Reisewarnung für zwei Regionen trifft Urlaubsland Kroatien Von Benedikt von Imhoff und Friederike Marx, dpa

Party-Touristen und Beachclubs: Kroatien meldet fast täglich neue
Rekordwerte bei den Corona-Infektionen. Das hat nun Folgen.

Berlin (dpa) - In Teilen Kroatiens ist die Zahl der
Corona-Neuinfektionen zuletzt nach oben geschossen - deshalb warnt
das Auswärtige Amt nun vor Reisen in zwei Regionen des Urlaubslandes.
Die Reisewarnung gilt für die beiden südlichen Verwaltungsbezirke -
die sogenannten Gespanschaften - ?ibenik-Knin mit dem Nationalpark
Krka und Split-Dalmatien mit der Hafenstadt Split sowie den Inseln
Brac und Hvar.

Auch wenn nur wenige Landesteile betroffen seien, «trifft diese
Entscheidung sowohl Urlauber als auch die Reisebüros und
Reiseveranstalter erneut», sagte Norbert Fiebig, Präsident des
Reiseverbandes DRV, am Donnerstag. Nach Angaben der kroatischen
Tourismusindustrie halten sich derzeit etwa 30 000 Urlauber aus
Deutschland in den betroffenen Gebieten auf.

Für die Tourismusindustrie in den Gespanschaften sei die Lage
aufgrund der Reisewarnung schwierig, sagte der Direktor der
kroatischen Zentrale für Tourismus in Frankfurt, Romeo Draghicchio,
der Deutschen Presse-Agentur. Er zeigte sich aber zugleich
erleichtert, dass die Bundesregierung nicht für das ganze EU-Land an
der Adria eine Reisewarnung erlassen hat. Für die übrigen 150 000
deutschen Urlauber, die derzeit in Kroatien sind, sowie diejenigen,
die noch Reisepläne haben, ändere sich nichts, betonte Draghicchio.

Zuvor hatten die beteiligten Bundesministerien für Gesundheit und
Inneres sowie das Auswärtige Amt die Regionen als
Corona-Risikogebiete eingestuft. «Das Covid-19-Infektionsaufkommen
war in Kroatien über mehrere Wochen niedrig, nimmt zuletzt allerdings
stark zu. In den Gespanschaften ?ibenik-Knin und Split-Dalmatien
liegen die Inzidenzen derzeit bei mehr als 50 Fällen pro 100 000
Einwohner auf sieben Tage», betonte das Auswärtige Amt. Über die
vergangenen 14 Tage steht diese Ziffer für ganz Kroatien bei 37,7.

Die Einstufung als Risikogebiet bedeutet, dass für heimkehrende
Urlauber eine Testpflicht auf das Coronavirus greift. Bis das
Ergebnis vorliegt, müssen sie sich in häusliche Quarantäne begeben.
Zentrales Kriterium für die Einstufung als Risikogebiet ist, in
welchen Staaten oder Regionen es in den vergangenen sieben Tagen mehr
als 50 Neuinfizierte pro 100 000 Einwohner gegeben hat.

Sollte die Bundesregierung ihre Reisewarnung auf ganz Kroatien
ausweiten, wäre das ein sehr harter Schlag für die Reisebranche,
sagte Draghicchio. Das «würde uns am härtesten treffen. Die Deutschen

sind unsere Urlaubsgruppe Nummer eins.» Aktuell hielten sich die
meisten deutschen Urlauber auf der nördlichen Halbinsel Istrien und
an der Kvarner-Bucht vor Rijeka auf. Dort gebe es nur wenige aktive
Coronafälle, sagte Draghicchio. Auch der DRV betonte, die
Reisewarnung gelte nicht für den Großteil der touristischen Regionen,
in denen deutsche Urlauber gerne unterwegs seien - wie etwa Istrien.

Kroatien zählt zu den beliebten Urlaubszielen der Bundesbürger im
Ausland, mit einem hohen Anteil von Individualreisenden. Vergangene
Woche hatte die Bundesregierung bereits eine Reisewarnung für fast
ganz Spanien einschließlich der Ferieninsel Mallorca, aber mit
Ausnahme der Kanaren ausgesprochen. Das belastet die Branche ungleich
stärker.

DRV-Präsident Fiebig mahnte, die Debatte um die steigenden
Corona-Zahlen dürfe nicht auf Reiserückkehrer verengt werden. Zudem
müsse zwischen Reisen zu Freunden und Familien in Länder wie den
Kosovo, die Türkei, Kroatien oder Bulgarien und dem klassischen
Pauschalreisetourismus unterschieden werden. «Der organisierte
Tourismus ist nur in äußerst geringem Umfang von Corona-Infektionen
betroffen. Den deutschen Reiseveranstaltern ist nur eine sehr geringe
Anzahl an Fällen bekannt», sagte Fiebig.

Kroatien hatte zuletzt einen steilen Neuanstieg an Corona-Fällen
registriert. Am Donnerstag meldeten die Behörden einen Rekordwert von
255 Fällen innerhalb der vergangenen 24 Stunden. Damit gibt es in dem
Land mit etwa 4,19 Millionen Einwohnern nun 1689 aktive Fälle. «Die
Lage hat sich etwas geändert in den letzten Tagen, die Zahl der
Neuerkrankungen ist etwas höher», räumte Draghicchio ein. Zugleich
betonte er: «Aber wir glauben, dass die Lage noch im Griff ist.» Die
Regierung machte junge Partytouristen und Beachclubs für den Anstieg
verantwortlich.

Draghicchio zeigte sich zuversichtlich, dass mithilfe neuer Maßnahmen
die Zahlen bald wieder sinken. So müssen Clubs nun um Mitternacht
schließen. Außerdem gelten Abstandsregeln sowie Maskenpflicht im
öffentlichen Nahverkehr sowie in geschlossenen öffentlichen Räumen.

Der Tourismus ist eine sehr wichtige Branche in Kroatien: Er macht
etwa 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Die Tourismussaison
dauert normalerweise bis Oktober. Im Falle einer deutschen
Reisewarnung für das gesamte Land würde ein Großteil der Einkommen in

der Nachsaison wegfallen, sagte Draghicchio. «Wir hoffen, dass es
keine Insolvenzen geben wird.»

Bisher hat das Land 2020 fast 50 Prozent weniger Urlauber registriert
als im Vorjahreszeitraum. «Bis Mitte Juni ging fast nichts. Aber
seitdem sind die Zahlen viel besser geworden», sagte der
Reiseexperte. Im August seien es bereits 70 Prozent der Ankünfte im
Vergleich zum Vorjahr gewesen.

Österreich und Italien haben bereits eine Reisewarnung für Kroatien
verhängt, am Donnerstag folgte das Nachbarland Slowenien. Die
Regierung in Ljubljana rief mehr als 100 000 Landsleute, die in
Kroatien weilen, auf, bis Montag zurückzukehren. Ansonsten müssten
sie sich in Quarantäne begeben. Slowenien, das deutschen
Autoreisenden nach Kroatien als Transitland dient, verzeichnete am
Donnerstag ebenfalls einen Rekord an Neuinfektionen. Die Regierung
betonte, bei den meisten Fällen handele es sich um Rückkehrer aus
Kroatien, häufig junge Menschen unter 35. Großbritannien kündigte an,

dass Einreisende aus Kroatien - ebenso wie aus Österreich - von
diesem Samstag an für 14 Tage in Selbstisolation gehen müssen.

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