.

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