Drive-in-Corona-Test an der Autobahn - «zuhause niemanden anstecken» Von Sabine Dobel, dpa
Die Panne mit Corona-Tests in Bayern hat die Staatsregierung aus der
Sommerpause gerissen. Während noch immer Tausende Getestete auf ihre
Ergebnisse warten, reihen sich an den bayerischen Autobahnen weitere
Heimkehrer zum kostenlosen Test ein.
München (dpa) - Es läuft im Akkord. Im Minutentakt scannen Helfer
Teststäbchen, nehmen Abstriche von Urlaubsheimkehrern. Reisende aus
ganz Deutschland warten am Freitag in ihren Autos an der Teststation
in Kiefersfelden gleich hinter der österreichisch-bayerischen Grenze.
Sie wollen Sicherheit - für ihre Angehörigen, Freunde und Kollegen.
«Wir wollen zuhause niemanden anstecken», sagt eine Frau, die mit
ihrem Mann extra einen Umweg genommen hat, um die Teststation
anzufahren. «Wir wollen auf der sicheren Seite sein - weil sie in
Österreich nicht die Vorschriften haben wie bei uns», sagt ein
anderer Heimkehrer. «Uns ist wichtig, dass wir getestet sind und das
Virus nicht weiterverbreiten», sagt ein Familienvater.
Die Ausbreitung des Virus verhindern - das ist die Hauptmotivation
der Menschen, die in der brütenden Sonne auf den Test warten. Am
Freitagmittag geht es schnell - nach fünf bis zehn Minuten können die
Wartenden in das Testzelt fahren.
Heimkehrer können sich kostenlos testen lassen; für Urlauber aus
Risikogebieten ist ein Test bundesweit Pflicht. Bayern bot als
zunächst einziges Bundesland bereits seit Ende Juli kostenlose Tests
für Heimkehrer auch an den Autobahnen an - anfangs mit freiwilligen
Helfern des Bayerischen Roten Kreuzes. Baden-Württemberg ist nun
angesichts steigender Infektionszahlen dem Beispiel gefolgt und hat
eine Teststation an der Autobahn A5 nahe der Grenze zu Frankreich
eröffnet. Getestete brauchen hier aber Geduld: Den Verantwortlichen
zufolge kann es bis zu vier Tage dauern, bis ein Ergebnis vorliegt.
Im Freistaat warten manche der Getesteten bis heute auf ihre
Ergebnisse. Das Chaos um Zehntausende vertrödelte Corona-Tests von
Reiserückkehrern, darunter über 1000 Infizierte, hat viele Menschen
verunsichert, das Vertrauen in die Staatsregierung erschüttert und
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) unter Druck gebracht.
Die Testpanne schreckt die meisten Heimkehrer jedoch nicht. Der Test
gleich an der Autobahn sei einfacher als der Gang zum Hausarzt - und
schaffe schneller Klarheit, sagen viele. Das Konzept sei richtig und
gut. «Das ist vorbildlich», sagt Maurice Klein aus Berlin. Er hofft
auf ein Ergebnis vor Montag - denn dann muss er wieder arbeiten.
Das sollte klappen. Seit Wochenmitte testet das Unternehmen Eurofins.
Die Urlauber werden elektronisch erfasst. Mit einem Barcode gelangen
sie per Smartphone auf eine Registrierungsseite und geben ihre Daten
ein. Damit wird ein persönlicher Barcode generiert, der dann mit dem
Code des Teströhrchens gekoppelt wird. So geht es schneller an der
Teststation und so soll es schneller gehen mit der Benachrichtigung.
Spätestens nach 72 Stunden sollen Getestete ihr Ergebnis bekommen,
per Mail und bei positivem Test zusätzlich mit einem Anruf.
«Angestrebt ist, das in 24 bis 48 Stunden zu machen», sagt Florian
Heupel von Eurofins. «Aber das geht nicht bei großem Ansturm.»
Noch Anfang der Woche hatten freiwillige Rotkreuz-Helfer die
Handynummern der Autoinsassen per Hand auf Zettel notiert und dazu
die Daten der Personalausweise aufgenommen - viel zu aufwändig und
umständlich. Binnen einer Woche habe Eurofins nun das Konzept mit der
elektronischen Erfassung auf die Beine gestellt, sagt Heupel. Wann
das Unternehmen, das nach eigenen Angaben zu den größten
Test-Anbietern weltweit zählt und auch Abwasser, Schutzkleidung und
Oberflächen auf das Virus untersucht, die Anfrage bekam, konnte er
nicht sagen. Die Zahl der Tests werde jedenfalls reichen. «Wir haben
sehr große Kapazitäten, die auch erweitert werden können.»
In weißen Schutzanzügen schwitzen die Helfer in der Sommersonne. Sie
sind komplett geschützt, mit Masken und Brillen oder Gesichtsschutz.
Nicht zuletzt kann das Stäbchen beim Abstrich im Rachen einen
Würgereiz auslösen - eine hohe Ansteckungsgefahr für den Testenden.
Immerhin waren bisher ein bis zwei Prozent der Heimkehrer positiv.
Viele Hundert Reisende dürften täglich die Station in Kiefersfelden
durchlaufen, darunter folglich sicher auch Infizierte. Je schneller
sie von der Infektion erfahren, desto früher können sie Kontakte
meiden und eine weitere Verbreitung des Virus verhindern. Die Tests
sind laut Experten sehr sensitiv, nur eine kleine Fehlerquote bleibt.
Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK
Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.